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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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draußen fiel, der Kopf, die Schultern und die Arme zu sehen gewesen waren, da war jetzt nur noch der schwarze Hinterkopf und ein sonnengebräunter Unterarm. Langsam und wie beiläufig, mit völlig ausdruckslosem Gesicht, ließ Nicolson seinen Blick zurückwandern zu der Gesellschaft im Innern des Raumes. Van Effen setzte soeben wieder zum Sprechen an, wobei er Nicolson mit einer halb nachdenklichen, halb neugierigen Aufmerksamkeit betrachtete.
    »Wie Ihnen inzwischen selbst klar geworden sein wird, Mister Nicolson, blieb Farnholme während des Angriffs auf die Viroma deshalb in der Sicherheit der Pantry, weil er immerhin zwei Millionen mit sich herumschleppte, die er nicht für irgendeine altmodische Vorstellung von der Tugend des Mutes, der Ehre oder dergleichen aufs Spiel zu setzen gewillt war. Ich blieb in der Messe, da ich nicht die Absicht hatte, auf meine Verbündeten zu schießen. Vielleicht erinnern Sie sich, daß ich bei dem einzigen Mal, wo ich es tat, als ich nämlich auf den Offizier im Kommandoturm des U-Boots schoß, nicht traf. Weiter: nach dem zusammengefaßten Angriff auf die Viroma hat uns, als wir in die Rettungsboote gingen, keines der japanischen Flugzeuge mehr attackiert, auch später nicht – ich hatte vom Dach des Ruderhauses aus ein entsprechendes Blinkzeichen mit meiner Taschenlampe gegeben.«
    »Auch das U-Boot versenkte uns nicht, aus dem gleichen Grunde – der Kommandant hätte sich nicht besonders beliebt gemacht, wenn er zu seinem Stützpunkt zurückgekehrt wäre und dort berichtet hätte, er habe Diamanten im Wert von zwei Millionen Pfund auf den Grund des Südchinesischen Meeres geschickt.« Van Effen lächelte, auch diesmal wieder ein völlig freudloses Lächeln. »Vielleicht erinnern Sie sich, daß ich dafür war, wir sollten uns dem U-Boot ergeben – eine Anregung, auf die Sie ziemlich ablehnend reagierten.«
    »Warum hat uns dann später dieses Flugzeug angegriffen?«
    »Was weiß ich?« sagte van Effen und zog die Schultern hoch. »Hatte vermutlich die Nerven verloren. Und vergessen Sie nicht, daß sich in seiner Begleitung ein Wasserflugzeug befand – auf Abruf bereit, ein oder zwei Überlebende aufzufischen.«
    »Wie beispielsweise Sie?«
    »Ja, beispielsweise mich«, gab van Effen zu. »Kurze Zeit darauf stellte Siran fest, daß sich die Diamanten nicht bei mir befanden; in einer der Nächte, als wir bewegungslos in der Flaute lagen, hatte er meinen Koffer durchwühlt. Ich entdeckte es, störte ihn aber nicht dabei – es war ohnehin nichts in meinem Koffer. Außerdem verringerten sich dadurch die Chancen für mich, ein Messer in den Rücken zu bekommen – wie es dem nächsten erging, bei dem Siran die Diamanten vermutete, dem unglücklichen Achmed. Auch diesmal hatte er falsch getippt.« Van Effen richtete den Blick mit unverhohlenem Widerwillen auf Siran. »Achmed wurde vermutlich wach, während Sie gerade dabei waren, seinen Koffer zu durchsuchen, nicht wahr?«
    »Ein bedauerlicher Unfall«, sagte Siran mit einer lässigen Handbewegung. »Mein Messer rutschte aus.«
    »Sie haben nicht mehr lange zu leben, Siran.« Van Effens Stimme hatte einen seltsam prophetischen Klang, und das verächtliche Lächeln auf Sirans Gesicht erstarb langsam. »Sie sind einfach zu übel, um noch länger am Leben zu bleiben.«
    »Was für ein abergläubischer Unfug!« Das Lächeln war wieder da, Sirans Oberlippe entblößte sein weißes Gebiß.
    »Nun, wir werden ja sehen.« Van Effens Augen verließen Sirans Gesicht und richteten sich auf Nicolson. »Das ist alles, Mister Nicolson. Weshalb Farnholme mir eins über den Schädel gab, als das Torpedoboot längsseits ging, werden Sie sich selbst zusammenreimen können. Es blieb ihm nichts anderes übrig, wenn er das Leben der anderen retten wollte. Ein tapferer, ein sehr tapferer Mann – und ein schneller Denker.« Van Effen richtete den Blick auf Miss Plenderleith. »Und Sie haben mir auch einen ziemlichen Schrecken eingejagt, als Sie erzählten, Farnholme habe den ganzen Inhalt seines Koffers auf der Insel zurückgelassen. Doch im nächsten Augenblick machte ich mir klar, daß er das unmöglich getan haben konnte, da er keine Gelegenheit gehabt hätte, jemals dorthin zurückzukehren. Daher wußte ich, daß Sie die Pläne und die Diamanten bei sich haben mußten.« Er sah sie mitleidig an. »Sie sind eine sehr mutige Frau, Miss Plenderleith. Sie hätten Besseres verdient als diesen Ausgang.«
    Er verstummte, und von neuem entstand im

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