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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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weit weg, um ja keine Fragen mehr beantworten zu müssen. Aber im gleichen Atemzug wusste sie auch, dass genau das, ihre momentane Unsicherheit, ihre direkt kindliche Verwirrung, nur noch mehr vertiefen würde. Also erwiderte sie so ruhig sie konnte: »Entschuldigt bitte, aber ich weiß auch nicht warum ich heute derart empfindlich bin – irgendwie kann ich mich heute selbst nicht leiden.«
    »Dann sollten wir schleunigst an die frische Luft gehen, damit es dir wieder besser geht«, schlug Knut erleichtert vor.
    Sie nickte dankbar und erhob sich sofort.
    Noch immer schweigend, tief in Gedanken versunken, liefen Lena und Knut wie Fremde nebeneinander her. Nur ab und zu ließ sie ihren in sich gekehrten Blick in die Runde schweifen, aber ohne wie sonst dabei, von der farbigen Schönheit berührt zu werden. Es wollte ihr einfach nicht gelingen, ihrer schrecklichen Übellaunigkeit Herr zu werden. Am liebsten hätte sie sich in einem stillen Winkel verkrochen, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Wo um Himmels willen waren ihre sonst so klaren, festen Vorsätze geblieben? Wieso nur fühlte sie sich derart unbehaglich? Eigentlich hatte sie sich bisher eingebildet, dieses leidige Kapitel der Partnerschaft hinter sich gelassen zu haben – und nun plötzlich Zweifel an allen Ecken.
    Knut, der sie aus den Augenwinkeln beobachtet hatte, spürte ihren Unmut, ihre Zwiespältigkeit und berührte behutsam ihren Arm. Sie zuckte leicht zusammen und sah ihn mit großen, fremden Augen an. »Was ist?«, formten ihre trockenen Lippen.
    »Nichts. Du schienst mir nur allzu weit weg zu sein – in einer Ferne, in der ich keinen Zutritt habe. Und dabei weißt du, wie gern ich dir folgen würde – viel zu gerne. Ich kann und will es nicht glauben, dass wir uns nur ganz zufällig getroffen haben sollten – es muss mehr sein, das lasse ich mir nicht nehmen.«
    »Das ist doch Unsinn, Knut, und das weißt du sehr genau. Denn wenn ich dir nicht über den Weg gelaufen wäre, würde es irgendwann eine andere tun.«
    »Nein, Lena, ich kann nur wiederholen, das war kein Zufall! Mach dir doch nicht dauernd etwas vor. Oder glaubst du ich wüsste nicht, was dein plötzlicher Unmut bedeutet? Du versuchst dich mit aller Kraft gegen deine eigenen Gefühle zu wehren, und merkst gar nicht, wie weh du dir damit selbst tust. Außerdem verlangt keiner von dir, dass du dich Hals über Kopf entscheiden sollst. Uns drängt doch nichts …« Am liebsten hätte er hinzugefügt; höchstens das Alter, aber er unterließ es dann doch lieber und sagte stattdessen: »Dennoch, Lena, ich bitte dich ganz herzlich darum, überdenke in aller Ruhe noch einmal alles, und du wirst sehen, wir würden garantiert glänzend miteinander auskommen.«
    Lena fuhr verblüfft herum. »Soll das etwa ein Heiratsantrag bedeuten?!«
    »Von mir aus nenne es wie du willst. Ich wäre auch mit einer bloßen Partnerschaft zufrieden. Nur mit etwas wäre ich ganz bestimmt nicht zufrieden – mit einer gelegentlichen Freundschaft. Davon, meine liebe Lena, habe ich endgültig genug! Meine Einsicht kommt zwar spät, aber wie mir scheint, noch nicht zu spät. – Nein, ich mag nicht mehr allein leben; zumal ich dich kennengelernt habe.«
    »Nein, nein, Knut, so geht das doch nicht! Auch wenn ich Gefahr laufe dir sehr weh tun zu müssen, aber ich glaube nicht, ja ich bin überzeugt davon, dass das nicht ginge – nein, wirklich nicht. Schließlich habe ich dir nicht umsonst immer wieder zu erklären versucht, dass ich eine dauerhaft Partnerschaft oder was auch immer, nicht mehr will. Und wie du so treffend gesagt hast: Ich mag nicht mehr! So mag auch ich nicht mehr … Und obwohl identisch die gleichen Sätze – nicht aber ihr Bedeutung. Es ist nun einmal so, meine beiden Ehen, die den größten Teil meines Lebens ausmachten, sind mehr als genug. Deshalb kann ich nur wiederholen; ich mag nicht mehr! Auch wenn du im Augenblick von der Richtigkeit deiner Gefühle überzeugt scheinst, kann das bei längerer Dauer bereits ganz anders aussehen. Ich weiß«, wies sie seinen versuchten Einspruch mit entschiedener Handbewegung zurück, »du willst das natürlich nicht gelten lassen, nun, das ist deine Sache. Mir jedenfalls ist in den letzten Jahren sehr deutlich geworden, dass es irgendwie Frauen geben muss, die weder zu einer Ehe, noch zu einer dauerhaften Partnerschaft taugen – und ich dürfte eine von ihnen sein. Glaube mir, Knut, ich mag dich sehr und würde mich über eine Freundschaft herzlich

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