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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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Leben spielte. Wogegen die beiden mittleren Söhne, Arne und Björn, keinerlei tiefere Beziehung zu ihrem Heimatland erkennen ließen. Sie fühlten sich immer schon, mehr vom vitalen Stadtleben angezogen, als von dem für sie eintönigen Landleben.
    »Alles in Ordnung da draußen?«, wollte nun Mutter von den beiden Ankömmlingen wissen.
    »Hm, schon«, brummte Max unfreundlich, und trollte sich ohne ein weiteres Wort zu sagen, davon.
    Knut hingegen ließ sich neben seiner Mutter nieder und sagte mit echter Begeisterung: »Ein Prachtpferd, diese Arabella! Uwe wird stolz darauf sein – und mit Recht, ein solches Geschenk würde ich mir auch gefallen lassen.«
    »Hat Max das so gesagt?«, fragte seine Mutter.
    »Ja – so ähnlich.« Er musterte sie verstohlen, aber sie hielt den Blick gesenkt und so fragte er: »Stimmt daran etwas nicht?«
    Sie antwortete nicht sofort, und als sie es tat, spürte er instinktiv ihren Widerwillen. »Wohl kaum – wenn er das so gesagt hat.« Sie legte plötzlich impulsiv ihre trockne kalte Hand auf die seine und fragte lächelnd: »Ist es nicht wunder- wunderschön bei uns?«
    »O ja, Mutter, einfach herrlich, diese köstliche Ruhe, diese unverbrauchte, reine Luft und dann das immerwährende Rauschen der See, das alles kann nirgends schöner als hier sein.«
    »Ach, mein Jung«, schmiegte sie ihre Wange weich an seinen Arm, »das hast du eben wunderschön gesagt.« Und nach eine Weile des Schweigens, murmelte sie leise vor sich hin: »Nicht wahr, ihr habt euch gestritten, du und Max?«
    Knut legte den Arm um ihre knochige Schulter, drückte sie behutsam an sich und antwortete mit einer Gegenfrage: »Haben wir uns schon mal nicht gestritten?« Er lachte verhalten. »Nein, Mutter, gestritten ist nicht das rechte Wort; wir hatten lediglich eine kleine Meinungsverschiedenheit – auch wie immer. Aber bitte, Mutter, erlasse mir die näheren Details, die sind einer näheren Erörterung wahrhaftig nicht wert.«
    »Ja ja, ich weiß schon … die Kinder …« Und wiederum löste sich ein tiefer Seufzer aus ihrer Brust. »Dabei könnte alles so schön sein – nur etwas mehr Einsicht, gegenseitiges Entgegenkommen und vor allem etwas mehr Vertrauen.«
    »Siehst du, Mutter, genau das sind doch die Eigenschaften, die derzeit am wenigsten Gehör finden. Es kennt zwar jeder das Wort Toleranz, aber wer schon wendet es wirklich an. Selbst für uns beide, sei doch ehrlich, enthält dieses Wort mehr oder weniger auch nur einen symbolischen Wert. Der Mensch bleibt nun einmal das was er ist; ein ziemlich zweigeteiltes, chaotisches Wesen«, erklärte Knut halb amüsiert und halb traurig.
    »Komm, hilf mir mal auf, denn mir wird kalt«, sagte da seine Mutter, und sie begaben sich ins Haus.
    Gegen Abend, kurz bevor das Vieh gefüttert wurde, kam Uwe, Max ältester Sohn, aus der Stadt zurück. Die Ähnlichkeit mit seinem Vater, war verblüffend. Die gleiche drahtige Statur, der gleiche weitausholende Gang und das feiste runde Gesicht mit den hellen, wasserblauen Augen, selbst die etwas schleppende Sprechweise, das ganze Ebenbild seines Vaters. Nur der typisch strenge, fast schon harte Ausdruck, fehlte ihm gänzlich. Er wirkte eher linkisch schüchtern, was nicht so recht zum Bild eines Endzwanziger passen wollte. Bei näherer Betrachtung aber, trat dennoch unvermutet eine sonderbar trotzige Unsicherheit in den Vordergrund; die sogar irgendwie störend wirkte, weil sie im krassen Widerspruch zu seinem eher sanftmütigen Wesen stand. Schon eine etwas seltsame Mischung aus kindlichen Gehorsam und jugendlicher Auflehnung.
    Erst nachdem das Vieh versorgt und die Familie zu Abend gegessen hatte, und Knut seiner Mutter am Kamin noch etwas Gesellschaft leisten wollte, gesellte sich nach einiger Zeit völlig unerwartet Uwe hinzu. Wobei sich das Gespräch nur schleppend hinzog, und obwohl Knut genau spürte, dass Uwe bewusst das Gespräch mit ihm suchte, tröpfelte es nur mühsam dahin. Alles was er bisher gesagt hatte, war so total nebensächlich, dass es oft schon albern klang. Knut aber wollte ihn nicht drängen, ihm genügend Zeit einräumen, um ihm die nötige Sicherheit zu verschaffen. Denn er ahnte sehr wohl, in welch einer konfusen, ja zwiespältigen Verfassung sich Uwe augenblicklich befand.
    Wahrscheinlich bemerkte auch seine Mutter Uwes inneren Kampf, denn sie verabschiedete sich sehr bald darauf mit dem Hinweis; dass sie ans frühe Schlafengehen gewöhnt sei.
    Umständlich öffnete Uwe eine Flasche Wein, die

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