Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
sich zu Boden, als eine Feuerkugel über ihrem Kopf vorbeischoss. Mesaana stand im wehenden schwarzen Gewand dort. Egwene knirschte mit den Zähnen und schickte sich fort. Sie wagte es nicht, der Frau direkt gegenüberzutreten.
    Sie tauchte in einem Lagerraum in der Nähe wieder auf und stolperte, als eine Explosion den Turmabschnitt erschütterte. Mit einer Handbewegung machte sie ein Fenster in die Tür und sah Amys vorbeirennen. Die Weise Frau trug den Cadin’sor und hielt Speere. Ihre Schulter war angesengt und blutete. In ihrer Nähe schlug ein weiterer Feuerstrahl ein, aber sie verschwand. Die Eruption heizte die Luft auf, zerschmolz Egwenes Fenster und zwang sie einen Schritt zurück.
    Saerins Recherche hatte sich als zutreffend erwiesen. Trotz der offenen Schlacht war Mesaana weder geflohen noch in Deckung gegangen, wie es Moghedien vielleicht getan hätte. Vielleicht war sie zuversichtlich. Vielleicht verspürte sie Angst; vermutlich brauchte sie Egwenes Tod, um dem Dunklen König ihren Sieg zu beweisen.
    Egwene holte tief Luft und bereitete sich darauf vor, wieder in den Kampf einzugreifen. Aber dann musste sie an Perrins Erscheinen denken und zögerte. Er hatte sich benommen, als wäre sie eine Novizin. Wie hatte er so selbstbewusst werden können, so stark? Sie hatten weniger die Dinge überrascht, die er getan hatte, als vielmehr die Tatsache, dass ausgerechnet er sie getan hatte.
    Sein Erscheinen war eine Lektion. Sie musste unbedingt darauf achten, sich nicht auf ihre Gewebe zu verlassen. Bair konnte die Macht nicht lenken, war aber so effektiv wie alle anderen. Bei manchen Dingen schienen Gewebe besser zu funktionieren. Die Mauer zu zertrümmern war zum Beispiel mit einem Gewebe leichter erschienen als es sich vorstellen zu müssen, denn es wäre vermutlich schwierig gewesen, einer so großen und massiven Oberfläche den Willen aufzuzwingen.
    Sie war eine Aes Sedai, und sie war eine Traumgängerin. Sie musste beides einsetzen. Mit angespannten Sinnen kehrte sie zurück in das Zimmer, in dem sie Mesaana begegnet war. Es war leer, obwohl die Wand noch immer in Trümmern lag. Irgendwo rechts donnerten Einschläge, und Egwene schaute um die Ecke. Feuerbälle schossen dort hin und her, Gewebe flogen durch die Luft.
    Sie dachte sich hinter eine der kämpfenden Gruppen und erschuf zu ihrem Schutz einen dicken Glaszylinder, der sie einhüllte. Hier hatte der Turm schwere Zerstörungen davongetragen, die Wände qualmten. Egwene entdeckte eine einzelne Gestalt in einem blauen Kleid, die sich neben ein paar Trümmern duckte.
    Nicola?, dachte Egwene zornig. Wie kommt die denn hierher? Ich dachte, ich könnte ihr endlich vertrauen! Das dumme Mädchen musste sich von einer der anderen, die erwacht waren, ein Traum-Ter’angreal besorgt haben.
    Egwene wollte zu ihr springen und sie wegschicken, aber plötzlich riss unter Nicolas Füßen der Boden auf, und Flammen schossen in die Höhe. Aufschreiend wurde Nicola, eingehüllt in eine Gischt aus zerschmolzenem Stein, in die Luft geschleudert.
    Egwene schrie auf, versetzte sich an die Stelle und erdachte eine stabile Steinmauer unter Nicola. Das Mädchen landete dort blutverschmiert; ihre Augen starrten ins Leere. Fluchend ging Egwene neben ihr auf die Knie. Das Mädchen atmete nicht.
    »Nein!«, sagte sie.
    »Egwene al’Vere! Aufpassen!« Das war Melaine.
    Alarmiert drehte sich Egwene um, als neben ihr eine Mauer aus dickem Granitgestein in die Höhe wuchs und mehrere Feuerbälle aufhielt, die von hinten heranschossen. Melaine erschien neben Egwene, ganz in Schwarz gekleidet; selbst ihrer Haut war schwarz. Sie hatte sich in den Schatten des Korridors verborgen.
    »Dieser Ort wird zu gefährlich für Euch«, sagte Melaine. »Überlasst ihn uns.«
    Egwene schaute zu Boden. Nicolas Leiche verblasste. Dummes Kind! Sie warf einen Blick an der Mauer vorbei und sah zwei Schwarze Schwestern - Alviarin und Ramola - Rücken an Rücken stehen und zerstörerische Gewebe in verschiedene Richtungen schleudern. Hinter ihnen befand sich ein Zimmer. Egwene konnte tun, was sie bereits mehrmals getan hatte, in das Zimmer springen, die Mauer zerstören und die beiden darunter begraben…
    Dummes Kind, hatte Bair gesagt, Euer Muster ist offensichtlich.
    Genau das wollte Mesaana von ihr. Die beiden Schwarzen Schwestern waren ein Lockvogel.
    Egwene sprang in das Zimmer, stemmte aber den Rücken gegen die Wand. Sie leerte ihre Gedanken und wartete angespannt.
    Mesaana erschien wie schon

Weitere Kostenlose Bücher