Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Flüssen geführt zu haben.«
    Die letzte Anschuldigung löste bei den Männern aus den Zwei Flüssen wütendes Gemurmel aus. Diese Trollocs hatten auch Perrins Familie getötet.
    Galad sprach weiter. »Die letzte Beschuldigung kann noch nicht untermauert werden, da man meine Männer aus den Zwei Flüssen vertrieb, bevor sie Beweise sammeln konnten. Was die ersten beiden Anklagepunkte angeht, hat Aybara seine Schuld bereits zugegeben.«
    »Stimmt das, Lord Aybara?«, wollte Morgase wissen.
    »Ich tötete diese Männer«, sagte Perrin. »Aber es war kein Mord.«
    »Dann wird dieses Gericht das klären«, sagte Morgase förmlich. »Und das ist der Disput.«
    Morgase schien eine völlig andere Person als Maighdin zu sein. Erwartete man von ihm ein solches Verhalten, wenn er Recht sprach? Aber er musste zugeben, dass sie dem Verfahren etwas von der dringend nötigen Formalität verlieh. Schließlich fand es in einem Zelt auf einem Feld statt, und der Richterstuhl war anscheinend mit ein paar Kisten erhöht worden, über die man einen Teppich geworfen hatte.
    »Galad«, sagte Morgase. »Eure Männer dürfen ihre Sicht der Geschichte erzählen.«
    Galad nickte Byar zu. Byar stand auf, und ein anderer Weißmantel, ein junger Mann, der gänzlich kahl war, trat vor und gesellte sich zu ihm. Bornhaid blieb sitzen.
    »Euer Gnaden«, begann Byar, »es geschah vor etwa zwei Jahren. Im Frühling. Einem ungewöhnlich kalten Frühling, wie ich mich erinnere. Wir waren auf dem Rückweg von einer wichtigen Mission für den Kommandieren Lordhauptmann, und wir durchquerten die Wildnis in der Mitte Andors. Wir wollten in einem verlassenen S tedding der Ogier übernachten, am Fuß der Überreste einer einstmals gewaltigen Statue. Die Art von Ort, von der man annimmt, dort sicher zu sein.«
    Perrin erinnerte sich an diese Nacht. Ein kalter Ostwind blies und ließ seinen Umhang rascheln, als er neben einem Teich mit Frischwasser stand. Er erinnerte sich daran, wie die Sonne stumm im Osten starb. Er erinnerte sich daran, im schwindenden Licht den Teich anzustarren und zuzusehen, wie der Wind die Oberfläche kräuselte, und die ganze Zeit hielt er die Axt in seinen Händen.
    Diese verdammte Axt. Er hätte sie dort wegwerfen sollen. Elyas hatte ihn überredet, sie zu behalten.
    »Bei unserem Eintreffen entdeckten wir, dass das Lager kürzlich benutzt worden war«, fuhr Byar fort. »Das bereitete uns Sorgen; das Stedding war nur wenigen Menschen bekannt. Aus dem einzigen Feuer schlossen wir, dass es nicht viele von den geheimnisvollen Reisenden gegeben hatte.«
    Seine Stimme klang präzise, seine Beschreibung methodisch. So hatte Perrin diese Nacht nicht in Erinnerung. Nein, er erinnerte sich an das Zischen der Flammen und die wütend aufstiebenden Funken, als Elyas den Inhalt des Teekessels ins Feuer goss. Er erinnerte sich an eine hastige Botschaft der Wölfe, die seinen Verstand überschwemmte und ihn verwirrte.
    Das Misstrauen der Wölfe hatte es schwergemacht, sich von ihnen zu trennen. Er erinnerte sich an Egwenes Furchtgeruch, wie er an Belas Sattel herumgefummelt hatte. Und er erinnerte sich an Hunderte Männer, die falsch rochen. Wie die Weißmäntel im Pavillon. Sie rochen wie kranke Wölfe, die nach allem schnappten, was sich in ihre Nähe wagte.
    »Der Lordhauptmann war besorgt«, fuhr Byar fort. Offensichtlich verzichtete er darauf, den Namen des Hauptmanns zu erwähnen, vermutlich aus Rücksicht auf Bornhaid. Der junge Hauptmann der Weißmäntel saß völlig reglos da und starrte Byar an, als hätte er Angst, die Beherrschung verlieren, falls er Perrin ansah. »Er glaubte, dass dort Räuber gelagert hatten. Wer sonst würde sein Feuer löschen und in dem Augenblick verschwinden, in dem ein anderer kam? Da sahen wir den ersten Wolf.«
    Im Versteck, der Atem ging stoßartig, Egwene drängte sich in der Finsternis an ihn. Aus ihrer und seiner Kleidung stieg der Geruch von Lagerfeuerqualm. In der Dunkelheit atmete Bela. Die beschützende Enge einer gewaltigen Steinhand, die Hand der Statue Artur Falkenflügels, die vor so langer Zeit abgebrochen war.
    Die wütende und besorgte Scheckie. Bilder von Männern in Weiß mit flackernden Fackeln. Der zwischen den Bäumen hervorschießende Wind.
    »Der Lordhauptmann hielt die Wölfe für ein schlechtes Zeichen. Jeder weiß, dass sie dem Dunklen König dienen. Er schickte uns auf Erkundung. Meine Gruppe übernahm den Osten, durchsuchte die Felsformationen und die Trümmer der gewaltigen

Weitere Kostenlose Bücher