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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schaute nach Norden und musterte den Himmel. Dort hingen Unheil verkündende dunkle Wolken. » Er ist der Vater, oder?«
    »Wenn er das wäre«, sagte Elayne ohne zu zögern, »dann wäre es wohl klüger, diese Tatsache für sich zu behalten, nicht wahr? Die Kinder des Wiedergeborenen Drachen werden Ziele sein.«
    Gawyn verspürte Übelkeit. Der Verdacht war ihm in dem Moment gekommen, in dem er die Schwangerschaft entdeckt hatte. »Soll man mich doch zu Asche verbrennen«, sagte er. »Elayne, wie konntest du nur? Nach dem, was er unserer Mutter antat!«
    »Er hat ihr nichts angetan. Ich kann zahllose Zeugen aufmarschieren lassen, die das bestätigen werden, Gawyn. Mutter verschwand, bevor Rand Caemlyn befreite.« Wenn sie von ihm sprach, trat ein liebevoller Ausdruck in ihre Augen. »Etwas geschieht mit ihm. Ich kann es fühlen, wie er sich verändert. Sich reinigt. Er hat die Wolken vertrieben und die Rosen blühen lassen.«
    Gawyn runzelte die Stirn. Sie glaubte, dass die Rosen wegen al’Thor blühten? Nun, Liebe konnte einen die seltsamsten Sachen glauben lassen, und wenn es sich bei dem Mann, von dem sie sprach, um den Wiedergeborenen Drachen handelte, konnte man vielleicht eine gewisse Irrationalität erwarten.
    Sie kamen zu dem kleinen Steg des Teiches. Er konnte sich daran erinnern, wie er dort als Kind geschwommen war und sich dafür eine ordentliche Standpauke hatte anhören müssen. Nicht von seiner Mutter, sondern von Galad, obwohl ihm seine Mutter einen strengen, enttäuschten Blick gewidmet hatte. Er hatte nie jemandem verraten, dass er nur deshalb dort geschwommen war, weil Elayne ihn ins Wasser geschubst hatte.
    »Das vergisst du nie, oder?«, fragte Elayne.
    »Was?«
    »Du hast daran gedacht, wie du während Mutters Zusammentreffen mit Haus Farah in den Teich gefallen bist.«
    »Gefallen? Du hast mich geschubstl«
    »Das habe ich nicht«, erwiderte Elayne steif. »Du musstest angeben und hast auf den Pfosten balanciert.«
    »Und du hast den Steg zum Wackeln gebracht.«
    »Ich habe ihn betreten«, sagte Elayne. »Kräftig. Ich bin eine lebhafte Person. Ich habe einen energischen Schritt.«
    » Einen energischen … Das ist einfach gelogen!«
    »Nein, ich gehe bloß kreativ mit der Wahrheit um. Ich bin jetzt eine Aes Sedai. Das ist eines unserer Talente. Nun, du ruderst mich doch über den Teich, oder?«
    »Ich habe … dich rudern? Wie kommst du jetzt darauf?«
    »Das ist mir gerade eingefallen. Hast du nicht zugehört?«
    Gawyn schüttelte verwirrt den Kopf. »Also gut.« Hinter ihnen nahmen mehrere Gardistinnen ihre Posten ein. Sie waren immer in der Nähe, oft von der hochgewachsenen Frau angeführt, die sich für das Ebenbild der Birgitte aus den Sagen hielt. Und vielleicht sah sie ja tatsächlich wie Birgitte aus - auf jeden Fall nannte sie sich so und diente als Generalhauptmann.
    Zu den Gardistinnen gesellte sich eine wachsende Gruppe von Dienern und Boten. Die Letzte Schlacht rückte immer näher, und Andor bereitete sich vor - und unglücklicherweise erforderten viele dieser Vorbereitungen Elaynes unmittelbare Aufmerksamkeit. Obwohl Gawyn da eine seltsame Geschichte zu Ohren gekommen war, dass man sie vor ungefähr einer Woche in einem Bett auf die Stadtmauer getragen hatte. Bis jetzt hatte er keine Gelegenheit gehabt, sie zu fragen, ob das stimmte oder nicht.
    Er winkte Birgitte zu, die ihm ein Stirnrunzeln schenkte, als er Elayne zu dem kleinen Ruderboot des Teiches führte. »Ich verspreche, sie nicht hineinzuwerfen«, rief er. Um dann zu murmeln: »Obwohl ich vielleicht zu ›heftig‹ rudere und uns umkippe.«
    »Ach, hör auf mit dem Unsinn«, sagte Elayne und stieg ein. »Teichwasser wäre nicht gut für die Babys.«
    »Da wir gerade davon sprechen«, sagte Gawyn und stieß das Boot mit der Stiefelspitze ab, dann stieg er selbst ein. Das Gefährt wackelte bedrohlich, bis er sich gesetzt hatte. »Solltest du wegen deines ›Zustands‹ nicht viel laufen?«
    »Ich werde Melfane sagen, dass ich die Gelegenheit brauchte, um meinen schurkischen Bruder auf den richtigen Weg zurückzuführen. Man kommt mit allem Möglichen durch, wenn man jemand ordentlich ausschimpft.«
    »Und das erwartet mich jetzt? Ordentlich ausgeschimpft zu werden?«
    »Nicht notwendigerweise.« Ihre Stimme klang ernst. Gawyn nahm die Ruder und schob sie ins Wasser. Der Teich war nicht riesig, gerade groß genug, um ein Boot zu rechtfertigen, aber zwischen den Schmetterlingen auf dem Wasser zu fahren hatte etwas

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