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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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schweigen.«
    »Die Bettwäsche hier wird ziemlich beansprucht, wenn man den Gerüchten glaubt«, sagte Cris.
    »Reden Sie über die Spukgeschichten?«, fragte Mason.
    Anna stockte der Atem. Falls sie es hier tatsächlich schaffen sollte, irgendwelche Geister zu kontaktieren, dann wäre es nicht gerade zuträglich, wenn ein Haufen von Möchtegern-Geisterbeschwörern mitternächtliche Séancen abhielt oder mit Ouija-Brettern herumspielte. Sie glaubte, dass diese respektlosen Albernheiten dazu führten, dass Geister sich in die Sicherheit ihres Grabes flüchteten. Und wenn eine Mission sie schon hierher geführt hatte, wenn eine letzte kleine Aufgabe gelöst werden sollte, bevor ihre Seele zur Ruhe kam, dann wollte sie diese lieber unbehelligt erledigen.
    »Ich habe über Sex gesprochen, aber die Geistergeschichten sind auch nicht ohne«, sagte Cris. Ihre Zischlaute wurden langsam etwas breiig.
    Mason meinte: »Nach dem, was William Roth sagt—«
    »Oh, ich habe ihn
getroffen
.« Zainabs braune Augen leuchteten auf, als sie ihn unterbrach. »Ich habe sogar mit ihm gesprochen. Ich habe seine Arbeiten immer bewundert, aber er ist ganz anders, als man es von einer berühmten Person erwarten würde. Er ist so bodenständig. Und er hat einen wundervollen Akzent.«
    »Er hat auf jeden Fall eine ausgeprägte Persönlichkeit.«
    »Ich finde William charmant«, meinte Zainab und sah zu ihm hinüber. Er saß am Haupttisch und schien in drei Konversationen auf einmal verwickelt zu sein.
    »Was hatten Sie noch mal über Geister gesagt?«, fragte Cris, als hätte sie gerade eben wahrgenommen, dass das Gespräch entgleiste. »Anna hat mit solchem Zeug—«
    Anna unterbrach sie mit einem Blick und einem dezenten Kopfschütteln. Sie wollte nicht, dass jeder dachte, sie sei eine Traumtänzerin – zumindest nicht sofort.
    »Roth behauptet, dass es auf Korban Manor spukt. Er wird versuchen, ein paar Fotos davon zu schießen«, erklärte Mason. »Und der Handwerker, den ich heute getroffen habe, erschien mir auf jeden Fall ein bisschen gespenstig.«
    »Ist euch irgendetwas Komisches passiert, seit wir hier angekommen sind?«, fragte Zainab.
    »Ich habe mit Geistern nicht viel am Hut. Ich glaube wohl erst an sie, wenn ich sie mit eigenen Augen sehe, nehme ich an. Aber die Bilder von dem alten Knacker Korban, die hier überall hängen, sind mir wirklich nicht ganz geheuer.« Er nickte in Richtung des Porträts, das über der Stirnseite des Haupttischs an der Wand hing.
    »In solch einem großen, alten Haus«, sagte Anna, »gibt es immer knarrende Bretter und Luftzüge, die plötzlich aus dem Nichts kommen. Und diese ganzen Lampen und Kerzen werfen viele flackernde Schatten. Da ist es doch kein Wunder, dass hier die wildesten Geschichten die Runde machen.«
    »Klar«, meinte Mason. »Glauben Sie, alle diese Leute würden Jahr für Jahr wieder hierher kommen, wenn es hier wirklich Geister gäbe?«
    »Und wie könnten sie auch nur einen Mitarbeiter hier halten?«, gab Anna zu Bedenken.
    »Also, ich hätte nichts dagegen, ein oder zwei Geister zu sehen«, sagte Cris mit glühenden Wangen. »Vielleicht bringt das ein bisschen Schwung in den Schuppen. Ich mag Dinge, die in der Nacht ein bisschen Lärm machen.« Cris lächelte Mason lüstern an. Der zuckte die Achseln und schien ihre Anmache gar nicht zu bemerken. »Keine Ahnung. Ich glaube erst daran, wenn ich es sehe.«
    Ein kleiner, niederer Funken von Triumph brannte in Annas Brust. Sofort verabscheute sie sich dafür. Was ging es sie an, wenn Cris diesen Bauernjungen abschleppte?
    Nach Stephen existierten Männer für sie sowieso nicht mehr. Geister waren viel vertrauenswürdiger und verlässlicher als Männer.
    Das Gespräch wurde unterbrochen, als Miss Mamie sich von ihrem Stuhl an der Spitze des Haupttisches erhob. Sie tippte mit einem Löffel an ihr Weinglas und das Klappern der Teller und die Gespräche verstummten. Lilith und das andere Dienstmädchen standen stramm in der Nähe des Foyers, beide mit einem silbernen Krug in der Hand.
    »Meine Damen und Herren, liebe Gäste«, sagte Miss Mamie mit lauter Stimme, die den gesamten Raum ausfüllte. Sie schaute in die Gesichter, die am Haupttisch aufgereiht saßen. Ganz offensichtlich kostete sie den Moment aus. »Meine lieben Freunde.«
    Schon jetzt war Anna gelangweilt. Sie hoffte, dass die Rede kurz ausfallen würde. Miss Mamie holte tief Luft, wie eine Sopranistin, die jeden Augenblick eine Arie anstimmen würde.
    »Ich möchte Sie

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