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Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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unbewaffnet – diesmal wirklich. Nicht einmal eine versteckte Waffe trug er bei sich. Er nahm an, daß Jaepke Dircks nicht übertrieben hatte, als er sagte: »Wenn Ihr es wieder vermasselt, ist der Ofen endgültig aus!«
    Er hatte Jan Dekkert noch einmal nachdrücklich verboten, ihm zu folgen, und Henk Bogaert wußte nichts von diesem nächtlichen Ausflug. Katoen hatte ihn nicht in das eingeweiht, was er Dekkert im Damtänzer erzählt hatte. So groß war sein Vertrauen in den neuen Büttel noch nicht. Er mochte sich, allein und ohne Waffen, in große Gefahr begeben, aber er mußte es tun. Vielleicht kam er tatsächlich hinter Joan Blaeus Geheimnis. Zumindest aber hoffte er auf die Belohnung. Joris Kampens Familie konnte das Geld wahrhaftig gebrauchen.
    Der Besuch bei Kampens Witwe und den beiden Kindern war niederschmetternd gewesen. Bald würden es sogar drei Kinder sein, wie er von der Witwe erfahren hatte. Bei der Vorstellung, daß in dem schäbigen kleinen Hinterhaus im Jordaan jetzt ein Kind im Mutterleib reifte, das seinen Vater nie kennenlernen würde, krampfte sich alles in Katoen zusammen.
    Noortje hatte keine Verwandten, auch nicht von der Seite ihres Mannes. Sie stand ganz allein mit Frans und Elka und konnte froh sein, daß wenigstens ein paar Nachbarn sich um sie kümmerten. Aber viel Geld hatten die auch nicht, sonst hätten sie sich längst woanders eine Wohnung gesucht.
    Katoen hatte sich vorgenommen, alles zu tun, um die Witwe und ihre Kinder zu unterstützen, auch dann, wenn er sich die von Blaeu ausgesetzte Belohnung nicht verdiente. Zunächst einmal hatte er Noortje die vierzig Gulden überreicht, die er vom ersten Anteil der Belohnung übrig hatte. Damit sollte sie fürs erste durchkommen. Alles Weitere würde sich finden. Vielleicht konnte er ihr eine Stellung im Haus der van Rosvens vermitteln. Immerhin hatte ihr Mann sein Leben für Paulus van Rosven eingesetzt – und verloren. Aber mit einem Besuch bei der Familie van Rosven wollte er noch warten, bis sich die Wogen etwas geglättet hatten. Den Worten des Amtsrichters hatte er entnommen, daß die feinen Leute derzeit auf Amsterdams Ordnungshüter nicht gut zu sprechen waren. Katoen verstand diesen Zorn nur zu gut, auch wenn es kein gerechter war.
    Nach dem Besuch bei Kampens Witwe war er ins Rathaus zurückgekehrt, um die Formalitäten zu erledigen, die aus Henk Bogaert einen ordentlichen Büttel der Stadt Amsterdam machten. Der Amtsrichter, der Bogaerts schlechten Ruf kannte, hatte sich zunächst erstaunt gezeigt, dann aber zugestimmt, nachdem Katoen ihm seine Gründe dargelegt hatte. Anschließend hatte Katoen dringende Korrespondenz erledigt und danach noch einmal persönlich sämtliche Büttel und Nachtwächter vernommen, die am Abend zuvor auf Marken gewesen waren. Aber niemand hatte ihm auch nur den kleinsten Hinweis auf den Mörder geben können.
    Abends war er bei Joan Blaeu und Barent Vestens gewesen, um den Lederbeutel mit den Wechseln im Wert von zwölftausend Gulden in Empfang zu nehmen, den er jetzt fest in der Hand hielt. Es war wirklich nicht angenehm, zu wissen, daß ihn jederzeit jemand aus dem Nebel heraus anspringen und ihm den Beutel entreißen konnte, ein Kartenschnapper oder auch nur irgendein kleiner Straßenräuber. Wenn es dazu kam, würde Blaeu seine gestohlenen Karten wohl niemals wiedersehen.
    Nachdem er sich von Blaeu verabschiedet hatte, hatte Vestens ihn beiseite genommen, um unter vier Augen mit ihm zu sprechen.
    »Ich möchte Euch noch einmal ermahnen, heute nacht keinen Fehler zu begehen«, hatte der Hauptkontorist gesagt. »Es hängt viel davon ab, daß der Austausch glatt vonstatten geht. Tut bitte, was die Kartenschnapper von Euch verlangen, und versucht gar nicht erst, sie irgendwie zu hintergehen!«
    »Das habe ich nicht vor.« Katoen hatte deutlich zu erkennen gegeben, daß er Vestens Belehrung als überflüssig empfand, beinahe schon als Beleidigung. »Es ist nicht meine Schuld, daß es beim letzten Mal schiefgegangen ist. Ich habe Blaeu nicht um diesen Auftrag gebeten, er hat mich gefragt.«
    »So habe ich es nicht gemeint.«
    »Wie dann?«
    »Ich bin in großer Sorge um Joan. Nach außen hin wirkt er robust, und man vergißt leicht, daß er die Siebzig überschritten hat. Aber die Sache macht ihm sehr zu schaffen, mehr, als er zeigt. Ich würde ihm gern jede weitere Aufregung ersparen.«
    »Ich werde tun, was in meiner Macht steht. Euch mehr zu versprechen, Mijnheer Vestens, wäre

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