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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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eine volltönende Stimme hinter ihm: »Einen recht schönen guten Morgen allerseits!«
    Knut drehte sich erschrocken um. »Nanu, du bist schon zurück! Wolltest du nicht erst nächste Woche zurückkommen?«
    »Eigentlich, ja«, antwortete Dieter, sein Kollege, und fügte rasch hinzu: »Doch die Geschäfte verliefen besser als ich dachte.«
    »Demnach ein voller Erfolg, oder …?«
    »Ja, das kann man wohl sagen.« Er legte mit abgewandten Gesicht, die Hand auf Knuts Schulter und sagte irgendwie atemlos: »Entschuldige bitte, ich werde erwartet.«
    Noch bevor Knut etwas erwidern konnte, war er bereits zur Tür geeilt, wo zwei gut angezogene Herrn, mit teuren Aktenkoffern und geschäftsmäßig starren Mienen auf ihn warteten.
    »So stelle ich mir die berüchtigten Mafia-Bosse vor«, raunte Lena Knut mit vorgehaltener Hand zu.
    »Weiß man’s«, ging er auf ihren scherzenden Ton ein.
    Da aber trat im gleichen Moment, ihr Tischnachbar mit vollen Tablett an den Tisch heran, grüßte freundlich und machte sich sofort, fast gierig, über sein reichhaltiges Frühstück her.
    Lena und Knut warfen sich einen vielsagenden Blick zu – schwiegen aber.
    »Sie dürfen sich über meinen gesunden Appetit ruhig wundern«, sah der Mann nur kurz von seinem Teller auf. »Sie müssen wissen«, sagte er mit kauendem Mund, »ich habe seit gestern Mittag nichts Ordentliches mehr gegessen.«
    »Wieso das denn?«, wunderte sich Lena.
    »Weil meine geliebte Frau, weder eine Scheckkarte, noch sonst irgend einen Pfennig Geld eingesteckt hatte.«
    »Und Sie?«, konnte sich Lena nicht enthalten zu fragen.
    »Tja, mir hat sie es schließlich verboten, Geld in der Gesäßtasche herumzuschleppen. Und deshalb extra eine Jacke anzuziehen, oder gar mit ausgebeulten Hosen herumzulaufen, den Gefallen kann ich ihr nicht tun. Warum auch, schließlich verlässt sie das Haus nie ohne irgendeine Tasche.«
    »Wenigstens schmeckt es Ihnen jetzt ganz besonders gut«, feixte Knut.
    »Was habe ich da gehört?«, wandte sich einige Zeit später, der Mann mit bedauernder Miene an Lena, »Sie müssen morgen schon wieder abreisen?! Ist das nicht ein bisschen kurz für so eine lange Busfahrt?«
    »Kurz ist gar kein Ausdruck! Am liebsten würde ich immer hierbleiben.«
    »Aber doch wohl nicht alleine, wie?«
    »Aha, ich sehe schon, die Gerüchteküche also …«
    Der Mann sah sie einen Augenblick nachdenklich an, beugte sich zu ihr hin und sagte mit listigen Augenzwinkern: »Nun mal im Ernst, würden sie nicht doch viel lieber nach den Westen übersiedeln? Zumal jetzt, wo Sie es ohne weiteres könnten?«
    Lena schluckte, sie war verwirrt. Denn auf solch eine Frage war sie nun doch nicht gefasst gewesen. Sie schielte zu Knut hinüber, aber auch der machte keine Anstalt ihr zu Hilfe zu kommen Vielmehr verriet das leichte Zucken um seine Mundwinkel, nichts anderes als heimliche Schadenfreude. Und so versuchte sie sich mit einer Gegenfrage aus der Affäre zu ziehen: »Wie kommen Sie nur auf diese seltsame Idee?«
    »Seltsam? Nein, wieso denn? Das finde ich überhaupt nicht. Denn so viel mir bekannt ist«, er wandte sich an Knut, »wohnen Sie doch im Westen, genauer gesagt, in Bremen, da läge es doch auf der Hand …«
    »Was läge auf der Hand?«, unterbrach Lena ihn.
    »Nun, dass Sie mit nach Bremen gehen – denn umgekehrt dürfte es doch kaum der Fall sein.«
    »Gott, wie reizend! Nur leider finde ich das äußerst enttäuschend, dass ausgerechnet Sie, ein intelligenter Mann, diesen Tratsch für bare Münze nehmen. Überhaupt scheint man hier weit mehr zu wissen, als wir selbst. Nun, um der ekelhaften Gerüchteküche ein für allemal den Garaus zu machen; nichts davon trifft zu! Aber auch gar nichts – weder jetzt noch später!«
    »Ist ja schon gut«, versuchte der Mann sie zu besänftigen. »Ich wollte Ihnen natürlich auf keinster Weise zu nahe treten. Es tut mir ehrlich leid, Sie ungewollt verärgert zu haben. Zumal ich es im Grunde gar nicht so übel fände. – Außerdem müssten Sie selbst am besten wissen, dass in einem so kleinen Hotel, wie diesem hier, kaum etwas verborgen bleiben kann; und schon gar nicht eine Urlaubsromanze.«
    »Und wenn schon, dann geht das immer noch nur uns beide etwas an, und sonst niemand«, erwiderte Lena schroff.
    »Lena, was soll denn das?«, ergriff Knut ihre Hand. »Hast du das etwa nötig?«
    Dieser ruhige, überlegene Ton, traf Lena. Sie schämte sich, fühlte sich in die Enge getrieben und wäre am liebsten hinausgerannt. Nur

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