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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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einer unvorhergesehenen Einladung ihres Sohnes nachkommen, der heute aus Australien zurückgekehrt ist.«
    »Typisch Franziska – Einladungen, Partys, das ist ihre Welt.« Und leise wie zu sich selbst, fügte er hinzu: »Wie Arne das nur aushält.«
    »Wahrscheinlich aus seinem schlechten Gewissen heraus.«
    Knut warf ihr einen forschenden Blick zu, sagte aber nichts.
    »Übrigens«, wechselte Lena das Thema, »Dagmar wird dir nach deiner Entlassung aus dem Krankenhaus nach allen Kräften behilflich sein, damit du ganz schnell wieder gesund wirst.«
    »Unsinn!«, protestierte er. »Ich bin bisher allein zurechtgekommen und das wird auch weiterhin so bleiben. Es sei denn«, dabei drückte er ihre Hand spontan gegen sein Herz, »du hast endlich ein Einsehen mit mir, und ziehst zu mir. Wir würden garantiert eine Vielzahl von himmlisch schönen Jahren miteinander verleben können!«, sagte er in überschwänglicher Freude. »Bitte, mein Liebes, gib deinem Herzen endlich einen Stoß – denn ich weiß doch, dass du mich, genau wie ich dich, herzlich gern hast.« Ordentlich eindringlich versuchte er auf sie einzureden, und seine hellen Augen sahen sie mit so viel zärtlicher Zuneigung an, dass sie tiefgerührt wegsehen musste.
    Sie suchte angestrengt nach Worten, und wusste doch zu genau, die gab es nicht – kein Einziges, das ihre innere Not hätte verdeutlichen können. Sie sah ihn flehend an. »Bitte, Knut, – du tust mir weh!«
    »Ach, und du mir etwa nicht?«, sagte er verstockt, wie ein kleiner Junge. Dann seufzte er abgrundtief. »Nun gut, mehr als bitten kann ich nicht …«, und wandte sich gekränkt zur Seite. »Du lieber Himmel, was soll ich nur mit dir machen!«, rief Lena in gekünstelter Heiterkeit. »Ich kann doch nicht einfach bei dir bleiben, das geht doch nicht.«
    »Und warum nicht, kannst du mir das vielleicht mal erklären?«, fiel er ihr ins Wort.
    »Weil ich …« Sie stockte, ließ traurig den Kopf hängen und flüsterte enttäuscht: »Dabei hatte ich mich so auf das Wiedersehen mit dir gefreut.«
    »Ich doch auch.« Er zog sie behutsam zu sich heran, küsste sie herzlich und flüsterte an ihr Ohr: »Ich werde dich immer und immer wieder fragen – so lang bis du eines Tages ja sagst.«
    »O je«, stöhnte Lena.
    Eine freundliche junge Schwester trat ins Zimmer und sagte mit gewinnenden Lächeln: »Herr Björnson braucht noch viel Ruhe, also bitte, nur noch zehn Minuten!«
    »Siehst du, nicht einmal dieses kurze Glück ist mir vergönnt«, sagte Knut in komischer Zerknirschtheit. »Aber du wirst mich doch morgen wieder besuchen, nicht wahr?«
    Am liebsten hätte sie, ja ja gesagt, aber das wäre einer Lüge gleichgekommen. Sie musste nach Hause zurück, sie hatte einen dringenden Termin, den sie nicht so einfach verschieben konnte – und auch nicht wollte. Viel zu viele Jahre hatte sie immer nur die Termine der anderen akzeptieren müssen – jetzt aber wollte sie endlich ihre eigenen Termine wahrnehmen. »Ich kann morgen nicht kommen«, sagte sie. »Ich fahre heute Abend noch zurück.«
    »So so …«, formten seine vom Fieber spröden Lippen. Sein Gesicht war so von Trauer erfüllt, dass Lena sich am liebsten selbst geohrfeigt hätte, so mies, so niederträchtig kam sie sich vor.
    »Bitte, Knut, ich versprech dir, sobald ich kann, vielleicht nächste Woche schon, komme ich zu dir – ich versprech dir’s.«
    »Ich weiß – ich habe schon verstanden«, presste er zwischen die Zähne hervor.
    Lenas Augen füllten sich mit Tränen und sie legte ihr Gesicht an das seine, das sich noch immer etwas fiebrig heiß anfühlte. Ganz allmählich kehrte die Ruhe in ihr zurück, und schien sich gleichermaßen auf Knut zu übertragen. »Es tut mir ja so leid, so furchtbar leid, aber wer sagt uns denn, dass die Enttäuschung später nicht noch viel größer sein würde.«
    Die Tür wurde einen spaltbreit geöffnet und die junge Schwester von vorhin, steckte lächelnd ihren Kopf herein. »Bitte, Sie müssen jetzt wirklich gehen!«
    Lena nickte. Sie sah Knut stumm an und wusste nicht was sie ihm noch sagen sollte, denn jedes weitere Wort, konnte die schmerzhafte Wunde nur noch vertiefen helfen. So beschränkte sie sich auf einen knappen aber herzlichen Abschied, der für sie beide wohl am besten so war.

    Sehr viel später erst, im gleichmäßigen, durch die sternenlose Nacht ratternden Zug, begann die Benommenheit der letzten Stunden von Lena zu weichen. Sie hatte zwar versucht etwas Schlaf zu finden, doch

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