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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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energischem Griff Farnholmes Karabiner ab, überzeugte sich, daß das Magazin voll geladen war, stellte die Waffe auf automatisches Schnellfeuer ein und humpelte wieder dorthin, wo Gordon noch immer so dalag, wie er ihn verlassen hatte, mit starren, aufgerissenen Augen und leise und unverständlich stöhnend, von Sinnen vor Angst. Dieses Murren und Stöhnen und seine zitternden Atemzüge waren das einzige, was im Raum zu hören war. Alle Augen waren auf van Effen und Gordon gerichtet, Augen, die verschiedene Formen des Mitleids, der Wut, der bangen Vorahnung oder einfach völliger Verständnislosigkeit erkennen ließen. Nicolsons Gesicht war ohne jeden Ausdruck, desgleichen das von Hauptmann Yamata, und nur die Zunge, mit der er sich langsam über die Lippen fuhr, verriet, wie es in ihm aussah. Doch niemand sagte ein Wort, niemand machte eine Bewegung, niemand dachte überhaupt daran, etwas zu sagen oder sich zu bewegen. Im nächsten Augenblick sollte ein Mann getötet, ermordet werden, doch irgend etwas Undefinierbares in der elektrisch geladenen Atmosphäre machte es allen, die sich im Raum befanden, einfach unmöglich, zu protestieren oder den Ablauf des Geschehens zu unterbrechen. Und als die Unterbrechung dann doch kam – sie kam so plötzlich und ließ den seltsamen Bann der angespannten Stille so klirrend zerspringen wie ein Stein, der eine kristallene Schale trifft –, da kam sie vom Kampong draußen.
    Der gellende Schrei eines Japaners ließ die Köpfe aller im Raum Anwesenden ruckartig herumfahren zur Tür. Unmittelbar darauf war von draußen das Geräusch eines kurzen, heftigen Handgemenges zu hören, ein Aufschrei und ein hohler, widerlicher Ton wie von einem riesigen Hackmesser, das eine Wassermelone spaltet, darauf eine kurze unheimliche Stille, und dann ein knatternder, rauchender Flammenstrahl, und der Eingang und der größte Teil der Wand überzog sich in unglaublicher Geschwindigkeit mit einem züngelnden, knisternden Flammenteppich.
    Hauptmann Yamata machte zwei Schritte auf den Eingang zu und öffnete den Mund, um ein Kommando zu brüllen – und starb mit offenem Mund, während der bleierne Hagel aus van Effens Karabiner ihm die halbe Brust wegriß. Das Hämmern der Schnellfeuerwaffe erfüllte den Raum mit einem geradezu ohrenbetäubenden Lärm und übertönte völlig das laute Prasseln der Flammen. Der Sergeant, der immer noch oben auf der Rednertribüne stand, starb als nächster, dann der Soldat neben ihm, und gleich darauf erblühte mitten auf Sirans Gesicht eine große blutrote Blume – und immer noch stand van Effen, niedrig über den langsam zur Seite schwingenden Lauf seines Schnellfeuergewehrs geduckt, die Hand um den Abzug geklammert, mit einem Gesicht wie aus Stein. Er schwankte, als der erste Schuß aus einem japanischen Gewehr ihn oben an der Schulter traf, strauchelte und sank auf ein Knie, als ein zweites Geschoß ihm mit der Wucht eines Sturmbocks in die Seite schlug; doch immer noch blieb sein Gesicht völlig ausdruckslos, und sein Finger krümmte sich nur noch fester um den Abzug. So viel sah Nicolson, und mehr sah er nicht, da er sich im nächsten Augenblick mit einem Satz nach hinten warf und gegen die Beine eines Soldaten krachte, der eben seine Maschinenpistole auf den Mann an der Wand richtete. Beide schlugen lang hin und wälzten sich in einem erbitterten Knäuel am Boden, bis Nicolson wieder und wieder mit dem Kolben der Maschinenpistole in die undeutliche Fläche des dunklen Gesichts vor ihm schlug, wieder aufsprang, ein blitzendes Bajonett beiseite schlug und dem Angreifer mit voller Wucht in die ungedeckte Leistengegend trat.
    Noch während er mit dem Mann handgemein wurde und mit den Händen den dürren Hals des Gegners umklammerte, nahm er wahr, daß auch Walters, Evans und Willoughby aufgesprungen waren und wie rasend um sich schlugen in dem unheimlichen Dämmerlicht, in das der Raum durch den hellen rötlichen Schein der Flammen und den dichten, erstickenden Rauch des Brandes getaucht war. Im Hintergrund seines Bewußtseins registrierte er außerdem, daß van Effens Feuerwaffe verstummt war und daß ein anderes Maschinengewehr, dessen Feuerstöße einen unterschiedlichen Rhythmus hatten, durch den flammenden Vorhang schoß, der den Eingang fast völlig verhüllte. Doch im nächsten Augenblick hatte er das alles vergessen, da ein zweiter Gegner ihn von hinten ansprang, den Arm um seine Kehle klammerte und ihn in erbittertem Schweigen würgte. Vor seinen

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