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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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streichen würde, könnte die Temperatur bereits auf sommerliche Grade steigen.
    Später dann, vom anhaltenden Lauf im aufgeweichten Sand müde geworden, streckte er sich an einer vom hohen Strandhafer besonders windgeschützten Stelle wohlig aus. Der total blaue Himmel über ihn, der nur ab und zu von weißen Wolkenfetzen gestört wurde, dazu das sanfte Rauschen der steigenden Flut, das alles löste eine Welle wundersamen Wohlgefallens bei ihm aus, wobei er schließlich eingeschlafen sein musste.
    Erst die lauten Kinderstimmen in seiner Nähe, ließen ihn erschreckt hochfahren. Die beiden Jungens zwischen elf oder zwölf Jahren, nur wenige Schritte von ihm entfernt, sahen ihn mit breitem Grinsen an. Nun gesellte sich auch noch ein großer strubbliger Schnauzer hinzu, wahrscheinlich hatten sie ihn aus einer gewissen Vorsicht herangerufen. Doch dann bereits von anderen Dingen abgelenkt, verschwanden sie so schnell wie sie gekommen waren.
    So gern er noch geblieben wäre, wollte er dennoch nicht Eddas Unmut herausfordern. Denn er wusste von Dagmar, dass sie, was die Unpünktlichkeit betraf, ganz besonders eigen war. Also musste er sich sputen, um rechtzeitig bei Tisch zu erscheinen.
    Und wie befürchtet, wartete man bereits auf ihn. So abgehetzt und durchgeschwitzt er auch war, wagte er es dennoch nicht sich im Bad zu erfrischen, sondern begab sich mit knapper Entschuldigung, artig, so wie es sich gehörte, auf den für ihn vorgesehenen Platz. Max, der anscheinend nur auf diesen Moment zu warten schien, faltete sogleich die Hände zum Dankgebet; worin ihm alle übrigen Familienmitglieder augenblicklich Folge leisteten. Wobei aber nicht genau zu erkennen war, ob nur der Hunger oder der formelle Ritus sie derart verbissen dreinschauen ließ. Selbst bei der raschen Auffüllaktion der Teller, schien jeder nur mit sich beschäftigt zu sein. Erst allmählich nach den ersten Bissen, dem ersten zuprosten, begannen sich die Gesichter zu entspannen. Wenn auch nur sehr verhalten, aber dennoch erkennbar.
    Diese Gelegenheit aber, sozusagen die erste Verschnaufpause zwischen kauen und trinken, nutzte Knut, um einen forschenden Blick in die Runde zu wagen. Denn er hatte vom ersten Augenblick an gespürt, dass etwas Unangenehmes vorgefallen sein musste – oder auch nur in der Luft lag. Denn so hervorragend das Essen auch geschmeckt hatte, denn Schwägerin Edda verstand ihr häusliches Handwerk, so wenig trug diese fade Stimmung zur Honorierung dieses gelungenen Festschmauses bei.
    Wahrscheinlich, oder besser mit größter Sicherheit, war die Anwesenheit dieser jungen Frau, Uwes derzeitige Freundin zuzuschreiben. Nur ein kurzer Blick hatte genügt, um die Klasse dieser jungen Frau zu bemerken. Und er konnte nicht umhin sich zu fragen; was um alles in der Welt hatte diese beiden grundverschiedenen Menschen zusammengeführt? Was für ein erfrischendes, bildschönes Mädchen das doch war. Er musste sich direkt Mühe geben, um sein Erstaunen, ja seine offene Bewunderung, nicht merken zu lassen. Zumindest konnte sie keine Dänin sein, das stand schon erst einmal für ihn fest. Ihr sehr dunkles, weich gewelltes langes Haar, dazu der dunkle Teint, mit den ebenfalls sehr dunklen Augen; wobei die formvollendeten vollen Lippen, den durch und durch exotischen Charakter noch beträchtlich unterstrichen. Selbst wenn sie weniger gut ausgesehen hätte, hätte ihre überaus geschmeidige, sehr frauliche Statur längst dafür ausgereicht, um jeden Mann, und wohl im besonderen Uwe, völlig in ihren Bann zu ziehen. Weshalb aber ihn …? Ausgerechnet Uwe …? Sein Äußeres war höchst mittelmäßig, keinerlei Ausstrahlung, keinerlei Anziehungskraft. Was also fand sie an ihm?
    Das zu erfahren, sollte ihm recht bald vergönnt sein, da Uwe ihm gleich nach Tisch, Jane höchst persönlich vorstellte. Und im Gegensatz zu den übrigen Familienmitgliedern, verhielt sie sich erstaunlich ungezwungen, so als gehörte sie längst zur Familie, auch ohne deren Zustimmung. Sie bediente sich auch nicht der üblichen faden Floskeln, im Gegenteil, sie nahm ihn wortgewandt wie einen alten Bekannten in Beschlag.
    »Uwe hat mir natürlich alles über Sie erzählt«, bekannte sie sogleich mit entwaffnender Offenheit.
    Knut spitzte verächtlich den Mund. »Das kann gar nicht so viel gewesen sein, da wir …«
    »Oh, doch«, unterbrach sie ihn lachend, »ich weiß eine Menge von Ihnen.«
    Um Janes urwüchsige Hartnäckigkeit abzubremsen, sagte Uwe mit verschämt gesenkten

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