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Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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so viel Aufwand wegen einiger Tulpenzwiebeln?«
    »Es war die Zeit des großen Tulpenfiebers; damals waren nicht wenige bereit, für eine einzige Zwiebel ihr ganzes Vermögen zu opfern. Wenn es auch nur wenige Exemplare waren, die damals erbeutet wurden, so waren es doch Zwiebeln einer bis dahin in den Niederlanden unbekannten Sorte, einmalig in ihrer Art und damit unermeßlich wertvoll.«
    »Die Männer von der Admiraal van der Haghen müssen gewußt haben, wonach sie suchten, aber woher …« Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Natürlich, das Manuskript des Kreuzfahrers, von dem Euer Ziehvater erzählt hat!«
    »Ihr liegt richtig, das Manuskript befand sich im Besitz von Joan Blaeus Vater, Willem Blaeu, dem Kartographen der Ostindischen Kompanie. Das wissen wir mit Sicherheit, weil er es seinen Freunden Swalmius und van Dorp gezeigt hat. Vermutlich in einem Augenblick des Überschwangs, als seine Freude über die Nachricht von der ungewöhnlichen Tulpe so groß war, daß er sich einfach jemandem mitteilen mußte. Vielleicht sind Willem Blaeu und die hohen Herren von der Ostindischen Kompanie auch erst später darauf gekommen, daß es besser sein könnte, das Ganze geheimzuhalten. Wie auch immer, anhand der Angaben in dem Manuskript muß es Willem Blaeu möglich gewesen sein, eine recht genaue Karte mit der Lage der Tulpenküste zu zeichnen. Und dann hat die Ostindische Kompanie ein bewaffnetes Schiff in geheimer Mission ausgeschickt – mit Erfolg.«
    »Bestand denn für die Männer auf dem Schiff nicht die Gefahr, unter den Einfluß der erbeuteten Tulpen zu gelangen?«
    »Die Zwiebeln an sich sind, soweit ich weiß, nicht gefährlich.«
    »Das würde also erklären, wie die Tulpe des Bösen in die Niederlande gelangt ist«, sagte Katoen und nickte. »Ist anschließend mit den Zwiebeln gehandelt worden? Man müßte doch davon gehört haben.«
    »Ich glaube nicht, daß mit ihnen spekuliert worden ist. Weder mir noch meinem Vater ist etwas Derartiges zu Ohren gekommen.«
    »Verzeiht, Anna, aber ich komme mit Euren Vätern durcheinander. Sprecht Ihr jetzt von Swalmius oder von de Montfor?«
    »Keiner von beiden hat etwas von einem Handel mit den Bluttulpen gehört. Dafür sind die Zwiebeln wohl etwas zu spät in den Niederlanden eingetroffen. Als die Admiraal van der Haghen von ihrer Fahrt zur Tulpenküste zurückgekehrt war, vermeintlich nur mit Gewürzen und tropischem Holz an Bord, hatte sich das Tulpenfieber bereits in das große Tulpenunglück verwandelt. Der Markt war zusammengebrochen; viele Spekulanten waren verarmt, die übrigen unsicher, ob sie ihre Außenstände jemals würden eintreiben können. Alles in allem ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um mit seltenen Tulpen zu handeln. Ich denke, die Zwiebeln sind nie in den Handel gelangt, auch dann nicht, als der Tulpenmarkt sich etwas erholte.«
    Katoen dachte eine ganze Weile nach und sagte schließlich: »Etwas will mir nicht in den Kopf. Wenn die Tulpe des Bösen derart gefährlich ist und die Handelsherren, von denen die Admiraal van der Haghen auf die Reise geschickt wurde, das aus dem Manuskript des Kreuzfahrers auch gewußt haben, wie konnten sie glauben, jemals Geschäfte mit ihr machen zu können? Oder wollten sie das teuflische Gewächs um des schieren Gewinns willen an Ahnungslose verkaufen?«
    »Über diese Frage habe ich mir schon oft den Kopf zerbrochen«, seufzte Anna. »Letztlich können wir nur Mutmaßungen anstellen. Vielleicht wollten erfahrene Tulpenzüchter versuchen, der Tulpe ihren verderblichen Einfluß zu nehmen. Aber auch wenn das nicht gelungen wäre, eine so wertvolle Blume wäre bestimmt nur an einen kleinen Kreis vermögender Tulpenliebhaber verkauft worden. Denen hätte man mitteilen können, wie sie mit ihr umzugehen haben, ohne in Gefahr zu geraten. Möglich ist das, wie mein Vater mir gesagt hat.« Lächelnd fügte sie hinzu: »Meinen leiblichen Vater meine ich jetzt. Er und seine Wachsoldaten an der Tulpenküste waren angewiesen worden, sich den Pflanzen für höchstens eine halbe Stunde am Tag zu nähern. Ansonsten hatten sie einen Abstand von mindestens dreißig Klaftern einzuhalten.«
    Katoen grinste. »Das wäre nichts für mich: für teures Geld die Zwiebel einer seltenen Tulpe kaufen und dann die Pflanze immer nur aus der Ferne bewundern.«
    Jetzt lächelte auch Anna. »Das verstehe ich, Jeremias, aber wahre Tulpenliebhaber sehen das wohl anders. Ihnen geht es darum, eine seltene Tulpe zu besitzen,

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