Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
Vom Netzwerk:
die Fremde Stimme sie, »mit Knut hat das letztendlich nur am Rande etwas zu tun. Außerdem, was sollte er denn dagegen haben? Ich bitte Sie, liebe Frau, wo leben wir denn!«
    »Eigentlich haben Sie recht.« Und mit deutlich gehobener Stimme. »Warum auch nicht, zumal ich ein paar Tage Urlaub dringend nötig hätte.«
    Ein heiteres Lachen klang an ihr Ohr. »Sehen Sie, das klingt schon wesentlich besser. Also kommen Sie?«
    Wiederum folgte ein kurzes Zögern, dann aber antwortete sie mit einer Gegenfrage: »Und wann sollte das sein?«
    »Am besten gleich nächste Woche, da würde es mit dem Zimmer am besten passen. Oder ist das zu kurzfristig?«
    »Nein, nein – überhaupt nicht – also dann nächste Woche.«
    »Großartig! Ich freue mich!«
    Nachdem Lena den Hörer aufgelegt hatte, fragte sie sich halb amüsiert und halb irritiert: was war denn das eben? Es dauerte auch noch eine ganze Weile, bis sie begriffen hatte, dass sie soeben einen Besuch bei wildfremden Leuten, von denen sie nichts weiter als den Namen kannte, zugesagt hatte. Und unwillkürlich drängte sich ihr die Frage auf; was um Himmels willen hatte das wirklich zu bedeuten? Ohne einen tieferen Grund lud doch heutzutage keiner einen völlig fremden Menschen zu sich ein. Oder steckte am Ende doch Knut dahinter? Nun, was immer der Grund sein mochte, so weit war sie sich inzwischen im Klaren, aus Neugier allein konnte er nicht bestehen.
    Immerhin reichte diese Neuigkeit vollkommen dazu aus, um ihre Tagesplanung völlig durcheinander zu bringen. Denn die Wahrheit war, dass sie in fünf Tagen bereits unterwegs sein würde. Und für wie lang, war auch noch völlig ungewiss.
    Also beschloss sie den eingeplanten Spaziergang ausfallen zu lassen, um sich wie gehabt ihrer Arbeit zu widmen. Und bei näherer Betrachtung kam sie nicht umhin festzustellen, dass die ihr verbleibende Zeit, ziemlich knapp bemessen war.
    In den letzten Tagen, der Vorbereitung auf die bevorstehende Reise, hatte Lena vermehrt auf einen Anruf von Knut gewartet, aber nichts, sie hörte und sah nichts von ihm.
    Einer Begegnung mit Ruth, war sie bewusst aus dem Wege gegangen. Sie brauchte ohnehin noch eine ganze Weile, bis sie das Gesagte so weit verdaut hatte, dass es ihr nichts mehr ausmachte – noch tat es zu sehr weh.
    Im Augenblick wollte sie nichts anderes, als gänzlich abschalten, um neue Kraft zu schöpfen.
    Sie war heilfroh, für die Fahrt gen Norden, den Nachtzug gewählt zu haben. Es war weniger langweilig, denn sie konnte schlafen, und außerdem hatte sie eine Menge Zeit dabei eingespart. Und während sie vom gleichmäßig pochenden Geräusch der Räder in den Schlaf gewiegt wurde, nahm der Gedanke, sich demnächst ein kleines, für sie zweckmäßiges Auto anzuschaffen, immer konkretere Formen an, so dass ihr der Gedanke immer vertrauter wurde. Auch wenn sie lang nicht mehr gefahren war, so scheute sie keineswegs davor zurück, die Fahrerlaubnis zu wiederholen. Sie hatte eh nur sehr selten fahren dürfen, da ihr Mann aus Vorsichtsgründen, es geschickt zu verhindern wusste. Das sollte nun aber anders werden.
    Irgendwann musste sie dann doch eingeschlafen sein, denn als sie erwachte, dämmerte es bereits und sie näherten sich Hamburg, wo sie umsteigen musste. Wenigstens war der Zug einigermaßen pünktlich, so brauchte sie beim Umsteigen nicht zu hetzen.
    Der Morgen war kühl und neblig. Sie fror und freute sich auf einen heißen Kaffee. Der Zug zur Küste hin, war wie der Vorige auch, nur mäßig besetzt. Sie suchte sich einen Fensterplatz und machte es sich bequem.
    Und unwillkürlich, je mehr sie sich der Küste näherte, je mehr musste sie an jene fremde Frau denken, die Knuts Schwester darstellte. So sehr sie auch nachzudenken versuchte, es wollte ihr absolut nichts Brauchbares zu dieser Frau einfallen. Knut hatte sie in Gesprächen aus seiner Kindheit zwar ab und zu erwähnt, aber eben nur ganz flüchtig. Nur das eine war bei ihr hängengeblieben, dass ihr Mann wesentlich älter, Maler und Fischer sei. Außerdem, dass sie eine kleine Pension besaßen. An mehr konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern.
    Eben setzte sich eine ältere Dame mit einem kleinen Hund im Korb, ihr gegenüber nieder und versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln. Eine offensichtlich redselige Frau, wie sie unschwer feststellen konnte. Selbst als sie über den legendären ›Hindenburg-Damm‹ fuhren, wich sie keinen Augenblick von ihrer Seite.
    So war sie ordentlich froh darüber, den Zug,

Weitere Kostenlose Bücher