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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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den Zunder ihres Verlangens entflammt hatten. Er hatte schon immer Macht besessen, selbst damals, als er noch ein Sterblicher war.
    Aber jetzt,
jetzt

    »Wir sind bereit«, sprach er aus dem Spiegel. »So wie ich es versprochen habe.«
    Ihr Herz schlug schneller und sie bekam feuchte Hände. Sie legte eine Hand auf die ebene Spiegeloberfläche. Ephrams Gesicht verschmolz mit dem Spiegelbild des Feuers. Neben dem Kamin hingen aufgereiht mehrere geschälte Äpfel, die in Form von Köpfen mit hervorstehenden Ohren und Nasen geschnitzt worden waren. Die Augen und Münder schimmerten wie frische Narben. Mit dem Trocknen würden die Gesichter ihre Form, ihre einzigartigen Züge annehmen.
    »Wie gefallen sie dir?«, fragte sie.
    »Du hast eine gute Auswahl getroffen«, sagte Ephram mit leiser, zischender Stimme.
    »Wenn du ihnen Zeit lässt, werden sie deinen Hunger stillen.« Miss Mamie schaute in seine verführerischen Augen. Eine Woge der Wärme durchfuhr sie. Ihre Liebe war nie schwächer geworden.
    Die Augen ihres toten Ehemanns loderten in einem Sturm aus Rot und Gold. »Selbst im jetzigen Augenblick verleihen mir ihre Träume Stärke. Und bald wird wieder der blaue Mond aufgehen.«
    »Wie in der Nacht, in der du gestorben bist.«
    »Bitte, meine Liebe. Du weißt, dass mir dieses Wort missfällt. Es klingt so … endgültig.«
    »Was ist mit Sylva?«, fragte Miss Mamie mit gesenkten Augen und erwartete, dass er wütend werden würde.
    »Was soll mit ihr sein? Sie ist nur eine alte Hexe mit einem Sack voller Federn, Unkraut und alten Knochen. Ihre Macht ist nichts weiter als die erbärmliche Macht der Suggestion. Aber mein—«, seine Stimme stieg an, donnerte, sodass sie schon befürchtete, die Gäste in den oberen Etagen könnten ihn hören, »—mein ist die Macht, die
beiden
Seiten Form verleiht.«
    »So viele Jahre.« Miss Mamie fuhr mit den Händen über den Ausschnitt ihres Spitzennachthemds. »Ich weiß nicht, ob ich noch länger warten kann.«
    »Geduld, meine Liebste. Die hier sind etwas Besonderes. Sie sind echte Schöpfer. Sie schnitzen mich, sie schreiben mich, sie malen mich zum Leben. Ihre Hände formen und modellieren mich, ihr Geist gibt mir Substanz. Sie erschaffen mich so wie du sie erschaffst. Und bald, Margaret—«
    Ephram fuhr mit der Hand durch den Nebel, der am Spiegel züngelte, und legte sie an das Glas. Miss Mamie bettete ihre Finger auf dem Spiegel, sehnte sich nach der grausamen, erregenden Elektrizität seiner Berührung. Ihr toter Ehemann lächelte.
    »Bald werden all jene, die wir geopfert haben, ihr wahres Zuhause, ihr unendliches Leben finden—in mir. Und mir wird gehören, was jeder Herr und Meister verdient.«
    »Was jeder Herr und Meister verdient«, wiederholte sie flüsternd. Dann löste sich der Nebel auf. Ephram verflüchtigte sich und der Spiegel war wieder leer.
    Aufmerksam betrachtete sie ihr Gesicht. Sie hatte Glück. Ihre eigenen Hoffnungen und Träume würden bald zu neuem Leben erwachen. Bald würde Ephram dem Spiegel, diesen Mauern, diesem Haus entfliehen können. Bald würde sie seine Haut wieder spüren.
    Sie ging zu Bett, alleingelassen mit ihrer Lust.
Geduld
, befahl sie sich selbst. Ephram hatte es ihr versprochen. Und Ephram hielt seine Versprechen immer.

14. KAPITEL
    »I ch brauche etwas Stärkeres.«
    »Du sollst doch nicht am helllichten Tag hier herauskommen, Ransom. Was ist, wenn dich jemand sieht?«
    »Ich habe Angst. Ich komme nicht im Dunkeln hierher. Es ist schon schlimm genug, wenn man etwas
sehen
kann, und wenn man nichts sieht, wird es noch schlimmer.«
    »Ist dir jemand gefolgt?«
    »Auf keinen Fall einer der Gäste. Miss Mamie hat ihnen gesagt, dass sie nicht nach Beechy Gap hinauf dürfen. Aber die anderen—« Ransom senkte die Stimme und zog den Kopf ein, als befürchtete er, dass die knorrigen Wände der Hütte sie belauschten. »—du weißt schon,
sie
… sie sind jetzt überall.«
    Sylva Hartley beugte sich nach vorn und spuckte in die Feuerstelle. Die Flüssigkeit zischte und knackte und stieg dann als Dampf gegen die in Flammen stehenden Holzscheite auf. Mit der Rückseite ihrer ledernen Hand fuhr sie über ihren verschrumpelten Mund. Sie sah an Ransom vorbei, starrte auf die Jahrzehnte, die hinter ihr lagen und so dunkel waren wie die verrauchten Steine hinter dem Kamin.
    »Gott weiß, dass es schlimmer wird«, stimmte sie ihm endlich zu und legte sich ihren ausgefransten Schal um den Hals.
    »Der letzte Zauber hat eine Zeit lang sehr

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