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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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gut gewirkt. Hat sie eine Weile ferngehalten. Aber jetzt lachen sie nur über mich, wenn ich sie abschrecken will.«
    Sylva war der Meinung, dass Ransom ein bisschen mehr glauben müsste. Das war der Schlüssel: Glaube. Alle Zaubersprüche der Welt waren nutzlos, wenn man nicht
glaubte
. Ransom hatte eine christliche Erziehung genossen und das war schön und gut so. Aber wenn man weiter vordrang, gab es nun einmal Dinge, die älter waren und tiefer gingen als Religion.
    Es war zu schade um George Lawson. George war ein Außenseiter gewesen, nicht in den Bergen geboren. Er wusste nicht, womit er es zu tun hatte. Mit den richtigen Zaubersprüchen hätte er sich vielleicht Ephrams kleinen Spielchen entziehen können.
    Aber vielleicht auch nicht. Ransom hatte recht. Sie wurden stärker. Ephram wurde stärker. Und jetzt war George auch noch auf ihrer Seite. Genau wie all die anderen Leute, die Ephram in den letzten hundert Jahren zu sich geholt hatte.
    »Würdest du bitte die Maispuffer umdrehen?«, fragte sie.
    Ransom lief quer durch die Hütte zu einem kleinen blauen Stahlkocher. Er drehte die Puffer im Tiegel um. Der Geruch von verbranntem Maismehl füllte den Raum.
    »Sie bleiben nicht mehr unsichtbar«, sagte er, den Rücken ihr zugewandt. »Früher war es immer nur Korban und man hat ihn nur ab und zu im Herrenhaus gesehen. Aber die anderen … sie
gehen um

    »Der blaue Mond im Oktober. Eine magische Zeit. Richtige Magie und falsche Magie.«
    »Was wirst du tun?« Ransoms Stimme zitterte.
    Sie konnte es ihm nicht verdenken, dass er Angst hatte. Auch sie fürchtete sich, wagte aber nicht, es zu zeigen. »Zuerst einmal werde ich etwas essen. Danach werden wir wohl nachsehen müssen, was die Katze hereingeschleppt hat.«
    Ransom reichte ihr einen Teller aus gehämmertem Zinn. Er hatte ihr ein Stück gebratenen Schweinebauch neben die Maispuffer gelegt. Im Teller sammelte sich flüssiges Fett und tropfte durch ein kleines Loch im Metall heraus. Sylva stellte den Teller auf eine der Armlehnen ihres Schaukelstuhls, damit das Fett ihre Kleider nicht beschmutzte.
    »Es sind die Leute, nicht wahr?«, fragte Ransom, der Schein des Feuers flackerte in seinen Augen. »Die Leute, die im Herrenhaus schlafen.«
    Sylva sagte nichts, nagte nur mit ihren wenigen Zahnstümpfen an dem Schweineknorpel herum. Zwischen all dem Fett war ein großes Stück Fleisch. Ransom achtete immer darauf, dass sie eines der guten Stücke abbekam, wenn sie ein Schwein schlachteten und räucherten. Sie ging davon aus, dass sie mindestens genauso gut aß wie die eleganten Hausgäste.
    Sie schluckte das Fleisch hinunter und trank mit einem Zug eine Tasse Sassafrastee leer. Endlich sprach sie, den Blick auf die gelben und orangefarbenen und hellblauen Flammen gerichtet. »Es sind die Leute. Und das Mädchen. Die mit der seherischen Gabe.«
    Auch wenn sie mit sanfter Stimme sprach, hallten ihre Worte wie ein dunkles Donnergrollen in der feuchten Luft der Hütte. Der ganze Wald war verstummt, als ob sich die Bäume hinunterbeugten, um zuzuhören. Sie war sich sicher, dass nur wenige Minuten zuvor eine Spottdrossel ein fröhliches Lied zum Sonnenaufgang geträllert hatte.
    »Zuerst hat er nur die Toten für sich beansprucht, jetzt ist er hinter den Lebenden her«, sagte Ransom. »Es muss doch irgendein Ritual geben, das du gegen ihn einsetzen kannst.«
    »Du hast etwas vergessen. Wir müssen uns an die Regeln halten. Ephram Korban hingegen hat niemandem gegenüber Verpflichtungen. Weder gegenüber einem Menschen, noch Gott, noch einem meiner kleinen Säckchen mit Grieswurzel, Bärenzähnen und Habichtfedern.«
    Ransom griff an die Tasche seiner Latzhose.
    »Trotzdem musst du weiter glauben«, sagte sie. »Selbst ein kleines Gebet ist mächtiger als die höchsten Flammen der Hölle.«
    »Ich mache mich lieber auf den Heimweg. Ich muss mich um die Tiere kümmern. Und Miss Mamie hat in letzter Zeit ein wachsames Auge auf mich.«
    »Dann gehst du jetzt besser.«
    »Bist du sicher, dass du zurecht kommst?«
    »Ich bin die ganze Zeit zurecht gekommen, oder? Aber es ist gut, wenn wir aufeinander aufpassen.«
    Ransom nickte. Sein Gesicht lag im Schatten, außerhalb der Reichweite des Feuers, sodass sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Die Sonne strömte in den Raum, als er die Tür öffnete und hinaustrat. Sie schreckte vor dem eindringenden Licht zurück und wartete auf das Geräusch des Holzriegels, der wieder hinabfiel. Dann richtete sie den Blick

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