Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman
ich nun in meinem Zimmer sitze und versuche, alles aufzuschr– 32)
32) abgebrochener Satz
Viel später
Bis hierher war ich gelangt, als Téja hereinkam und mir heftige Vorwürfe machte, dass mir mein Tagebuch mehr wert sei als sie. Wir stritten uns, bis wir Jan hörten: »Téja, Tim – Schluss jetzt! Kommt bitte her!«
Ich bin aus dem Fenster gesprungen und weggelaufen, so schnell ich konnte – als ob ich verfolgt würde. Und ich wurde tatsächlich verfolgt; vielleicht werde ich ständig verfolgt. Ich hatte so eine Ahnung, als warte unten jemand auf mich, draußen vor der Tür.
Diese Zeilen schreibe ich im zweiten Turm.
(Immer noch 25. März)
Ich bin in die Dünen geflüchtet, und zwar über den Gefährlichen Pfad; das ist der kürzeste Weg zu den Türmen.
Nur mit Herrn Alva werde ich eventuell sprechen können, ohne auf irgendwelche Rätsel zu stoßen, dachte ich, weil er mich ja von früher her kennt.
Wieder einmal fragte ich mich, warum dieser Pfad gefährlich sein soll. Eigentlich ist es ein sehr schöner Weg. Es ist hier überall schön, außer bei den Türmen. (Von außen oder aus der Ferne betrachtet, sehen sogar die Türme manchmal hübsch aus.) Die Sonne schien, aber mir war kalt; ich hatte bei der Flucht vergessen, meine Jacke mitzunehmen.
In der Nähe des kleinen grauen Gebäudes standen die Kokardenblumen noch immer in voller Blüte. Als ich dort angekommen war, glaubte ich plötzlich zu begreifen, was an diesem Ort verkehrt war. »Da sitzen wir nun mit fensterlosen Häuschen und mit nutzlosen Türmen …« Herr Alva war es, der die Türme aus unserer eigenen, von mir vergessenen Welt hierher gebracht hat. Hatte er (oder irgendjemand anderes) auch dieses kleine, bedrohlich aussehende Gebäude hier herübergebracht? Welchem Zweck hatte es wohl gedient? Und was bedeutete der Blitz? Und dann erklang dort plötzlich die Stimme, die ich gerade in Gedanken gehört hatte; es war die scharfe Stimme des Dünenwächters, den Jan Davit »Wim« genannt hatte. »Aber Junge«, sagte er zu mir, »was machst du denn jetzt für Geschichten? Du weißt doch, dass dieser Pfad für dich verboten ist?«
Ich zitterte am ganzen Leib. Gleich würde er mich gefangen nehmen und mein Büchlein einkassieren. Ich versuchte, so normal wie möglich zu reagieren. »Verboten?«, wiederholte ich und stellte mich dumm.
Er fuhr fort: »Es steht klar und deutlich auf dem Schild – für dich wahrscheinlich doppelt deutlich.«
»Weshalb?«, flüsterte ich.
»Wie, das weißt du nicht? Umso besser, mein Junge. Aber du hast diesen Pfad jedenfalls betreten. Darf ich fragen, warum?«
»Weil ich Lust dazu hatte.«
Er kniff die Augen zusammen. Sein Gesicht ist groß und rund und genauso braun wie das von Jan Davit; aber seine Augen sind graugrün und ich mag ihn nicht.
»Wie heißt du, mein Junge?«
»Das wissen Sie doch: Tim.«
»Das reimt sich ja auf Wim!«
Er lachte, doch ich fiel nicht auf diesen Trick herein.
»Und wer bist du, Tim?«
»Der Neffe Ihres Freundes Jan Davit, aus England.«
»Ich dachte, aus Atlantis?«
»Ich komme auch aus Atlantis«, verbesserte ich mich schnell, »und zwar über England.«
»Aha. Wie wäre es denn, wenn wir beide jetzt zusammen zu Jan Davit … zu deinem Onkel gehen würden?«
»Nein«, sagte ich, »vielen Dank. Ich gehe weiter diesen Pfad entlang.«
Er stand in seiner vollen Breite vor mir.
»Weshalb ist es eigentlich verboten? Téja sagte mir, dass hier nichts verboten sein dürfte. Ich werde auch keine Blumen pflücken.«
»Du liebe Zeit, Junge, stell dich doch nicht so an«, begann er. »Was hast du …«
»Lassen Sie mich bitte durch!«, sagte ich mit dem Mut der Verzweiflung. »Ich muss zu den Türmen.«
Er hielt mich nicht zurück, als ich um ihn herumging und weiterlief. Nach einer Weile schaute ich mich um und sah, dass er mir folgte; er beeilte sich jedoch nicht, sondern stapfte ganz gemütlich daher. Ich ging noch ein wenig schneller und überlegte dabei, dass er ja doch wusste, wohin ich steuerte. Aber vielleicht weiß er nicht, dachte ich, dass Herr Alva im zweiten Turm sitzt.
Die Türme standen regungslos im Wind – stark und solide hoben sie sich vom hellblauen Himmel ab. Einige Fenster schienen durch die reflektierende Sonne erleuchtet zu sein; dort, wo das Glas zerbrochen war, gähnten dumpfe Löcher.
Dicht neben dem vorderen Turm standen eine ganze Menge Leute um den Turmwächter herum; er sah mich, winkte mir und kam auf mich zu. Nein, es war nicht Herr
Weitere Kostenlose Bücher