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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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wollten Ihren Schlaf nicht stören. Was gibt es, Mister Nicolson?« setzte er mit plötzlicher Schärfe hinzu.
    »Nichts«, antwortete Nicolson lakonisch. Er hatte eben durch die Türöffnung nach draußen gesehen und nicht verhindern können, daß ein Zucken der Erregung über sein Gesicht lief, doch er wußte, daß er den Blick rechtzeitig wieder abgewandt hatte, bevor Yamata die Veränderung seiner Miene erspähte. »Der Wagen ist noch nicht da. Ich würde gern ein oder zwei Fragen an van Effen richten.« Er bemühte sich, seine Stimme möglichst beiläufig klingen zu lassen.
    »Wir haben noch ein oder zwei Minuten Zeit«, sagte Yamata und nickte. »Es könnte vielleicht ganz amüsant sein. Aber beeilen Sie sich.«
    »Danke.« Nicolson richtete den Blick auf van Effen. »Eins hätte ich gern gewußt: von wem bekam Miss Plenderleith die Diamanten – und die Pläne?«
    »Ist das jetzt nicht ziemlich gleichgültig?« sagte van Effen, und seine Stimme klang schwer und seltsam abwesend. »Es ist ja jetzt doch alles vorbei und erledigt.«
    »Sagen Sie es mir, bitte«, bat Nicolson eindringlich. Es war plötzlich von entscheidender Wichtigkeit geworden, Zeit zu gewinnen. »Ich hätte es wirklich gern gewußt.«
    »Also gut.« Van Effen sah ihn sonderbar an, halb verwundert, halb neugierig. »Ich will es Ihnen erzählen. Farnholme hatte sowohl die Diamanten als auch die Pläne – und er hatte beides fast die ganze Zeit über bei sich. Das hätte eigentlich auch für Sie klar sein sollen aus der Tatsache, daß sich beides später im Besitz von Miss Plenderleith befand. Wie er in den Besitz der Pläne gekommen ist, weiß ich wie gesagt auch nicht; die Diamanten wurden ihm von den holländischen Behörden in Borneo ausgehändigt.«
    »Die Leute müssen eine Menge Zutrauen zu ihm gehabt haben«, sagte Nicolson trocken.
    »Allerdings, das hatten sie. Und sie hatten auch allen Grund dazu. Farnholme war ein absolut zuverlässiger Mann. Er war ein unerhört schlauer Mann, der sich auch in den schwierigsten Situationen zu helfen wußte, und er kannte den Osten – und insbesondere das indonesische Inselgebiet – so genau wie kein zweiter. Es war uns beispielsweise bekannt, daß er mindestens vierzehn asiatische Sprachen beherrschte.«
    »Sie scheinen sehr genau über ihn informiert zu sein.«
    »Ja, das bin ich. Es war unsere Aufgabe – und von größter Wichtigkeit für uns –, soviel über ihn in Erfahrung zu bringen wie nur möglich. Farnholme war einer unserer gefährlichsten Gegner. Soweit wir darüber Bescheid wissen, gehörte er seit mehr als dreißig Jahren dem englischen Secret Service an.«
    Man hörte, wie der eine oder andere überrascht nach Luft schnappte, und ein allgemeines leises Geflüster setzte ein. Selbst Yamata hatte wieder auf der Bank Platz genommen und saß, die Ellbogen auf die Knie gestützt, mit vorgebeugtem Oberkörper da, und sein scharfes, dunkles Gesicht ließ lebhaftes Interesse erkennen.
    »Secret Service!« sagte Nicolson, stieß einen langen, lautlosen Überraschungspfiff aus und rieb sich mit der Hand über die Stirn, wie in einer Geste fassungslosen Erstaunens. Dabei hatte er das, was er jetzt erfuhr, bereits vor fünf Minuten vermutet – hinter der schützenden Deckung seiner Hand ließ er die Augen für den Bruchteil einer Sekunde zur Seite wandern und warf einen raschen Blick durch die offene Tür des Versammlungshauses, ehe er wieder zu van Effen hinsah. »Aber – aber Miss Plenderleith hat doch erzählt, er sei vor einigen Jahren Kommandeur eines Regiments in Malaya gewesen?«
    »Das war er auch«, sagte van Effen lächelnd. »Das heißt, jedenfalls dem Anschein nach.«
    »Weiter, sprechen Sie weiter«, bat Kapitän Findhorn drängend.
    »Weiter ist eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Von dem Verschwinden der Pläne wußten die Japaner und auch ich bereits wenige Stunden, nachdem sie gestohlen worden waren. Und ich versuchte mit offizieller japanischer Unterstützung, dieser Pläne wieder habhaft zu werden. Womit wir nicht gerechnet hatten, das war Farnholmes Idee – ein geradezu genialer Einfall –, gleichzeitig auch die Diamanten mitzunehmen. Damit verfolgte er zwei Absichten. Falls jemand dahinterkommen sollte, daß es nur eine Tarnung von ihm war, wenn er sich als whiskytrinkender Schlawiner ausgab, der sich mit irgendeiner Konterbande aus dem Staub machte, dann konnte er etwaige Schwierigkeiten aus dem Weg räumen durch Bestechung. Und falls jemand weiterhin

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