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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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Knut ein. »Aber ich bin, und das wirst du mir nicht absprechen können, viel in der Welt herumgekommen, wobei mir eine Menge junger Leute über den Weg gelaufen sind, und obwohl sie in einer gänzlich anderen Zeit aufwachsen, bleiben sie dennoch was sie sind, nämlich junge, vielseitig begabte Menschenkinder, die sich trotz scheinbarer Verschiedenheit kaum von uns damals unterscheiden. Auch wenn uns ihre Problematik auf den ersten Blick fremd erscheint, glaub’ mir, im Grunde sind sie uns verdammt ähnlich. Auch du hast dich beständig gegen diese wohlgemeinte Vormundschaft der Erwachsenen aufgelehnt und hast dich mitunter mit unschönen Mitteln dagegen gewehrt – genau wie Lars heute.«
    »Kann schon sein, aus deiner Sicht vielleicht, da mag so manches zutreffend erscheinen, nicht aber aus meiner«, verteidigte sich Max.
    »Was ist nun mit dem Pferd, für wem hast du es nun wirklich angeschafft? Doch wohl nicht für dich?«
    »Für wem wohl? Für Uwe natürlich.«
    »Aha.«
    »Nicht aha«, murrte Max. Er sah eine Weile starr vor sich nieder, dann bückte er sich nach einem schön gezeichneten Kiesel und schleuderte ihn wie in jungen Jahren, mit voller Wucht über die abschüssige Steinhalte aufs Wasser hinaus, dabei sagte er mit noch immer abgewandten Gesicht: »Du ahnst ja nicht, wie unangenehm, ja zerstörend, wohlhabende Schwiegereltern sein können.«
    Knut grinste schadenfroh. »Das allerdings kann ich mir sehr gut vorstellen.«
    »Immerhin, wenigstens einmal, dass du mir nicht widersprichst«, bemerkte Max mit komisch grimmiger Miene. »Auch dass dich das amüsiert, ist mir vollkommen klar; aber mich, das kann ich dir sagen, bringt das oft zur Weißglut. Am liebsten würde ich jeden Kontakt zu diesem feinen Pinkel abbrechen, doch dann hätte ich die gesamte Sippschaft gegen mich, einschließlich Edda.«
    »Du lieber Himmel, Max, du redest tatsächlich ganz wie Vater! Anstatt dich auch mal um angemessene Kompromissbereitschaft zu bemühen, führst du dich wie ein beleidigter Pascha auf; ziemlich kindisch das Ganze. Außerdem sei ausnahmsweise mal ehrlich, gab es denn nicht schon genügend Augenblicke, wo du über ihre finanzkräftige Hilfe recht froh warst? Denn wenn ich mich hier so umsehe, kann das niemals allein aus deinen Mitteln entstanden sein. Sieh dich doch mal um!«
    »Ja ja, ich weiß schon was du jetzt denkst, aber glaube mir, etwas weniger, dafür aus eigener Kraft, wäre mir entschieden lieber gewesen. Dann hätte vielleicht auch Lars eine andere Beziehung zu unseren Leben, unseren Zuhause gefunden. So aber wurde er schon als kleiner Junge von seinen Großeltern nach Strich und Faden verhätschelt. Es war mitunter gar nicht mehr mit anzusehen, dieses hemmungslose verwöhnen. Aber letztendlich sind wir es, auf die das missglückte Resultat einer solchen verfehlten Erziehung zurückschlägt.«
    Knut hatte ihm ohne zu unterbrechen zugehört, nun aber regte sich seine Neugier. »Welche Ausbildung, oder besser gesagt, welcher Lebensweg hatte dir eigentlich für Lars vorgeschwebt?«
    »Nun, zum Beispiel wie wir auch, einen handwerklichen Beruf halt, der sich immer bewährt hat. Und nicht dieses Studium, dieses Allerwelts-Studium, Betriebswirtschaft, das heutzutage jeder zweite studiert. Er wird schon sehen was er davon hat! Zumal heute, bei dem sich ständig verschlechternden Arbeitsmarkt.«
    »Der Arbeitsmarkt sieht zurzeit in allen Branchen katastrophal aus – auch in anderen Ländern, dafür kannst du aber deinen Sohn nicht verantwortlich machen. Und falls du an das Sprichwort denken solltest: Handwerk hat goldenen Boden, dann muss ich dich enttäuschen, auch das scheint der Vergangenheit anzugehören.«
    »Wieso denn«, protestierte Max, »der Handwerker und seine Dienstleistungen stehen nach wie vor hoch im Kurs.«
    »Hoch im Kurs, ja«, lachte Knut, »zu hoch wie mir scheint, kaum noch bezahlbar. Aber mal was anderes, wie ich weiß, hatte sich Uwe auch nicht sonderlich für den Hof interessiert, oder hat sich das inzwischen geändert?«
    »Wenn ich das wüsste, wäre es mir entschieden wohler«, gab Max unumwunden zu. Sie waren inzwischen an der Pferdekoppel angelangt, wo sich ihnen die Stute Arabella sogleich mit stolzer Haltung näherte.
    »Wirklich, ein schönes Pferd«, gestand Knut. »Solch ein Prachtexemplar hätten wir uns früher auch gewünscht, nicht wahr?«
    »Und ob«, nickte Max. Und während er den glänzenden Hals des Tieres streichelte, bekannte er freimütig: »Was habe ich

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