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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Rücken verschränkt. Perrin wünschte sich, er könnte seinen Geruch aufschnappen.
    Er konzentrierte sich wieder auf Morgase. »Ich kann mit Wölfen sprechen. Ich höre ihre Stimmen in meinem Kopf. Ich weiß, das klingt wie das Geständnis eines Verrückten. Aber ich vermute, dass das viele aus meinem Lager nicht überrascht, wenn sie es hören. Mit etwas Zeit könnte ich Euch das beweisen, mithilfe einiger Wölfe aus der Nähe.«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Morgase. Sie roch nach Angst. Das Getuschel in den Heeren wurde lauter. Er fing Failes Duft auf. Sorge.
    »Diese Gabe habe ich«, sagte Perrin. »Sie ist ein Aspekt von mir, so wie ich Eisen schmiede. So wie ich Männer anführe. Falls Ihr deswegen ein Urteil über mich fällt, dann solltet Ihr das verstehen.«
    »Ihr grabt Euch Euer eigenes Grab, Aybara«, sagte Bornhaid, stand auf und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Unser Kommandierender Lordhauptmann sagte, er könne nicht beweisen, dass Ihr ein Schattenfreund seid, und hier stellt Ihr Euch hin und präsentiert unseren Fall!«
    »Das macht mich nicht zu einem Schattenfreund«, sagte Perrin.
    »Der Zweck dieser Verhandlung besteht nicht darin, über diese Beschuldigung zu urteilen«, sagte Morgase energisch. »Wir werden Aybaras Verantwortung für den Tod dieser beiden Männer ergründen und nichts anderes. Ihr dürft Euch setzen, Kind Bornhaid.«
    Bornhaid setzte sich wütend.
    »Ich habe noch immer nicht Eure Verteidigung gehört, Lord Aybara«, sagte Morgase.
    »Ich habe Euch gesagt, was ich bin und was ich tue, um Euch zu zeigen, dass diese Wölfe meine Freunde waren.« Er holte tief Luft. »Diese Nacht in Andor … sie war schrecklich, genau wie Byar sagte. Wir hatten Angst, wir alle. Die Weißmäntel fürchteten sich vor den Wölfen, die Wölfe fürchteten sich vor dem Feuer und den drohenden Bewegungen der Männer, und ich hatte einfach nur Angst vor der ganzen Welt um mich herum. Ich hatte die Zwei Flüsse noch nie zuvor verlassen und verstand nicht, warum ich Wölfe in meinem Kopf hörte.
    Nun, nichts davon ist eine Entschuldigung, und das soll es auch nicht sein. Ich tötete diese Männer, aber sie griffen meine Freunde an. Wenn die Männer Jagd auf Wolfspelze machten, wehrten sich die Wölfe.« Er hielt inne. Sie mussten die ganze Wahrheit erfahren. »Um ehrlich zu sein, Euer Gnaden, ich hatte mich nicht unter Kontrolle. Ich wollte mich ergeben. Aber mit den Wölfen in meinem Kopf… ich fühlte ihren Schmerz. Dann töteten die Weißmäntel einen guten Freund von mir, und ich musste kämpfen. Ich würde das Gleiche tun, um einen Bauer zu beschützen, der von Soldaten gequält wird.«
    »Ihr seid eine Kreatur des Schattens!«, stieß Bornhaid hervor und stand wieder auf. »Eure Lügen beleidigen die Toten!«
    Perrin wandte sich dem Mann zu und erwiderte seinen Blick. Stille breitete sich im Zelt aus. Perrin konnte die Anspannung riechen, die in der Luft hing. »Ist Euch noch nie aufgefallen, dass sich manche Männer von Euch unterscheiden, Bornhaid?«, fragte er. »Habt Ihr je versucht, Euch zu überlegen, wie es sein muss, ein anderer zu sein? Wenn Ihr durch meine goldenen Augen sehen könntet, würdet Ihr die Welt als einen anderen Ort betrachten.«
    Bornhaid öffnete den Mund, als wollte er eine weitere Beleidigung ausspucken, leckte sich aber die Lippen, als wären sie plötzlich ausgetrocknet. »Ihr habt meinen Vater ermordet«, brachte er schließlich hervor.
    »Das Horn von Valere wurde geblasen«, erwiderte Perrin, »am Himmel kämpfte der Wiedergeborene Drache gegen Ishamael. Artur Falkenflügels Heere waren an diese Küsten zurückgekehrt, um sie zu unterwerfen. Ja, ich war in Falme. Ich ritt an der Seite der Helden des Horns in die Schlacht, an der Seite von Falkenflügel selbst, kämpfte gegen die Seanchaner. Ich kämpfte auf derselben Seite wie Euer Vater, Bornhaid. Ich sagte bereits, dass er ein guter Mann war, und das war er auch. Er griff tapfer an. Er starb tapfer.«
    Das Publikum stand so still, dass sie genauso gut Statuen hätten sein können. Niemand regte sich. Bornhaid wollte erneut widersprechen, sagte dann aber nichts.
    »Ich schwöre Euch unter dem Licht, bei meiner Hoffnung auf Rettung und Wiedergeburt, dass ich Euren Vater nicht getötet habe«, sagte Perrin. »Und ich hatte auch nichts mit seinem Tod tun.«
    Bornhaid betrachtete forschend Perrins Blick und sah aufgewühlt aus.
    »Hört nicht auf ihn, Dain«, sagte Byar. Sein Geruch war stark, stärker als alle

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