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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Fuße der Treppe, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und starrte auf das Porträt von Korban. Mason winkte Roth zu und lief quer durch den Raum. Er achtete darauf, nicht ins Feuer zu schauen, denn er befürchtete, darin etwas zu sehen, was gar nicht da war.
    Er tippte dem Dienstmädchen auf die Schulter. Sie fuhr herum, als hätte sie der Blitz getroffen. Mason trat einen Schritt zurück und hielt abwehrend die Hände nach oben. »Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken. Sind Sie diejenige, die uns unsere Zimmer zeigt?«
    Sie zwang sich zu einem Lächeln und nickte. Mason kniff die Augen zusammen, um den Namen auf dem kleinen Messingschild lesen zu können, das sich auf ihrer Brust befand.
Lilith
.
    »Ihren Namen, bitte?« Ihre Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern. Vom anderen Ende des Raumes dröhnte das laute Lachen von Roth herüber, ohne Zweifel ausgelöst durch einen seiner eigenen Witze.
    »Jackson«, sagte Mason.
    »Mr. Jackson, Sie sind spät dran.« Sie versuchte sich erneut an einem Lächeln, doch es huschte nur kurz über ihr bleiches Gesicht und legte sich dann im Schatten ihres Mundes nieder. »Zweites Stockwerk, am Ende des Südflügels.«
    »Ich hoffe, wir haben ein Badezimmer«, sagte er. Vielleicht schaffte er es ja mit Lausbubenhumor. »Ich weiß, wir wollen eine Reise in die Vergangenheit machen, aber ich habe draußen nirgendwo ein Klohäuschen sehen können.«
    »Angrenzende Zimmer teilen sich ein Bad«, erwiderte sie und lief bereits die Treppen hinauf. »Sie haben ein eigenes Badezimmer. Bitte folgen Sie mir.«
    Mason warf einen letzten Blick auf den Kamin und dann auf Korbans riesiges Gesicht. Selbst mit toten Augen und gebannt in zwei Dimensionen hatte der Mann Charisma. Aber das gleiche konnte man auch von David Koresh, Charles Manson und Adolf Hitler sagen. Und Masons Vater. Die Galerie der Arschlöcher. Mason schüttelte den Kopf und ging die Treppen hinauf. Lilith hatte nicht angeboten, seine Tasche zu tragen. Vielleicht hatte sie bemerkt, wie besitzergreifend er sie umklammert hielt, oder es galten hier immer noch das galante Benehmen und die Manieren des 19. Jahrhunderts.
    Lilith glitt über die Eichenholzstufen. Ihr langes Kleid raschelte leise. Wenn sie einen auf Großstadtgrufti machen wollte, hatte sie auf jeden Fall genau den passenden kränklichen Teint dafür. Sie bewegte sich mit einer Anmut, die nicht ganz zu ihren spröden Gesichtszügen passen wollte. Angesichts der knochigen Hände und dem totenkopfähnlichen Gesicht hätte Mason eher vermutet, dass sie beim Gehen klappernde Geräusche von sich geben würde.
    Die zweite Etage war so prachtvoll wie die erste. Auch hier fand man die gleichen hohen Decken und die gleiche herrliche Vertäfelung. Über der großen Diele hingen zwei Kronleuchter. In jedem steckten in feinen Silberringen, die von Kristalltropfen umrandet wurden, cremefarbene Kerzen. In einem Abstand von fünf Metern brannten auf Augenhöhe sternenförmige Leuchter. Die Flammen warfen genug Licht, um die Schatten entlang der hölzernen Verkleidung schrumpfen zu lassen. Auf beiden Seiten befanden sich jeweils drei massive Ahornholztüren. Zwischen ihnen waren in regelmäßigen Abständen mit Ölfarbe gemalte Landschaften abgebildet. Es waren Kunstwerke von hoher Qualität, die alle verschiedene Facetten des Anwesens darstellten. Eines der Gemälde zeigte die Holzbrücke, die Mason und die anderen Gäste überquert hatten. Das Bild brachte die Erinnerung an das Schwindelgefühl und die Panik wieder hoch, die er dort empfunden hatte. Genau wie die anderen Gemälde trug es keine Künstlersignatur.
    An beiden Enden des Flurs hingen riesige Porträts von Korban. Die Lichteffekte waren anders als bei dem unten im Foyer, der für die Ära typische finstere Gesichtsausdruck war jedoch derselbe.
    »Schöne Bilder«, sagte er zu Lilith.
    »Mr. Korban hat für seine Kunst gelebt. So wie wir alle.«
    »Oh, und Sie gehören wohl dazu?« Er hatte es im Scherz gemeint, doch entweder war er zu besorgt über sein drohendes Scheitern als Bildhauer oder sie geistesabwesend. Auf jeden Fall verpuffte der Witz wie heiße Luft.
    »Früher gehörte ich dazu«, antwortete Lilith.
    Sie liefen an einer geöffneten Tür vorbei und Mason spähte in das Zimmer. Jefferson Spence packte gerade einen Stapel Papier aus und breitete die Blätter auf einem Schreibtisch aus. Der massige Körper des Schriftstellers quoll über die Ränder eines hölzernen Drehstuhls. Miss

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