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Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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schleichst du mir auch hinterher, Mensch?«
    »Regt euch ab, beide«, sagte Katoen und fuhr, zu Bogaert gewandt, fort: »Ich kenne Dircks und nehme an, er ist mir gefolgt, um mir etwas mitzuteilen.« Sein Blick wanderte zu dem Kuppler. »Ist es nicht so?«
    »Genau so«, bestätigte Dircks.
    »Er hätte zwanzigmal Gelegenheit gehabt, Euch etwas mitzuteilen«, entgegnete Bogaert. »Er ist Euch schon gefolgt, bevor Ihr auch nur am Singel wart.«
    »Dann war er wohl sehr neugierig, so wie Ihr auch, Bogaert.«
    »Ich bin hinter Euch her, weil ich Euch was fragen wollte«, erklärte Bogaert. »Ich habe Euren Büttel Dekkert auf dem Dam getroffen und von ihm erfahren, daß Ihr gerade zum Jordaan aufgebrochen wart. Also bin ich Euch nach in der Hoffnung, Euch noch zu erreichen. Dabei bin ich auf diesen Kerl gestoßen, habe mich aber erst einmal zurückgehalten, um zu sehen, ob er Euch wirklich verfolgt. Als er, nachdem Ihr die Prinsengracht überquert hattet, immer noch an Euch klebte, habe ich eingegriffen.« Er sprach in einem Ton, als erwarte er eine Belobigung.
    Katoen aber fragte nur: »Was wollt Ihr denn von mir, Bogaert?«
    »Na ja, letzte Nacht ist doch Euer anderer Büttel abgestochen worden, dieser Kampen. Vor kurzem habt Ihr einmal gesagt, wenn bei Euch eine Stelle frei würde, könnte ich vielleicht …« Er verstummte, als er sah, wie Katoens Miene sich verfinsterte.
    »Ihr verliert nicht viel Zeit, wie?«
    »Na und? Soll ich warten, bis die Stelle weg ist?«
    Er hatte nicht ganz unrecht. Im Grunde hätte Katoen froh sein sollen, daß Bogaert aufgetaucht war, nicht nur wegen Dircks. Er brauchte dringend einen Ersatzmann für Kampen und hatte schließlich schon selbst an den ehemaligen Nachtwächter gedacht. Bogaert bewarb sich zwar nun auf eine sehr pietätlose Weise, aber Katoen beschloß, darum kein weiteres Aufhebens zu machen.
    »Geht zurück zum Dam und wartet im Rathaus auf mich!«
    »Warum?«
    »Damit Ihr den Anstellungsvertrag unterschreiben könnt, sobald ich zurückkomme.« Mit einem Seitenblick auf den Kuppler fuhr er fort: »Wenn Ihr Eure Arbeit quasi schon aufgenommen habt, wollt Ihr doch bestimmt auch ab dem heutigen Tag dafür bezahlt werden.«
    »Aber sicher doch, Baas!« Henk Bogaert grinste erneut, dann machte er kehrt und ging.
    »Und nun zu Euch, Dircks«, sagte Katoen. »Wolltet Ihr mich wirklich sprechen? Oder habt Ihr nur auf den dichtesten Nebel gewartet, um mich hinterrücks anzufallen und im Wasser der Prinsengracht verschwinden zu lassen?«
    »Ich bin Euch nur gefolgt, um eine unbelebte Stelle abzupassen. Muß ja nicht jeder hören, was ich Euch zu sagen habe.« Der Kuppler bleckte seine schlechten Zähne. »Was ich am liebsten mit Euch anstellen würde, tut nichts zur Sache. Lebend seid Ihr für mich jedenfalls wertvoller als tot. Wenigstens die Kartenschnapper bezahlen mich für meine Botendienste.«
    »Aber ich bezahle Euch doch auch.«
    »So? Womit?«
    »Mit meinem guten Willen. Ich könnte jederzeit zur Anzeige bringen, was Ihr vor fünf Nächten in der Sargmacherei Eures Schwagers veranstaltet habt.«
    »Damit könnt Ihr mir nicht ewig drohen«, brach es aus Dircks hervor. »Einer Eurer Zeugen ist schon tot!«
    Als er das hörte, verspürte Katoen den unbändigen Drang, dem Mann mittels seiner Faust zu weiteren Zahnlücken zu verhelfen, aber er beherrschte sich. Er war auf die Vermittlerdienste des Kupplers angewiesen.
    Deshalb ließ er die geballte Rechte, wo sie war, und sagte nur: »Laßt hören, was Ihr mir mitzuteilen habt!«
    »Heute abend, genau um Mitternacht, am Grünen Papagei.«
    »Wenn es um die Wahl eines Treffpunkts geht, sind die Kartenschnapper nicht besonders einfallsreich.«
    »War nicht meine Idee. Ich sage Euch nur, was mir aufgetragen worden ist. Ihr sollt allein kommen, wirklich allein, und ohne Waffen. Keine Pistole, kein Dolch, kein Degen – auch kein Stockdegen!«
    »Ich habe verstanden.«
    »Das ist auch gut so, Katoen. Wenn Ihr es wieder vermasselt, ist der Ofen endgültig aus!«

K APITEL 21
    Die Kartenschnapper
    N acht, Nebel, Regen. Jeremias Katoen hatte den Eindruck, daß die ganze Welt sich gegen ihn verschworen hatte. Mit gesenktem Kopf und tief in die Stirn gezogenem Hut begab er sich zu dem verlassenen Teil des Hafens, wo der Grüne Papagei auf seinen Abriß wartete. Wer ihm hier auflauern wollte, hatte dazu die beste Gelegenheit. Katoen würde es höchstwahrscheinlich erst bemerken, wenn es längst zu spät war. Außerdem war er allein und

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