Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
Vom Netzwerk:
und schon den Erwerb betreiben sie mit großer Leidenschaft. Kennt Ihr keine Vergnügungen, keine Freuden abseits Eurer Arbeit?«
    »Ich bin schon zufrieden, wenn ich mich abends mit ein paar Kollegen bei einem Krug Bier unterhalten kann, wozu ich in letzter Zeit leider nicht häufig komme. Auch meinen Freund Robbert Cors habe ich lange nicht gesehen.«
    »Den berühmten Ringkampfmeister?«
    »Ja, er hat mich im Ringen unterwiesen. Jetzt unterweise ich ihn im Schachspiel, und zumindest da bin ich ihm über.« Mit Cors war er seit eineinhalb Jahren befreundet, und zuletzt gesehen hatte er ihn vor seiner Reise nach Utrecht. Aber im Augenblick fand er einfach nicht die Ruhe für einen Schachabend. Die Partie, die er derzeit auf dem großen Brett namens Amsterdam spielte, nahm ihn voll und ganz in Anspruch. Er schüttelte den Gedanken an Cors ab und fragte: »Was ist aus den Tulpenzwiebeln geworden?«
    »Das eben versuche ich, wie auch schon Julien de Montfor, herauszufinden. Er hat sich mit zwei Gefährten nach den Niederlanden aufgemacht, um die Schmach zu tilgen und die gestohlenen Zwiebeln zurückzuholen. Seine Begleiter gingen bei einem Sturm über Bord, und so kam er allein nach Amsterdam, heiratete meine Mutter und führte nach außen hin ein bürgerliches Leben als Antiquitätenhändler. Insgeheim war er immer bestrebt, mehr über den Verbleib der gestohlenen Zwiebeln herauszufinden. Und irgend etwas muß er ja entdeckt haben, sonst wären er und meine Mutter nicht auf so grausame Weise getötet worden.«
    Kein Wunder, daß Anna innerlich so zerrissen war. Sie trug das Erbe ihres leiblichen Vaters in sich und bemühte sich, seine Aufgabe weiterzuverfolgen und gleichzeitig den Tod ihrer Eltern zu rächen. Auf der anderen Seite war sie als Tochter von Sybrandt Swalmius eine junge Frau wie andere auch – nach außen hin.
    »Ist es ein Zufall, daß Ihr ausgerechnet zu Swalmius gekommen seid?« fragte er. »Schließlich weiß er viel über die Zeit des Tulpenfiebers. Eine unschätzbare Quelle für Euch, oder?«
    Anna lächelte. »Ihr seid ein richtiger Schlaukopf!«
    »Oh, das bringt mein Beruf so mit sich.«
    »Ich muß gestehen, ich habe mich besonders angestrengt, um zu Swalmius zu kommen, denn ich hatte gehört, daß er einer der größten Tulpenliebhaber war.«
    »Weiß er das?«
    »Ja, ich habe es ihm später, als er mich fragte, ob ich ihm eine Tochter sein wolle, erzählt.«
    »Euer leiblicher Vater, de Montfor, hat der Euch aufgefordert, weiter nach den Tulpenzwiebeln zu forschen?«
    »Nein, aber er hat mich in alles eingeweiht, schon als ich noch sehr jung war. Er hat immer gesagt, sollte meine Mutter ihm eines Tages einen Sohn schenken, solle der seinen Weg weitergehen, falls es ihm nicht gelinge, die gestohlenen Tulpen aufzuspüren. Aber ich bin das einzige Kind geblieben. Vielleicht ist das gut so, vielleicht wären sonst noch mehr Leben in den Flammen verbrannt. Ich folge lediglich einer inneren Verpflichtung, einem Versprechen, das ich mir selbst gegeben habe.«
    »Und das Euch schließlich dazu gebracht hat, mir hinterherzuschleichen«, stellte Katoen fest.
    »Jahrelang hatte ich jede Spur von der Tulpe des Bösen verloren, und dann las ich plötzlich im Amsterdamer Volksblatt von diesen Morden. Ich habe herausgefunden, daß Ihr mit den Ermittlungen betraut worden seid, und bin Euch bei Euren nächtlichen Unternehmungen heimlich gefolgt.«
    »Dazu müßt Ihr mir regelrecht aufgelauert haben.«
    »Gestern nicht. Da habt Ihr es mir leichtgemacht, indem Ihr mir von Eurem angeblichen Treffen erzähltet. Ich Närrin hätte wissen sollen, daß das eine Falle ist.«
    »Sie war eben sehr überzeugend. Zwei Tage zuvor hatte ich wirklich ein Treffen beim Grünen Papagei wie Ihr wißt. Leider ist das alles völlig schiefgegangen.«
    »Was treibt Euch nachts in diese verlassene Gegend am Hafen?«
    »Darüber darf ich nicht sprechen, ich habe mein Wort gegeben.«
    »Etwa dem Kartenmacher Blaeu?«
    Katoen versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Weil Ihr offenbar bei ihm ein und aus geht.«
    »Verdächtigt Ihr Blaeu, weil er jetzt der Kartograph der Ostindischen Kompanie ist?«
    »Einmal das, und außerdem dürfte er als Erbe seines Vaters auch im Besitz des alten Manuskriptes sein.«
    »Ich habe ihn danach gefragt, nachdem Euer Ziehvater mir davon erzählt hatte, und er bestreitet es. Er sagt, er habe noch nie von diesem Manuskript gehört.«
    »Und was glaubt Ihr,

Weitere Kostenlose Bücher