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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonke Dragt
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Avla oder Alva, sondern der Mann namens Vaal, der ihm so ähnlich sieht. Auch er erkannte mich, wenn er auch nur sagte: »Was machst du denn hier? Dies ist mein Gebiet.«
    »Ich möchte die Türme besichtigen«, sagte ich hastig. »Das ist doch wohl erlaubt? Alle Leute sehen sie sich an.«
    Er schaute zurück zu den Leuten an der Drehtür und sagte unwillig: »Du hättest durch das Tor kommen müssen; wie könnte ich sonst alles im Auge behalten? Also gut, dann komm mit.«
    Als ich mich jedoch erkundigte, ob ich auch den zweiten Turm besichtigen könne, wurde sein Gesicht starr wie eine Maske. Ich musste es auf gut Glück wagen: »Ich bin ein Freund von Herrn Thomas Alva beziehungsweise Avla, der dort im zweiten Turm wohnt.«
    Er bewegte lautlos seine Lippen. Ich schaute mich um und sah in der Ferne Wim erscheinen.
    »Ich bin Herrn Avlas einziger echter Freund«, flüsterte ich, »ich will damit sagen, dass ich aus derselben Welt komme wie er. Ich muss … lassen Sie mich bitte mitgehen … helfen Sie mir!«
    Ich hatte nicht den Mut, mich noch einmal umzusehen; ich wusste jedoch, dass der Turmwächter Wim nun ebenfalls gesehen hatte. Er brummte irgendetwas vor sich hin, und dann gingen wir zusammen zu den Leuten, die am ersten Turm standen und warteten.
    »Und nun«, sagte Herr Vaal, »werden wir diesen Turm durch vier vernünftig konstruierte Drehtüren betreten, die nie richtig offen, aber auch nie richtig verschlossen sind. Wir gehen einer nach dem anderen hindurch; das kann sehr schnell gehen, aber man könnte ebenso gut dafür sorgen, dass man niemals hineinkommt.«
    »Einer hinter dem anderen, ohne dass man sich jemals erreicht«, meinte jemand aus der Gruppe.
    »Niemals hineinkommen und ebenso wenig je wieder herauskommen«, sagte ein anderer. »Was ist der Sinn solcher Eingangstüren? Ich glaube, ich bleibe doch lieber hier draußen.«
    »Warum das denn? Sie haben doch nicht etwa Angst?«, hörte ich plötzlich eine scharfe Stimme sagen und da stand Wim, dicht neben mir. »Kann ich auch noch mit hinein?«, fragte er.
    Auf einmal war es mäuschenstill. Alle Leute sahen Wim an. Dieser nickte uns allen zu (auch mir) und sagte: »Kommt, lasst uns den Turm besichtigen. Zurzeit ist es noch nicht verboten.«
    »Glauben Sie denn, Herr Dünenwächter, dass es eines Tages verboten werden wird?«, fragte jemand aus der Gruppe (es war eine blasse Frau mit einem traurigen Gesicht).
    Wim zuckte mit den Schultern. »Eigentlich ist es hier üblich, nichts zu verbieten«, sagte er, »aber die Entscheidung liegt nicht bei mir. Die Türme gehören nicht hierher und von mir aus könnten sie morgen wieder verschwinden. Was für Geschöpfe mögen es sein, die sich diese Bau-Ungetüme ausgedacht haben? Das Besichtigen könnte durchaus einmal für Kopf und Geist gefährlich werden.« Dabei schaute er mich an.
    »Ich verstehe nicht, weshalb Sie dann mitgehen wollen?«, fragte die gleiche Dame wie eben.
    »Ich bin auch nur ein Mensch«, sagte der Dünenwächter, »und genauso neugierig wie Sie.«
    »Sollen wir also jetzt hineingehen?«, fragte der Turmwächter. »Der Reihe nach, bitte; ich mache den Anfang.«
    Aber die Leute zögerten noch. Jemand fragte: »Glauben Sie, dass dieser Turm plötzlich wieder verschwinden könnte, genauso, wie er einst hierher gekommen ist?«
    »Ich habe gehört«, sagte ein anderer im Flüsterton, »dass diese Türme eigentlich überhaupt nicht existieren; sie sind aus einer Scheinmaterie – sozusagen eine Fata Morgana, die die Wirklichkeit nur vortäuscht …«
    »Das sollten Sie aber nicht sagen«, meinte der Turmwächter. »Ich möchte Sie doch bitten, davon auszugehen, dass sie fest und solide sind und dass sie infolgedessen betreten und besichtigt werden können. Sehen Sie doch nur, wie ich diese Drehtür in Schwung versetze …« Jetzt glich seine Stimme ganz derjenigen von Herrn Avla.
    Ich horchte gut auf alles, was gesprochen wurde, denn ich hoffte etwas zu erfahren, was ich noch nicht wusste. Und während dieser ganzen Zeit achtete Wim auf mich, als könne er von mir etwas erfahren, was er nicht wusste. Wahrscheinlich hatte er mit dieser Annahme sogar Recht. Als wir alle drinnen waren, begann der Turmwächter in feierlichem Ton zu erklären, dass wir nun ein Gebäude betreten hätten, von dem kein Mensch mit Sicherheit wisse, wozu es eigentlich dienen sollte. Wenn ich nun plötzlich gesagt hätte: ›In diesem Turm sollten eigentlich Leute wohnen!‹?
    Wie viele Menschen könnte man wohl in

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