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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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nicht, entweder sind Sie so naiv oder Sie tun nur so, denn das sah doch ein Blinder, dass diese Frau, noch dazu eine viel zu dicke, Knut leidenschaftlich anhimmelte. Oder seid ihr im Osten tatsächlich derart gutgläubig, wie allgemein behauptet wird?«
    »Oh, da kann ich Sie beruhigen, wenn Sie die Gutgläubigkeit meinen, die gebräuchlicherweise den Argwohn ausschließt, das dürften wir inzwischen begriffen haben«, sagte sie mit unverhohlenen Spott.
    »Ist ja schon gut«, wehrte Franziska schnell ab. »Gott, was seid Ihr Ostdeutschen aber auch empfindlich, die reinsten Mimosen!«
    »Tja, jeder Hund der getreten wird, zieht irgendwann den Schwanz ein«, sagte Lena und sah auf die Uhr.
    Eben fuhr ein großer, chromblitzender Wagen vor.
    Franziska sprang erfreut auf und lief mit federnden Schritten auf die Ankömmlinge zu; einem eleganten jungen Paar. Sie begrüßten sich in überschwänglicher Freude, so als hätten sie sich eine Ewigkeit nicht gesehen – was sich im Nachhinein sogar als richtig erwies.
    Denn nachdem sie sich miteinander bekannt gemacht hatten, wurde ihr unverzüglich mitgeteilt, dass die beiden jungen Leute vor wenigen Stunden erst aus Australien zurückgekommen waren. Und weiter erfuhr sie, dass der gutaussehende junge Mann, Franziskas Sohn darstellte. Die beiden jungen Menschen, sprühend vor lauter Lebensfreude, überschlugen sich förmlich bei der detaillierten Berichterstattung ihres ausgedehnten Urlaubes.
    Lena, die mit all den farbenprächtigen Schilderungen dieser mannigfachen Erlebnisse nichts anzufangen wusste, entfernte sich umgehend mit dem Vorwand, noch Vorbereitungen für ihre heutige Abreise treffen zu müssen.
    Ordentlich froh, dieser für sie ungewohnten, aufgebauschten Umgebung entronnen zu sein, kehrte sie erleichtert in Knuts Wohnung zurück. Hier fühlte sie sich wohl – fast wie zu Hause. Doch diese andere Welt, Franziskas Welt, die war ihr fremd, zu abgehoben, zu überzogen, als dass sie sich damit identifizieren könnte. Nein, das war nicht ihre Welt und würde sie wohl auch nie sein.
    Immer öfters, immer ungeduldiger, irrte ihr Blick zur Uhr hin. Nur noch zwei Stunden trennten sie von Knut, dann würde sie sich endlich selbst davon überzeugen können, wie gut es ihm nun wirklich ging. Unruhig eilte sie bald dahin und bald dorthin, ihre Gedanken aber eilten weit voraus.
    Von unten drangen hin und wieder begeisterte Stimmen, begleitet von fröhlichen Lachen zu ihr herauf. Sie trat auf den in helles Licht getauchten Balkon hinaus, wo vom langanhaltenden Regen, große Wassertropfen von den Blättern der Kübelpflanzen perlten. Es roch angenehm frisch, und nichts erinnerte mehr an die atembeklemmende feuchte Schwüle der letzten Tage. Der Himmel war wunderbar blankgefegt, keine dunklen Wolken mehr aus denen grelle Blitze zur Erde schossen – friedfertig und heiter präsentierte sich nun die Natur, so als könne sie kein Wässerchen trüben.
    Ein hastiges Klopfen an der Tür, ließ Lena zusammenzucken. Sie stand auf und sah nach.
    Franziska stand halbfertig angezogen an der Tür. »Entschuldigen Sie bitte, Lena, wenn ich so ungestüm hereinplatze, aber ich bin in größter Eile. Die Kinder haben ein Treffen mit Freunden arrangiert, zu dem ich unmöglich nein sagen kann. Am besten Sie nehmen ein Taxi zum Krankenhaus. Und gute Genesungswünsche an Knut!« Und weg war sie.
    Einigermaßen verdutzt blickte Lena der Davoneilenden nach. Ratlos schaute sie sich um und überlegte; ein Taxi also. Bloß, was würde das kosten? Das Krankenhaus konnte schließlich am anderen Ende der Stadt liegen.
    Und genau das sollte sich bewahrheiten; das Taxi fuhr und fuhr … Eine zusätzliche Ausgabe also, dachte sie mit gemischten Gefühlen. Doch darüber sich jetzt den Kopf zu zerbrechen, hielt sie für denkbar ungeeignet, da sie in wenigen Augenblicken Knut in die Arme schließen durfte.
    Leichten Schrittes eilte sie die Stufen zur zweiten Etage des weitläufigen Gebäudes hinauf. Sie öffnete vorsichtig die ihr genannte Tür, Nummer 44, und erblickte Knut, wie er mit gespanntem Blick zur Tür sah. Seine hellen Augen strahlten, als er sie entdeckte.
    »Wie geht es dir, mein Schatz?«, umarmte und küsste sie ihn innig.
    »Gut, mein Liebes, sehr gut!«, erwiderte er mit freudig erregter Stimme. Doch dann sah er sich suchend um. »Franziska traut sich wohl nicht herein?«
    »Ach ja«, streichelte sie zärtlich seine Wange, »ich soll dir beste Genesungswünsche von ihr ausrichten; sie musste

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