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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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diesbezüglich meine Meinung; zuerst der Beruf und dann die Familie. Ich weiß, mein Lieber, das hört sich ziemlich egoistisch und wohl noch mehr nach Familienfeindlichkeit an, aber ist es das wirklich? Zumal in der heutigen Zeit? Was wisst ihr schon, was für ein harter, rücksichtloser, ja mitunter sogar brutaler Kampf da draußen in der Wirtschaftswelt stattfindet! Ihr, die ihr kaum mal über euern Schüsselrand blickt, habt davon natürlich keine Ahnung. Aber ich schwöre euch, das ist erst der Anfang, die wirklichen Schwierigkeiten stehen uns erst noch bevor, denn die Arbeitslosigkeit wird steigen und steigen«, sagte er mit ungewöhnlicher Leidenschaft.
    »Und das versuchst du zu verhindern – ausgerechnet du!«, hörten sie da aus dem Hintergrund Franziska tiefgekränkt sagen.
    Betroffen sahen sie zur Tür, wo Franziska mit hektisch geröteten Wangen und vor Erregung funkelnden Augen angelehnt stand.
    »Nicht doch, meine Liebe«, versuchte Arne seine Frau zu besänftigen. »Es ist schließlich nur für kurze Zeit. Außerdem, du weißt wie wenig ich mich zum Partylöwen eigne – du hättest wahrhaft keine Freude an mir.«
    Franziska warf in stolzer Manier den Kopf in den Nacken und verließ wortlos das Zimmer.
    Und Arne folgte ihr.
    Allein im Zimmer zurückgeblieben, dachte Knut über das von seinem Bruder eben Gesagte nach, und musste sich unverblümt eingestehen, dass er sich in dieser Materie überhaupt nicht auskannte. Höchstens aus der Zeitung und vom Fernsehen. Doch ob das immer der Wahrheit entsprach? Obwohl, die Politik hatte ihn noch nie interessiert und so sollte es auch in Zukunft bleiben. Und was diese Wiedervereinigung anbetraf, darum hatten sich gefälligst die zu kümmern, die sie erstens haben wollten und zweitens die, die daran verdienten. Mit ihm hatte das alles nichts zu tun – höchstens, dass er mit mehr Abgaben belastet wurde.
    Er erhob sich, um sich endlich seinen Einkaufsbeuteln zuzuwenden, und während dieser Tätigkeit beschäftigten ihn ganz andere Gedanken. Vor allem, dass er sich schleunigst um seinen vorgesehene Fahrauftrag kümmern musste – um allmählich über die zu erwartenden Reiseroute Bescheid zu wissen.
    Noch während er mit Aufräumen seiner Sachen beschäftigt war, kam sein Bruder zu ihm zurück; stellte sich mit abwesenden Blick neben ihn, sagte aber nichts.
    Knut musterte ihn mit gemischten Gefühlen, da er für eine eventuelle Ehevermittlerrolle absolut keine Lust verspürte.
    »Franziska lädt dich zum Abendbrot ein«, sagte Arne knapp.
    »Oh, danke!« Knut lachte lautlos vor sich hin und fragte: »Und du?«
    »Ich …? Ach so, ich natürlich auch.«
    »Bist du dir da ganz sicher?«, fragte Knut zweifelnd zurück.
    Arne richtete sich gerade auf und sah ihn nachgerade befremdlich an. »Was soll das, wir sehen uns doch eh kaum!«
    »Also gut, ich nehme die Einladung gerne an.«
    Arne nickte, aber rührte sich nicht vom Fleck.
    »Ist noch was?«, wollte Knut wissen.
    »Nein, nein«, schüttelte Arne den Kopf. »Oder doch«, gestand er nachträglich, »findest du etwa auch, dass ich mich zu egoistisch verhalte?«
    »Ah, ich begreife«, lächelte Knut, »Franziska also …« Er zögerte, überlegte einen Augenblick, sah schließlich seinen Bruder offen an und sagte: »Aus ihrer Sicht ist das doch wohl zu verstehen, oder nicht?«
    »Ja ja, schon – aber warum kann sie nicht auch mich verstehen? Wenigstens versuchen könnte sie es.«
    »Mein Gott, Arne, ich kenne mich doch in eurer Ehe kaum aus. Ich habe keine Ahnung – doch etwas stört mich ganz gewaltig, und das ist, dass du an Karin, deiner ersten Frau, nicht halb so große Anforderungen in punkto Verständnis gestellt hast, aber sie dich trotzdem verlassen hat.«
    »Also hör mal, das war doch ganz was anderes!«
    Knut warf ihm einen spöttischen Blick zu. »So kannst auch nur du denken.« Aber schon wieder vollkommen gelassen, fügte er beschwichtigend hinzu: »Weißt du was, mein Lieber, das alles geht mich im Grunde überhaupt nichts an – das ist einzig und allein euer Leben.«
    Arne setzte zum Sprechen an, Überlegte es sich aber anscheinend anders und ging schweigend aus dem Zimmer.
    Das konnte ja heiter werden, dieses gemeinsame Abendessen, dachte Knut ziemlich beklommen als Arne gegangen war. Am besten er ließ das Gespräch gar nicht erst in diese fatale Richtung abweichen. Aber wie er Franziska kannte, würde sie genau das Gegenteil davon tun, zumal sie sich wahrscheinlich von ihm einige

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