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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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Und das sagst du erst jetzt!«, rief Dagmar erschrocken dazwischen. »Etwa wieder sein Herz?«
    »Ja, auch – er hat plötzlich hohes Fieber bekommen.« Und nun erzählte sie Dagmar in aller Kürze was sich in der Frühe zugetragen hatte.
    »Du meine Güte, auch das noch, als ob er zurzeit nicht schon gestraft genug wäre«, klagte Dagmar. »Und du? Hast du ihn vielleicht etwas zu sehr aufgeregt?«, fragte sie mit einem scherzenden Unterton.
    »Das nun bestimmt nicht, da kannst du ganz beruhigt sein! Eher das Gegenteil dürfte der Fall gewesen sein – wir verbrachten nämlich einen ausnehmend schönen Abend miteinander.«
    »Heißt das etwa, ihr habt euch ausgesöhnt, pardon, ausgesprochen?«, fragte sie ungeduldig.
    »Eine schwierige Frage, findest du nicht auch?« Lena zögerte, denn ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie dieses leidige Thema weitestgehend verdrängt hatte.
    »Na, was ist, Lena, fällt dir denn diese Antwort immer noch so schwer?«, drängte Dagmar.
    »Ich fürchte – ja … Ich kann sie nicht beantworten – zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht.«
    »Und die Affäre mit Ruth, hat die sich wenigstens aufgeklärt?«
    »Ja. Angeblich, ach, was heißt schon angeblich, wenn er es so sagt, dann wird es wohl auch so sein – sie sei lediglich zu Besuch bei ihm gewesen.« Und mit einem schadenfrohen leisen Lachen, fügte sie hinzu: »Er sei viel zu krank gewesen, was immer das heißen mag …«
    Dagmar brach in helles Gelächter aus. »Du lieber Himmel, diese Männer aber auch! – Aber nun mal etwas anderes, wie lang kannst du noch bleiben? Es geht nämlich darum, dass sich ja irgendeiner von uns um Knut kümmern muss, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wird.«
    »Morgen werde ich erst einmal mit Franziska zum Krankenhaus fahren. Dann werde ich hoffentlich Näheres über seinen Krankheitszustand erfahren. Allerdings bleibt mir gar nichts anderes übrig, als morgen mit dem Nachtzug nach Hause zu fahren – es wird höchste Zeit.«
    »Na schön, wenn es denn sein muss! Dann rufe doch bitte vorher noch an, damit ich weiß woran ich bin, was Knut betrifft. – Übrigens, wie kommst du eigentlich mit Franziska zurecht?«
    Lena zauderte. »Naja, es geht so …« Außer dass sie eine besonders attraktive und wohl eine noch verwöhntere Frau darstellt, kann ich mich selbst nicht sonderlich für sie erwärmen. Wobei in der Kürze unseres Zusammentreffens auch kaum etwas anderes möglich sein dürfte.«
    »Ich versteh schon …«, sagte Dagmar. Sie schien zu überlegen, dann aber fügte sie etwas gedehnt hinzu: »Nun ja – zu Franziskas Entschuldigung sei gesagt – sie ist im Grunde gar nicht so hochnäsig, wie sie gelegentlich tut. Sicherlich, sie ist nicht leicht zu nehmen, so verwöhnt wie sie ist; deshalb habe ich mich auch oft genug darüber gewundert, wie Arne das aushält, und wohl noch mehr, was er eigentlich an ihr findet.«
    »Ihre Schönheit wahrscheinlich …«, bemerkte Lena trocken.
    »Nein, nein, das allein kann es nicht sein – nicht bei Arne, der ist dafür viel zu intelligent.«
    »Dann eben der Sex«, erwiderte Lena amüsiert.
    »Vielleicht! Was uns letztendlich auch egal sein dürfte.«
    »Eben«, bekräftigte Lena.
    »Also dann bis morgen!«
    »Ja, bis morgen, und viele Grüße an deinen Mann!«, sagte Lena und legte den Hörer auf.
    »Der letzte Tag in Bremen also«, murmelte Lena leise vor sich hin, als sie vom Bett aus zum Himmel blinzelte. Sie lächelte. Was für ein schöner Tag heute! Sie setzte sich auf, zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie, so wie sie es zu Hause auch immer tat, wenn das Aufstehen kein Muss darstellte. Bedächtig abtastend, immer den letzten Augenblick vor Augen, wanderte ihr Blick abschiednehmend von Gegenstand zu Gegenstand. Das also war Knuts Reich. Seine Wohnung – sein Zuhause, das ebenso gut auch ihr Zuhause hätte werden können. – Zweifellos, ein schönes Zuhause. Von dieser verheißungsvollen Vorstellung übermannt, sank ihr Kopf von Sehnsucht und tiefen Weh geplagt, auf die über die Knie verschränkten Arme. Sie schloss die Augen, um die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Am liebsten hätte sie laut hinausgeschrien; ich bleibe! Ich werde immer bei dir sein, egal was auch geschieht! – Und doch wusste sie, dass sie diesem Gefühl des Blutes nicht nachgeben durfte, sonst stünde sie wieder dort, wo sie damals mit viel Mühe aufgehört hatte.
    Mit einem hastigen Ruck richtete sie sich auf, fuhr sich mit dem Handrücken kurz über

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