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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Bestimmung zugeführt. Ihr Geist würde über dem Anwesen schweben, so wie sie es schon unzählige Male in ihren Träumen erlebt hatte.
    Wäre das denn wirklich so schlimm?
    Solange Rachel Faye Hartley auf dem Friedhof bleiben oder in Beechy Gap ihr Unwesen treiben würde, solange sie niemals diese Grenze aus Stein und Holz überschreiten würde, solange könnte Anna so zufrieden sein wie jeder tote, rastlose Geist. Sie würde vom Witwensteg in die Tiefe blicken, allerdings ohne Mann zum Betrauern oder in diesem Fall nicht einmal ohne Mutter, und auf das warten, was nach dem Leben kam. Könnte es im Jenseits schlimmer sein als im Diesseits? Könnte die Ewigkeit furchtbarer sein als dieses Leben, das sie einfach nur an sich vorbeiziehen ließ, ohne jemals die geballte Kraft der Liebe gespürt zu haben?
    Nein. Der Tod könnte niemals grausamer sein als dieses Leben, in dem sie der Krebs heimgesucht hatte, in dem man sie verlassen hatte, in dem sie Millionen von Kilometern allein und traurig beschritten hatte.
    »Anna?«
    Mein Gott. Nicht er, nicht jetzt. Schnell wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, tat so, als ob ihr der Rauch aus dem Kamin in den Augen brannte. »Hallo, Mason.«
    »Bin ich froh, dass ich dich gefunden habe. Ich wollte dich nämlich etwas fragen.«
    »Solange es nichts Persönliches ist.«
    »Geht es dir gut? Du siehst irgendwie aufgewühlt aus.«
    »Du meinst, als ob ich einen Geist gesehen hätte?« Anna rang sich ein bitteres Lachen ab.
    »Nun, in diese Richtung geht auch meine Frage. Es gibt da ein Bild von Korban Manor, auf das ich im Keller gestoßen bin—«
    Anna trat an den Kamin und rieb ihre Hände über den wohltuenden, wärmenden Flammen. Eigentlich wollte sie damit Mason auf Abstand halten, aber er rückte nur noch näher heran. Er schaute die Korridore entlang und sprach dann mit leiser Stimme.
    »Das Gemälde hat einen Fleck, oben auf dem Dach«, flüsterte er. »Und so wie es aussieht, hat der Künstler auf dem Originalbild Menschen gemalt, die dann später mit einer weiteren Farbschicht überpinselt wurden. Fast so, als ob man etwas vertuschen wollte. Doch die Farbschicht reißt jetzt auf und in dem Fleck sind plötzlich Leute erkennbar.«
    »Machen das Künstler nicht öfters, dass sie ein Bild noch mal überarbeiten? Vielleicht hat der Maler einen Fehler gemacht oder eine grobe Skizze übermalt.«
    »Das habe ich anfangs ja auch gedacht. Aber jetzt kann ich ihre Gesichter sehen.«
    Anna schaute zu Korbans Porträt hinauf, fragte sich, wie viele Male dieses Gesicht dem Maler in dessen Gedanken erschienen ist, wie viele Stunden ihr längst schon verstorbener Verwandter als begehrtes Motiv posiert hatte. Selbst Cris hatte ihr berichtet, dass sich das Haus und Korbans Gesicht immer wieder in ihren Kopf brannten, bis ihre Finger schließlich den Drang verspürten, ihn mit Kohle, Tinte und Conté-Stiften aufs Papier zu bannen. Und Mason hatte Anna von der Büste von Korban erzählt und sich beschwert, dass der tote Mann ihn in seinen Träumen regelrecht verfolgen und ihn zu anfallartigen Schaffensphasen zwingen würde.
    »Lass mich raten«, erwiderte Anna. »Eines der Gesichter gehört Ephram Korban. Denn du siehst ihn jedes Mal, wenn du deine Augen schließt.«
    »Ja, eine der Figuren ist tatsächlich Ephram Korban.« Er blickte seitlich zum Porträt, so als ob er sich nicht traute, ihm den Rücken zuzuwenden. »Aber das ist nicht das Sonderbare, wenn man bedenkt, dass niemand hier kreativ sein kann, ohne den alten Bastard in der ein oder anderen Weise auferstehen zu lassen.«
    »Er sieht irgendwie charmant aus, oder?«
    »So charmant wie ein Schlangennest, würde ich sagen.«
    »Korban wird in dieser Gegend oft gezeichnet. Um ihn wird eben viel Wind gemacht. Was ist sonst noch so seltsam an dem Bild?«
    »Eines der anderen Gesichter. Also, die Ölfarbe ist getrocknet und der Rahmen ist verstaubt, sodass man nicht richtig weiß, wie alt das Bild ist. Ein Jahr, zwanzig Jahre. Vielleicht noch älter. Und du hast mir doch erzählt, dass du noch niemals zuvor hier warst.«
    »Ich belüge nie jemanden, außer, es gibt einen triftigen Grund dafür.«
Außer mich selbst. Ich habe mich schon belogen, noch bevor ich sprechen lernte.
    »Nun, da du ja eine Geisterjägerin bist, dürfte es dich vielleicht interessieren, dass es
dein
Gesicht ist, welches auf dem Gemälde zu sehen ist.«
    Das Feuer spuckte einen Funken Asche in Annas Richtung. Mason trat die Glut mit seinem Fuß aus.
    »Zeig

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