Die Ueberbuchte
er zuvor aus dem Keller geholt hatte; schenkte ein und reichte Knut ein Glas hin. »Auf dein Wohl, Onkel Knut!«
»Onkel, wie das klingt«, lachte Knut, und trank einen tiefen Schluck.
Uwe, der das Glas vor sich auf dem Tisch abgestellt hatte, schob es mit spitzen Fingern leicht zur Seite, holte es aber gleich wieder heran, um erneut zu trinken und diesmal wesentlich mehr. Nun aber sah er auf, direkt in Knuts Augen, der gelassen den forschenden Blick standhielt. »Hat Vater etwas von Jane erzählt?«, hörte er Uwe dann fragen.
»Jane …? Nun, wenn das der Name deiner Freundin ist, dann hat er – aber nur ganz beiläufig.«
»Aha, dachte ich mir’s doch«, stieß Uwe ärgerlich hervor. »Dann hat er sicherlich auch erzählt, dass Jane geschieden ist und ein zweijähriges Kind hat, und somit nicht für mich in Frage kommen kann. Sowie es für mich auch nicht schicklich erscheint, nur formell mit einer Frau zusammenleben zu wollen. Das nämlich würde er kategorisch zu verhindern wissen«, sprudelte es nun heftig aus ihm heraus.
»Ich weiß.« Knut sah an ihn vorbei zur züngelnden Flammen im Kamin. »Er hat es zwar nicht so deutlich formuliert, doch dem Sinn nach dürfte es auf das Gleiche hinauslaufen. Wohlbemerkt, es ist über diese Angelegenheit sonst kein Wort weiter gefallen, weder negativ noch positiv.«
»Dann wird er es mit Sicherheit noch nachholen.«
»Warum sollte er! So gut verstehen wir uns nun auch wieder nicht.« Knut überlegte einen Augenblick, dann erkundigte er sich vorsichtig: »Wie ist das eigentlich, willst du nun den Hof übernehmen, oder was hast du dir so vorgestellt?«
»Doch, doch, ich würde schon gern den Hof übernehmen – vorausgesetzt Vater ändert seine Meinung über Jane. Ich möchte mit ihr zusammenleben, ohne dass sie sich zu sehr verpflichtet fühlt. Sie ist schließlich erst ein Jahr geschieden und möchte natürlich diesen nie wieder gut zu machenden Fehler nicht noch einmal wiederholen – das ist doch wohl verständlich.«
»Sicherlich, das ist zu verstehen – schon wegen dem Kind.« Die senkrechte Falte auf Knuts Stirn vertiefte sich. »Na schön, nehmen wir doch mal an, dein Vater würde deine Wünsche akzeptieren, was dann …? Ein Zusammenleben auf dem Hof, noch dazu unter der absoluten Vorherrschaft deiner Eltern, dürfte nicht so ganz einfach werden, oder wie siehst du das?«
»Ich weiß, ich weiß«, stieß er gepresst hervor, und mit hängenden Schultern und tief gesenkten Kopf, fügte er kaum hörbar hinzu: »Wir lieben uns aber doch …«
»Dann müsst ihr es eben versuchen – vielleicht geht alles sehr viel leichter als ihr es euch im Augenblick vorstellen könnt«, versuchte er ihm Mut zuzusprechen. Plötzlich nahm sein Gesicht einen hämisch verschmitzten Ausdruck an, als er noch eindringlicher fragte: »Sag mal, Uwe, da du immer nur deinen Vater zitierst, scheint demnach deine Mutter nichts dagegen einzuwenden zu haben, oder?«
»Meine Mutter …?« Er lachte rau auf, »die ist doch noch nie gefragt worden – wenigstens kann ich mich nicht daran erinnern«, erklang es schroff. »Mir scheint, sie will es auch nicht anders haben. Und da sich Vater, in Dingen, die er für einzig richtig erachtet, sowieso nicht dreinreden lässt, käme das einer ziemlich sinnlosen Zeitverschwendung gleich. Nein, dagegen kommt keiner an!«
Knut verzog zweifelnd das Gesicht. »Nun, ganz so kann es dennoch nicht sein, denn immerhin möchte er, dass du den Hof übernimmst; und wie er sicherlich weiß, gehört auch möglichst eine Frau dazu. Also wird er sich früher oder später deinen Wünschen beugen müssen.«
»O ja, so weit bin ich inzwischen auch gekommen«, spottete Uwe, »aber eben nur mit einer anderen Frau.«
Knut horchte interessiert auf, fragte aber betont gelassen: »Ach ja …? Gibt, oder gab es die etwa?«
»Ja, leider«, gestand Uwe höchst ungern. »Das ist aber längst vorbei.«
»Und, kenne ich die?«
Uwe grinste. »Das interessiert dich jetzt wohl, wie …?«
»Natürlich, warum auch nicht«, gestand Knut. »Schließlich bin ich hier aufgewachsen, da kennt man die Leute halt.«
»Dann will ich deine Neugier nicht länger auf die Folter spannen; es war die Kerstin vom Blumenwirt.«
Ziemlich ratlos blickte Knut ihn an. »Den Blumenwirt, gut, den kenne ich zwar, er heißt ja, wenn ich mich recht entsinne, Bogner, aber an die Tochter, nein, an die kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern«, gab er sich geschlagen.
»Nun ja, woher auch,
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