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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonke Dragt
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guten Morgen – denn den haben wir allmählich –, Herr Jansel, falls ich mich nicht irre.«
    »Er heißt Wim«, sagte ich.
    »Wim Jansel«, sagte der Dünenwächter. Zum ersten Mal klang seine Stimme leise und beherrscht. »Ihr Gedächtnis ist besser, als ich vermutet hatte.«
    »Ich habe nichts vergessen, was vor vier Jahren war«, sagte Herr Alva, »auch nicht die Dinge von vor zwölf Jahren, ja selbst die von vor 20 Jahren nicht. Aber da warst du noch nicht älter als dieser Junge hier.«
    »Er heißt Tom, wie ich eben hörte«, sagte Wim und blickte mich an.
    »Tim«, verbesserte ich.
    »Zwölf Etagen und ein Lift«, sagte Wim. »Nirgends auf der ganzen Welt gibt es so etwas: ein Gebäude mit zwölf Stockwerken und einem Lift.«
    »Der Lift tut es nicht!«, sagte ich leise.
    »Das ist auch ein Glück!«, sagte er. »Gut, dass die Eingangstüren verschlossen sind, sonst …«
    »Jetzt versuche bloß nicht, uns Angst einzujagen«, fiel Herr Alva ihm ins Wort. »Weshalb bist du eigentlich gekommen?«
    »Siehst du denn nicht«, sagte Herr Vaal, »dass er es ist, der Angst hat? Mehr Angst als ihr beiden zusammen.«
    »Sie haben hier überhaupt nichts zu suchen, auch wenn Sie Turmwächter sind«, sagte Wim böse. »Die Türme sind nur tagsüber geöffnet, und zwar zur Besichtigung … und selbst das gilt nur für einen von beiden. Ich glaube kaum, dass Sie Ihr Amt als Turmwächter noch lange behalten werden, Herr Vaal. Darf ich Sie höflich bitten, in Ihr eigenes Häuschen zurückzukehren? Ich bin ausschließlich wegen dieser beiden hier gekommen.«
    »Du gehörst hier genauso wenig hin«, sagte Herr Vaal, »es sei denn …«
    »Es sei denn, dass ich in meiner amtlichen Funktion als Aufseher komme.« Wim schaute wieder zu mir herüber. »Wächter sind da, um Grenzen zu bewachen. Ich kümmere mich weiß Gott nicht um Grünzeug und Blumen! Du und dieser lästige alte Herr, ihr habt die Grenzen innerhalb des mir zugeteilten Gebietes überschritten …« Er sprach nach wie vor leise, ein bisschen erregt und doch langsam. »Ich teile euch also mit, dass ich euch in Arrest nehmen muss.«
    »Versuch es nur, wenn du dich traust«, begann Herr Vaal.
    »Ich nehme sie nicht gefangen «, sagte Wim. »In meiner Eigenschaft als Dünenwächter dieses Bezirkes und Angestellter der Regierung verordne ich ihnen lediglich Hausarrest . Thomas Avla oder Alva und Thomas oder Tim oder Tom Wit haben bis zum 1. April in diesem Turm zu bleiben. Verstanden?«
    »Nein«, sagte Herr Alva. »Ich wohne hier schon seit Wochen – genauer ausgedrückt seit dem 1. März, nachdem es mir ratsam erschien, nicht zu sehr aufzufallen. Und der Junge Tom ist freiwillig zu mir gekommen. Dein Befehl ist also völlig überflüssig.«
    »Die Anordnung bedeutet auch, dass Sie beide den Turm nicht verlassen dürfen «, sagte Wim. (Seine Stimme überschlug sich förmlich und klang fast so wie früher.) »Auch nicht zu einem kleinen Spaziergang in den anderen Turm.«
    »Wir sitzen also hier gefangen?«, fragte ich.
    »Mein lieber Junge, das hier ist kein Gefängnis«, sagte Wim. (Ich glaube wahrhaftig, dass er sich Mühe gab, freundlich zu sein.) »Und außerdem ist es einer der wenigen Orte auf der Welt, wo du dich eigentlich so richtig zu Hause fühlen müsstest. Im Übrigen brauchst du auch nicht lange hier zu bleiben. Am 1. April darfst du zurück.«
    »Wohin zurück?«
    »Dorthin, woher du gekommen bist.«
    »Wir wissen aber doch das WORT nicht!«, rief ich.
    »Dann könnt ihr für immer bleiben, wo ihr jetzt seid – in diesem Turm, der zu euch gehört wie das Schneckenhaus zur Schnecke, wie die Muschelschale zur Muschel.« Wim warf Herrn Alva einen wütenden Blick zu. »Sie kommen bereits Jahr für Jahr hierher …«
    »Schaltjahr für Schaltjahr«, verbesserte ihn Herr Alva.
    »Jedes Mal sind Sie auch wieder zurückgekehrt. Wie haben Sie es denn da gemacht? Wahrscheinlich doch mithilfe des WORTES! Oder haben sie uns beschwindelt?«
    Jetzt schreibt Herr Alva ein Stück 42)
    42) Einige Seiten in der Handschrift des Herrn Alva. Wie schon erwähnt, stammen die Notizen vom 26. März zweifellos von beiden gemeinsam – von Tom und Herrn Alva.
    Nein, ich habe noch nie jemanden angeschwindelt! Es stimmt, dass ich früher jedes Mal wieder zurückgegangen bin, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war; und zwar mithilfe des WORTES, das mir anscheinend immer dann wieder einfiel, wenn ich es nötig hatte. (Ich möchte jetzt nicht über die Angst berichten, die ich

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