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Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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suchen, geben wir’s ihm!«
    Der Mann, der zuletzt gesprochen hatte, ein stiernackiger Rotschopf, hielt in der Rechten einen Hammer mit einem länglichen, zylindrischen Kopf, einen Kalfathammer. Er trat einen Schritt auf Katoen zu und hob sein Werkzeug.
    »Ich werde ihm mal ein bißchen auf den Kopf klopfen, das wird ihm die Neugier austreiben!«
    Katoen trug keine Schußwaffe bei sich, aber an seiner rechten Hüfte hing ein Dolch. Den zog er mit blitzartiger Geschwindigkeit aus der Scheide und hielt die Spitze vor das einzige Auge seines ersten Gegners.
    »Wenn sich einer von euch auch nur ein kleines Stück bewegt, könnt ihr euren Freund im Blindenhaus besuchen!«
    Der Mann mit dem Kalfathammer erstarrte mitten in der Bewegung. Er schien nicht daran zu zweifeln, daß es Katoen ernst war. Katoen hatte keinen Grund, den Einäugigen zu schonen, der Mann hatte ihn ohne jede Rücksicht angegriffen.
    Wieder bei vollem Bewußtsein, erkannte auch der Einäugige, in welcher Gefahr er schwebte. Die Dolchspitze dicht vor seinem Auge ließ ihn in kurzen, heftigen Stößen atmen; Angstschweiß glänzte auf seiner Stirn.
    »Du kannst uns nicht alle besiegen, Fremder«, ergriff der Rotschopf das Wort. »Wenn du Claes etwas antust, schlagen wir dich zu Brei!«
    »Das wird dem blinden Claes nichts mehr nützen«, erwiderte Katoen so ruhig und überlegen, wie es ihm in der angespannten Lage möglich war. »Und täuscht euch nicht, Freunde, ich bin sehr geschickt mit dem Dolch! Ein paar von euch nehme ich noch mit!«
    »Wir wissen, wie geschickt du damit bist. Unseren Herrn, Jacob van Rosven, hat dein Dolch das Leben gekostet. Deswegen werden wir dich auf keinen Fall davonkommen lassen!«
    Bevor Katoen etwas erwidern konnte, erscholl eine laute Stimme: »Was ist da los? Warum wird hier nicht gearbeitet?«
    Die Männer bildeten eine Gasse, und ein vornehm gekleideter Herr trat hindurch. Unter dem sauber gestutzten Bart, der über dem Mund und am Kinn wuchs, steckte ein noch junges Gesicht. Katoen schätzte den Mann auf Mitte bis Ende Zwanzig.
    »Also, was ist hier los?« fragte dieser noch einmal.
    »Wir haben einen Fremden erwischt, der hier rumgeschnüffelt hat«, antwortete der Mann mit dem Kalfathammer. »Der Kerl sagt, er ist geschickt mit dem Dolch, und droht, Claes Pieters sein Auge auszustechen. Wahrscheinlich ist er der Mörder Eures Vaters, Mijnheer van Rosven.«
    »So ein Unsinn!« sagte Katoen. »Ich bin Amtsinspektor Jeremias Katoen, und der Amtsrichter hat mich beauftragt, den Mord an Jacob van Rosven zu untersuchen.«
    »Das kann jeder behaupten«, knurrte der Rotschopf.
    »Wir können ja gemeinsam zum Rathaus gehen. Wenn du recht hast, Rotkopf, darfst du mir mit deinem Hammer den Schädel einschlagen. Sollte aber ich recht behalten, lasse ich dich öffentlich auspeitschen. Nun, was hältst du davon?«
    Unsicherheit flackerte in den Augen des Rothaarigen auf, und er blickte sich hilfesuchend nach seinen Kollegen um. Die aber scheuten die Verantwortung, eine Entscheidung zu fällen, und blickten betreten zu Boden.
    Der junge van Rosven hob Katoens Hut auf und wandte sich an die Arbeiter. »Ich kenne diesen Mann aus dem Rathaus. Er gehört tatsächlich zu den Leuten des Amtsrichters. Also geht besser wieder an eure Arbeit, bevor er euch allesamt einlochen läßt.«
    Zögernd leisteten die rauhen Burschen der Aufforderung Folge, während Katoen sich aufrappelte und den Dolch in die lederne Scheide an seiner Hüfte steckte. Claes Pieters blieb starr am Boden liegen, nur sein Auge folgte jeder Bewegung Katoens. Angst lag in seinem Blick, nun allerdings nicht mehr die Angst vor dem Dolch, sondern die vor der strafenden Hand des Gesetzes.
    »Nehmt den Männern ihr Verhalten nicht übel, Mijnheer Katoen«, bat van Rosven. »Es sind schlichte, aber treue Seelen. Seit mein Vater hier ermordet aufgefunden worden ist, herrscht auf der Werft eine überaus gereizte Stimmung. Ihr habt es selbst erlebt. Mein Vater war bei seinen Leuten sehr beliebt, und jedem einzelnen von ihnen wäre es ein Vergnügen, den Mörder mit bloßen Händen zu richten.«
    Katoen sah den Einäugigen an und seufzte. »Steh auf und geh an deine Arbeit zurück!«
    Das ließ der Mann sich nicht zweimal sagen. Flink wie eine Katze kam er auf die Beine und verschwand hinter einem großen Holzschuppen.
    »Ich danke Euch für Euer Verständnis«, sagte van Rosven und hielt Katoen den Hut hin. »Der gehört wohl Euch.«
    Katoen nahm den Hut an sich und klopfte den

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