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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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überhaupt nicht. McKinnon war einfach nicht der Mann dazu. Doch jetzt hörte er, wie van Effen wieder zu sprechen begann.
    »Und hinterher? Ich meine, wenn Oberst Kiseki die Gefangenen in Augenschein genommen hat? Haben Sie irgendeine Unterbringungsmöglichkeit für die Leute?«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Yamata mit brutaler Offenheit. »Ein Beerdigungskommando wird alles sein, was sie dann noch brauchen.«
    »Meine Worte waren nicht scherzhaft gemeint, Hauptmann Yamata«, sagte van Effen.
    »Meine auch nicht, Herr Oberstleutnant.« Yamata lächelte, sagte aber nichts. In der plötzlichen Stille konnten sie die kreischenden Bremsen des Lastwagens hören, der in der Mitte des Kampongs anhielt. Dann räusperte sich Kapitän Findhorn.
    »Ich trage die Verantwortung für diese Leute hier, Hauptmann Yamata. Ich darf Sie an die internationalen Abmachungen über die Behandlung von Kriegsgefangenen erinnern.« Seine Stimme war leise und heiser, aber fest. »In meiner Eigenschaft als Kapitän der Britischen Handelsmarine verlange ich –«
    »Schweigen Sie!« sagte Yamata heftig, fast schreiend, mit häßlich verzerrtem Gesicht. Dann senkte er seine Stimme zu einem höflichen Flüstern, das noch sehr viel furchterregender war als der laute Zornesausbruch. »Sie verlangen gar nichts, Kapitän. In Ihrer Situation haben Sie überhaupt nichts zu verlangen.«
    »Was wird Oberst Kiseki mit den Gefangenen machen?« fragte van Effen, und seiner Stimme war keinerlei Erregung, nicht die geringste Empfindung anzuhören. »Sicherlich werden die Frauen und Kinder –«
    »Sie werden zuerst sterben – und es wird lange dauern, bis sie sterben.« Hauptmann Yamata sprach, als handle es sich um das Programm einer sommerlichen Party. »Sie werden alle sterben, denn sie haben seinen Sohn umgebracht. Das Kind – vielleicht verschont er das Kind. Oberst Kiseki hat eine seltsame Schwäche für kleine Kinder.«
    »Gewiß. Sie haben seinen Sohn umgebracht.« Van Effen richtete den Blick auf die Gefangenen, und der Ausdruck seiner Augen war kalt und düster. »Doch einer von ihnen hat versucht, mich umzubringen. Ich glaube nicht, daß es Oberst Kiseki etwas ausmachen würde, wenn es einer weniger wäre, oder?«
    Yamata zog die Augenbrauen hoch. »Ich weiß nicht, ob ich –«
    »Einer von ihnen hat versucht, mich zu töten«, sagte van Effen mit harter Stimme. »Ich habe eine persönliche Rechnung zu begleichen. Ich würde es Ihnen hoch anrechnen, Hauptmann Yamata, wenn ich diese Angelegenheit auf der Stelle bereinigen könnte.«
    Yamata wandte den Blick von dem Soldaten, der dabei war, die Diamanten wieder in den Koffer mit dem aufgeschlitzten Futter zu sammeln, und rieb sich unschlüssig das Kinn. Nicolson spürte erneut, wie ihm das Herz im Hals hochschlug; er mußte sich zwingen, ruhig zu atmen. Er bezweifelte, daß außer ihm irgend jemand begriff, was hier vorging.
    »Ich möchte annehmen, daß dies das mindeste wäre, was Ihnen zusteht – wir sind Ihnen zu außerordentlichem Dank verpflichtet. Doch der Oberst –« Plötzlich verschwand der besorgte Zweifel von Yamatas Gesicht, und er sagte lächelnd: »Aber selbstverständlich! Sie sind ein Offizier unserer Verbündeten im Oberstenrang. Ein Befehl von Ihnen –«
    »Besten Dank, Hauptmann Yamata«, unterbrach ihn van Effen. »Betrachten Sie ihn als gegeben.« Er fuhr herum, humpelte rasch in die Mitter der Gefangenen, bückte sich, faßte Gordon mit der Hand vorn am Hemd und riß ihn hoch. »Ich habe lange auf diesen Augenblick gewartet, du hinterhältige kleine Ratte. Los, da drüben an die Wand.« Er achtete nicht auf Gordons verzweifelten Protest, sein angstverzerrtes Gesicht und die gestammelten Beteuerungen seiner Unschuld, sondern schlappte ihn quer durch den Raum hinten an eine leere Stelle, direkt gegenüber dem Eingang, und warf ihn dort gegen die hintere Wand des Versammlungshauses, daß Gordon zu einem hilflosen Häufchen zusammensackte und fast der Länge nach flach am Boden lag, den einen Arm in hilfloser Abwehr erhoben, das unschöne Gesicht verzerrt von panischer Angst.
    Van Effen kümmerte sich nicht darum, sondern humpelte zurück zu der Tribüne der Dorfältesten und auf den japanischen Soldaten zu, der dort stand und unter dem einen Arm sein eigenes Gewehr und unter dem anderen Farnholmes Schnellfeuergewehr hielt. Mit der selbstverständlichen Sicherheit eines Mannes, der weder Einwand noch Widerstand erwartet, nahm van Effen dem Soldaten mit

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