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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Es wäre schwierig, in solch kurzer Zeit ein Stück Stein in Angriff zu nehmen.«
    Ihr Dialekt klang beinahe bäuerlich. Als ob sie versuchte, ein Mädchen vom Lande zu sein, doch jemand sie ins College gesteckt hatte, um es ihr auszutreiben. Eines der Pferde, ein prächtiger Rotschimmel, gallopierte über die Weide. Sie schaute zu ihm herüber und lächelte.
    »Schön hier, nicht wahr?«, sagte Mason.
    »Ich hatte vorher Bilder von diesem Ort gesehen, aber die werden der Realität bei Weitem nicht gerecht.« Wieder klang sie unaufmerksam, als ob Mason so langweilig war wie Miss Mamies gut betuchte Bande dort drinnen im Foyer.
    Mason trat zwischen die Büsche und befühlte die verzapften Verbindungsstücke des Geländers. Gerillte Säulen stützten den Vorbau. Über die Jahrzehnte hatten sich dicke, schuppige Farbschichten übereinandergelegt. Das steinerne Fundament des Gebäudes trug einen Pelzmantel aus grünem Moos. Plötzlich überkam ihn das kindische Verlangen, die Frau irgendwie zu beeindrucken. »Mit dieser Architektur wollte man die Kolonialzeit wiederbeleben«, sagte er. »Dieser Korban muss stinkreich gewesen sein.«
    »Wissen Sie irgendetwas über ihn?«
    »Nur das, was ich in der Broschüre gelesen habe. Unternehmer, hat nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg ein Vermögen gemacht, diesen Berg hier gekauft und das Herrenhaus als Sommerresidenz errichtet. Zweitausend Morgen Land, einzig und allein durch diese Holzbrücke mit der Zivilisation verbunden.«
    Er hasste sich selbst für sein Geplapper. Er war nicht hierher gekommen, um sich auf jemanden einzulassen. Er musste sich ernsthaft seiner Arbeit widmen und nicht mit einer Frau herumkabbeln, die augenscheinlich so viel an ihm interessiert war wie an einem Staubfussel. Außerdem mussten Künstler distanziert wirken.
    »Also kennen Sie nur die beschönigte Biographie«, meinte sie. »Ich habe ein bisschen über ihn recherchiert. Das ist meine Baustelle.«
    »Sind Sie Autorin?«
    »So etwas in der Art.«
    »Das dachte ich mir. Wenn Sie mich fragen, sind die noch hochnäsiger und verkorkster als Künstler.«
    »Es hat Sie aber niemand gefragt. Was ich gerade sagen wollte: Korban hat in seinem Testament festgelegt, dass der Ort als originalgetreues Bauwerk aus dem späten 19. Jahrhundert erhalten werden soll. Es war sein Wille, dass Korban Manor als Refugium für Künstler genutzt wird. Zu seinen Lebzeiten hat er seine Diener dazu angehalten, das Haus mit Handarbeiten und Volkskunstwerken zu dekorieren, die von den Einheimischen aus den Bergen hergestellt worden waren. Vielleicht gefiel ihm der Gedanke, dass sein Haus von kreativer Energie erfüllt war, möglicherweise um sich selbst am Leben zu halten.«
    »Das Porträt von ihm ist trotzdem ein bisschen zu viel des Guten«, erwiderte Mason. »Er muss ein Mordsego gehabt haben.«
    »Dann war er wahrscheinlich ein Künstler.« Sie sah müde aus und schenkte ihm ein abschätziges, zartes Lächeln, das sein Blut in Wallung brachte. »Entschuldigen Sie mich, ich muss auf mein Zimmer gehen.«
    Mason kochte innerlich. Dumme, egozentrische Göre, unaufmerksam und schroff, genauso rotznäsig wie diese Yankees, die im Foyer vor sich hin schnatterten. Spielt eine Gruftibraut und ist dabei schon ohne Make-up bleich genug. Gebrauchte denselben kleinen Einzeiler über den »Tod« wahrscheinlich in den meisten ihrer schnippischen Seitenhiebe.
    Er hätte ein bisschen besser schauspielern, sich wie ein Herzensbrecher benehmen sollen. Vielleicht sollte er ab jetzt eine Baskenmütze tragen, sich als Intellektueller geben und sich einen dieser kümmerlichen französischen Schnurrbärte wachsen lassen. Bei den Jungs in der Rayford-Textilfabrik würde er damit auf jeden Fall einen Lacher landen.
    »Bis später«, sagte er und versuchte, dabei nicht allzu optimistisch zu klingen. Und dann, ohne zu wissen, woher die Worte kamen, fügte er hinzu: »Ich hoffe Sie finden, weswegen Sie hierher gekommen sind.«
    Sie drehte sich um, sah ihm in die Augen. Auf einmal schaute sie wieder todernst. »Ich suche nach mir selbst. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie mich sehen.«
    Dann war sie weg, verschlungen von dem großen weißen Haus, das Korbans Namen trug.

7. KAPITEL
    »W ir können die Betten doch einfach zusammenschieben«, sagte Adam.
    »Ja, genau. Und wenn du dich im Schlaf umdrehst, bist
du
derjenige, dessen Arsch in die Ritze fällt.«
    »Ich frage mich, welche Betten die verheirateten Paare bekommen haben.«
    »Wahrscheinlich eine

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