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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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sie ist schließlich ein Jahr jünger als ich.«
    »Also achtundzwanzig.« Knut nickte. »Ja dann kann ich sie wirklich nicht kennen.«
    »Oder, wart’ mal«, hielt Uwe ihm nachdenklich am Arm fest, »zu Großmutters fünfundsiebzigsten Geburtstag hat sie die Blumenarrangements für die Festtafel angefertigt, denn genau an diesem Tag bin ich zum ersten Mal auf sie aufmerksam geworden.«
    »Ach ja«, Knut schlug sich erinnernd gegen die Stirn, »jetzt weiß ich es, das war doch die kleine Rothaarige, mit den vielen Sommersprossen, nicht wahr?«
    Eine dunkle Röte huschte über Uwes Gesicht. »Ja ja, aber sie ist jetzt wesentlich schlanker als damals – sieht ordentlich gut aus.«
    Uwes empfindlichen Eifer überhörend, musterte er ihn dennoch verstohlen aus den Augenwinkeln, als er erwiderte: »Nicht selten wird man zum Sklaven der eigenen fixen Idee. Denn gerade in der Liebe, verwischen sich die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum, am häufigsten bis zur Unkenntlichkeit. Wie oft liegt das Gute so nah; nur wir sehen es nicht – weil wir es nicht sehen wollen.«
    »Ich sehe schon, du würdest mich am liebsten wie meine Eltern auch, mit Kerstin verkuppeln – allein schon weil sie vom Ort ist.« Er lachte gekünstelt. »Nein, mein Lieber, das schlagt euch mal schön aus den Kopf; daraus wird nichts! Nicht, dass ich etwas gegen Kerstin habe, nein, nein, sie ist sogar eine äußerst liebenswerte und vor allem tüchtige Person – aber keine Frau für mich.« Er stand plötzlich auf und durchschritt das Zimmer mit weitausholenden Schritten, dann blieb er mit dem Rücken zum Fenster stehen und sagte mit Blick auf die erlöschende Glut gerichtet: »Morgen wird sie kommen, dann kannst du dich von der Richtigkeit meines Entschlusses selbst überzeugen.« Und mit flammender Siegermiene fügte er hinzu: »Du wärst der Erste, der mich nicht um sie beneiden würde!«
    Eine Antwort darauf blieb Knut ihm schuldig, denn er wusste um die Wucht der unstillbaren jungen Leidenschaft, die nur zu leicht den Verstand außer Kraft zu setzen vermochte.
    Sie wünschten sich noch eine geruhsame, gute Nacht, dann war Knut allein. Er gähnte mehrmals, und spürte mit einem mal, wie erschöpft er war. Vielleicht lag es auch am Wein, da er in den letzten Wochen alle alkoholischen Getränke kategorisch gemieden hatte. Und ordentlich verzagt dachte er darüber nach, dass es nun schon langsam an der Zeit für seine altgewohnte Belastbarkeit wäre. Schließlich musste er in gut einer Woche seinen Dienst wieder antreten, und der verlangte mit Sicherheit einen ganzen Mann und nicht so eine halbe Portion, die bei der kleinsten Belastung zusammenklappte. Noch mit diesem unfreundlichen Gedanken beschäftigt, begab er sich leise ins Bad, um ausgiebig zu duschen und gleich darauf in sein weiches Bett zu sinken.

    Obwohl es in der Nacht kräftig geregnet hatte, schien wider erwarten am anderen Morgen strahlend hell die Sonne vom blassblauen Himmel. Der Wind frischte zwar böig auf, doch da die Luft aus Südost kam, war sie angenehm mild.
    Knut öffnete das Fenster und lehnte sich weit hinaus. Dachte er sich’s doch, seine Mutter saß bereits unter der Eiche und schaute unverwandt aufs Wasser hinaus. »Guten Morgen, Mutter«, rief er zu ihr hinab.
    Sie drehte sich zu ihm um und winkte ihm freudig zu.
    In der Küche stand das Frühstück für ihn bereit, da die anderen Familienmitglieder längst ihrer Arbeit auf dem Hof nachgingen. Dabei spielte es auch keine Rolle, ob es Wochenende, Feiertag oder Wochentag war, das Vieh verlangte sein Recht. Eine Tatsache, die garantiert nicht jedermanns Geschmack entsprach. Doch ihm persönlich hatte das nie gestört – er war daran gewöhnt.
    Nun, während die anderen beschäftigt waren, wollte er einen ausgiebigen Strandspaziergang unternehmen.
    »Mutter, ich geh eben mal ein Stück am Strand spazieren«, rief er ihr von der Tür aus zu.
    »Ja, mein Junge, dann geh mal«, erwiderte sie und winkte ihm kurz zu. Sie drehte sich noch einmal nach ihm um und rief: »Geh die Abkürzung hinten am Hag vorbei!«
    Als Antwort winkte er mit beiden Händen, und verschwand augenblicklich hinter dem Haus, da wo ein schmaler Trampelpfad, zum, von seiner Mutter erwähnten Hag führte. Im Grunde aber war es nichts weiter, als ein breiter Streifen wildwachsender Heckensträucher zwischen einer Reihe saftig grüner Wiesen.
    Beim schnellen Laufen wurde ihm ordentlich warm und er dachte, wenn der Wind nur halb so böig über das Land

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