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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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zur Seite, um sich durch die sperrige Jalousie einen gewissen Überblick über das Wettergeschehen zu verschaffen. Soweit das bei dem eingeschränkten Blickfeld überhaupt möglich war. Aber von dem was er durch die schmalen Ritzen zu erkennen glaubte, schien es mehr als ein aufmunternder Lichtblick zu sein, denn das elende Grau der letzten Tage schien sich endgültig verabschiedet zu haben. Und fast schon versöhnt mit all den lästigen Unbill dieser Welt, wälzte er sich aus dem Bett.
    Richtig gut ging es ihm trotzdem nicht.
    Später dann, auf den Weg zu seinem Briefkasten, begegnete er Arne im Treppenhaus. »Guten Morgen, Knut, hoffentlich hast du wenigstens gut geschlafen?«, erkundigte dieser sich vorsichtig.
    »Ja, sehr gut sogar.«
    »Wie schön«, lächelte Arne. »Ich dachte nur, weil wir ganz schön getrunken hatten.«
    »Ach was«, erwiderte Knut und wollte weitergehen, überlegte es sich aber dann doch anders und blieb stehen. »Hör mal, Arne, was wir gestern Abend besprochen haben, das war doch mitunter ganz schöner Stuss, nicht wahr?«
    »Wieso Stuss?« Arnes Gesicht verfinsterte sich. »Ich sehe schon, du hast nichts kapiert – aber auch gar nichts.« Er wandte sich brüsk ab, drehte sich aber dann doch noch einmal um und sagte ziemlich niedergeschlagen: »Schade, wirklich schade …«
    Als Arne die Tür hinter sich geschlossen hatte, knurrte Knut verärgert: »So ein Quatsch aber auch …!« Und reichlich unwirsch sah er die Post durch, die sich aber zumeist auf Werbungen und Zeitungen beschränkte.
    Schließlich begann er lustlos die Wohnung aufzuräumen. Aber genau das war noch weniger dazu angetan, seine miese Stimmung zu bessern. So entschloss er sich kurzerhand, nun doch schon am Vormittag seine Firma aufzusuchen.
    Selbst während der Fahrt quer durch die Stadt wollte sich seine miese Stimmung nicht bessern. Es ärgerte ihn noch immer, dass es Arne abermals gelungen war, ihn mit seinem Geschwätz gründlich die Laune zu verderben. Was zum Teufel scherte ihn diese Einheit! Sollten doch die Leute, die unbedingt die Einheit gewollt haben, gefälligst selbst sehen wie sie damit zurechtkommen. Er jedenfalls hatte mit sich selbst genug zu tun. Außerdem war sein Anteil an diesen Wiederaufbau, sprich Solidarzuschlag und was sonst noch für Gelder in den Osten flossen, ganz beträchtlich. Jawohl, redete er sich wiederholt bekräftigend ein; sein Anteil war beträchtlich. Diese Selbstdiagnose schien ihn endlich zu beruhigen und er atmete spürbar auf.
    In seiner Firma angekommen, wurde er in hektischer Betriebsamkeit von Abteilung zu Abteilung geschickt, bis er nach einigen Irrläufen endlich die Aufstellung seines Dienstplanes in den Händen hielt. Die Übergabe war derart knapp, in einem direkt unschicklichen Tempo erfolgt, so dass er am Schluss selbst Atemlosigkeit verspürte. Er hätte zum Beispiel zu gern der freundlichen Frau in der Auftragsverwaltung, die zur gleichen Zeit wie er im Krankenhaus lag, einen kleinen Besuch abgestattet, aber angesichts dieser hektischen Betriebsamkeit, ließ er es nun doch lieber bleiben.
    Ordentlich froh diesem gestressten Betriebsklima entronnen zu sein, schlenderte er noch eine Weile ziellos durch die überquellenden Straßen. Und da die Sonne schien, wenn auch für seine Begriffe noch etwas zu halbherzig, war er dennoch hoch zufrieden.
    Doch so sehr er sich auch bemühte, seine Gedanken und Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, schlugen sie dennoch immer wieder ihre eigenen Wege ein. Es gelang ihn sich weder auf etwas Spezielles zu konzentrieren, noch sich über seiner momentanen Verdrossenheit klar zu werden. Irgendeine üble Blockade, die ihm eine kribbelige Unruhe bescherte. Vielleicht war das auch nur auf die zukünftige Veränderung, der Wiederaufnahme seines Dienstes zurückzuführen? Schließlich hatte er wochenlang pausiert. Jawohl, das musste es sein. Und plötzlich fiel ihm sein Dienstplan wieder ein, den er im Auto liegengelassen hatte, ohne ihn eines näheren Blickes gewürdigt zu haben.
    Nun plötzlich schien er hellwach zu sein. Seine Gedanken begannen wie wild zu arbeiten; denn wenn er sich nicht vollkommen irrte, dann hatte dieser kranke Kollege, den er vertreten musste, die Ostroute gefahren. Genauer gesagt, die neuen Bundesländer bedient. Natürlich, jetzt erinnerte er sich ganz deutlich; der Kollege Meinrad hatte ihm die Papiere ohne ein Wort der Erklärung zugeschoben, und das waren eindeutig die des erkrankten Kollegen. Und er, so

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