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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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besser, damit von da drüben keiner erst kapierte, was da eigentlich vor sich ging. Noch dazu mit dem Aushängeschild des solidarischen Beitrags versehen, musste das auch den Letzten überzeugen. So einfach war das.«
    »Moment mal«, meldete da Knut seinen Protest an. »Ganz so einfach dürfte es wohl nicht gewesen sein. Allein was landesweit an Aufbauhilfe geleistet wurde und noch wird, sucht garantiert seinesgleichen.«
    »Natürlich, das ist eine beachtliche Leistung.«
    »Na also«, strahlte Knut. »Dann stimmt es ja doch, dass wir es waren und noch sind, die mit unserem sauer verdienten Geld den ostdeutschen Aufbau finanzieren. Ohne uns würde da gar nichts entstehen. Du musst also zugeben, dass das kein Dauerzustand bleiben kann. Und gerade jetzt bei der hohen Arbeitslosigkeit, müssen wir wohl mit gutem Grund, allmählich wieder an uns selbst denken, sonst haben wir eines Tages noch das Nachsehen.«
    Arne schüttelte betrübt den Kopf. »Kein Wunder, dass die Kluft zwischen Ost und West immer größer wird, wenn alle Menschen so unüberlegt wie du daherreden. Oder sollte dir tatsächlich entgangen sein, dass von so und so vielen investierten Geldern, der größte Teil davon wieder zu uns zurückfließt? Das Fördermittel teilweise nur deshalb in so hohen Maße im Osten investiert wurden, weil erstens die Abschreibung und sonstige Steuervergünstigungen ein einträgliches Geschäft versprachen, und Zweitens, weil so manch einer ein cleveres Abzweigen der Gelder für sogenannte Stammbetriebe für ungeheuer sinnvoll ansahen. Was aber absolut nicht heißen soll, dass nicht auch ehrliche Geschäfte, mit ehrlichen Einsatz getätigt wurden – aber leider nur ein verschwindend geringer Anteil davon.«
    »Nun hör mal, mein Lieber, damit gehst du entschieden zu weit, denn das grenzt ja bereits an kriminelle Machenschaften, und das kann doch wohl nicht so sein!«
    »Ach nein …?«, erwiderte Arne frostig.
    »Und wenn schon, der marktwirtschaftliche Kampf ist nun einmal so hart«, bemerkte Knut verärgert. »Außerdem könnte man glauben, du seist einer aus dem Osten, so wie du redest.«
    »Gott, Knut, jetzt aber nicht auch noch geschmacklos, denn wo in aller Welt liegt da der Unterschied?«
    »Na hör mal, das liegt doch auf der Hand.«
    »Ach so, du meinst also, die da drüben sind sowieso ziemlich hintern Mond und werden uns auch so bald nicht das Wasser reichen können! Nicht wahr, das hattest du doch damit sagen wollen?«
    »Du meine Güte, ich verstehe deine Aufregung nicht, denn in gewisser Weise stimmt es ja doch, auch wenn du es nicht hören magst.«
    Arne schlug genervt beide Hände vors Gesicht und sagte mit tiefenttäuschten Gesicht: »Ich kann wirklich nur hoffen und beten, dass nicht alle Menschen so reden!«
    Knut lachte grimmig auf. »Auch wenn es dir nicht passen sollte, du Wohltäter der Menschheit du; es ist dennoch so und nicht anders. Sieh dir doch die Menschen im Osten an, sie haben nichts eiligeres zu tun, als ihre paar lumpigen Kröten für große Autos und sonstigen Luxus auszugeben, den sie sich im Grunde gar nicht leisten können, anstatt sich erst einmal zu bescheiden.«
    »Jetzt reicht es aber!«, sprang Arne wütend auf. »Es ist besser du gehst jetzt, um nicht noch größeren Blödsinn zu reden. Außerdem halte ich deine unbeherrschten Äußerungen, dem reichlichen Alkoholgenuss zu gute, sonst nämlich müsste ich mich am Ende deiner noch schämen.«
    »Wenn du meinst«, sagte Knut mit schwerer Zunge und erhob sich mit unsicheren Beinen.

    Der ungewohnte Alkoholgenuss hatte Knut doch ganz schön zugesetzt. Er fühlte sich wie erschlagen. Die Gedanken träge, ohne jeden Schwung, wehrten sich gegen jede Anstrengung. Immer wieder versuchte er den gestrigen Abend, wenigstens in etwa nachzuvollziehen – es gelang nur mühsam. Überhaupt, was war das aber auch für ein seltsames Gespräch – so vollkommen daneben? Nicht nur, dass sie eine Menge getrunken hatten, sie hatten auch eine Menge wirres Zeug erzählt. Ach ja, allmählich viel es ihm wieder ein; es ging um die Wiedervereinigung. Komisch, die hatte ihn doch noch nie interessiert. Aber seinem Bruder anscheinend umso mehr, der schien ja regelrecht einen Narren an diesen Problemen gefressen zu haben. Nein, so was aber auch – direkt beängstigend. Sicherlich, in manchen Dingen mochte er zwar recht haben – aber gewiss nicht in allem, darüber war er sich völlig im Klaren.
    Vorsichtig wandte er den noch immer ekelhaft benommenen Kopf

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