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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unten kam.
    Das tat er auch, schnitt tief in seine Seite. Er nahm es mit einem Grunzen hin, schlug aber sofort mit allem zu, was er noch hatte. Sein Schwert zischte durch die Luft, traf kurz ein Hindernis und durchschnitt dann etwas. Gefolgt von einem dumpfen Poltern; ein abgeschlagener Kopf prallte von der Wand, eine Leiche schlug auf dem Boden auf.
    Gawyn sackte gegen das Bett, Blut spritzte aus seiner Seite. Um ihn herum wurde alles schwarz, er verlor das Bewusstsein, obwohl das in dem dunklen Raum schwer festzustellen war.
    Er griff nach der Stelle, wo sich seiner Erinnerung nach Egwenes Hand befinden musste, war aber zu schwach, sie zu finden.
    Einen Augenblick später prallte er auf dem Boden auf. Sein letzter Gedanke war, dass er immer noch nicht wusste, ob sie tot war oder nicht.
     
    »Große Herrin«, sagte Katerine und kniete vor Mesaana nieder, »wir können den von Euch beschriebenen Gegenstand nicht finden. Die Hälfte unserer Frauen sucht danach, während die andere Hälfte gegen die Würmer kämpft, die sich uns widersetzen. Aber er ist nirgendwo!«
    Mesaana verschränkte die Arme unter den Brüsten, während sie die Situation überdachte. Mit einer beinah unbewussten Geste peitschte sie Katerines Rücken mit einem Strang Luft. Scheitern musste immer bestraft werden. Konsistenz war der Schlüssel zu jeder Ausbildung.
    Um sie herum grollte die Weiße Burg, obwohl sie hier sicher war. Sie hatte dieser Gegend ihren Willen aufgezwungen und einen neuen Raum unterhalb der Kellergewölbe erschaffen, in dem sie eine Nische aus dem Felsen grub. Die Kinder, die oben kämpften, glaubten diesen Ort offensichtlich zu kennen, dabei waren sie tatsächlich nur Kinder. Vor ihrer Gefangennahme hatte sie Tel’aran’rhiod ein Jahrhundert lang betreten.
    Der Turm grollte erneut. Sorgfältig betrachtete sie ihre Situation von allen Seiten. Irgendwie hatten die Aes Sedai einen Traumnagel gefunden. Wie waren sie auf einen solchen Schatz gestoßen? Mesaana war beinahe genauso sehr daran interessiert, ihn in ihre Hände zu bekommen, wie sie dieses Kind beherrschen wollte, die Amyrlin Egwene al’Vere. Die Fähigkeit, sämtliche Wegetore in seinen Zufluchtsort zu blockieren … nun, das war ein Werkzeug von entscheidender Bedeutung, vor allem wenn sie endlich gegen die anderen Auserwählten losschlug. Viel effektiver als die Schutzgewebe, die Träume vor jedem Eindringling schützten, und er verhinderte sämtliche Formen des Schnellen Reisens in oder aus der Gegend, es sei denn, man ließ es zu.
    Da der Traumnagel aber eingesetzt wurde, konnte auch sie den Kampf mit den Kindern über ihr nicht an einen passenderen, vorher sorgfältig ausgesuchten Ort verlegen. Wirklich ärgerlich. Aber nein, sie würde nicht zulassen, die Situation gefühlsmäßig zu betrachten.
    »Kehrt nach oben zurück und konzentriert alles darauf, die Frau Egwene al’Vere gefangen zu nehmen«, befahl Mesaana. »Sie wird wissen, wo das Gerät ist.« Ja, das war ihr jetzt klar. Mit einer einzigen Handlung würde sie zwei Siege erringen.
    »Ja … Herrin …« Katerine duckte sich noch immer zusammen, während die Peitschenhiebe aus Luft auf ihrem Rücken niederprasselten. Ach ja. Mesaana winkte knapp und löste das Gewebe auf. Dabei kam ihr ein Gedanke.
    »Wartet einen Moment«, sagte sie zu Katerine. »Ich werde Euch mit einem Gewebe ausstaffieren …«
    Perrin erschien auf der Turmspitze der Weißen Burg.
    Der Schlächter hielt Springer am Nackenfell gepackt. Ein Pfeil steckte im Leib des Wolfes; Blut floss über seine Pfote. Wind wehte, erfasste das Blut und sprühte es über die Steine.
    »Springer!« Perrin machte einen Schritt auf ihn zu. Noch konnte er Springers Gedanken spüren, aber sie waren schwach.
    Der Schlächter stemmte den Wolf in die Höhe. Er hob das Messer.
    »Nein«, sagte Perrin. »Du hast, was du willst. Geh einfach.«
    »Und was du vorhin gesagt hast?«, fragte der Schlächter. »Dass du weißt, wo ich hingehe und mir folgst? Der Traumnagel ist auf dieser Seite zu leicht zu finden.«
    Und er warf den Wolf lässig über den Turmrand.
    »NEIN!«, brüllte Perrin. Er sprang zum Rand, aber der Schlächter erschien neben ihm, packte ihn, hob den Dolch. Der Sprung stieß sie beide vom Turm. Perrins Magen machte einen Satz, als sie stürzten.
    Er wollte sich versetzen, aber der Schlächter hielt ihn gepackt, und er versuchte mit aller Kraft, sie dort festzuhalten. Kurz erbebten beide, aber sie fielen weiter.
    Der Schlächter war so stark.

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