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Die Ueberlebenden von Mogadischu

Titel: Die Ueberlebenden von Mogadischu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Rupps
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-Generation aus dem Gefängnis entlassen. Sie lenken nach Jahrzehnten wieder die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf die Opfer, die weiter unter deren Verbrechen zu leiden haben. Der schon erwähnte Film Schattenwelt macht die Folgen für ein solches Opfer auf beklemmende Weise deutlich.
    Der Spielfilm In den besten Jahren (Regie: Hartmut Schoen) thematisiert die Kronzeugenregelung. Der Mörder eines Streifenpolizisten, ebenfalls ein deutscher Terrorist, stellt sich als Kronzeuge zur Verfügung und erhält dafür eine neue Identität. Er wird für seine Taten nicht bestraft. Die Witwe kommt über den Verlust des geliebten Menschen nicht hinweg. Eines Tages macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder. Es kommt zur Begegnung mit dessen Mutter.
    Im Mittelpunkt des Films steht weniger, wie sich die äußere Handlung entwickelt, als das Porträt einer Frau, die durch einen politisch sinnlosen Mord den Lebensmut verloren hat. »Exopfer gibt es nicht«, hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert bei der Gedenkfeier für die RAF -Opfer im Jahr 2007 gesagt. Während das Leben der Witwe massiv belastet bleibt, kann der Mörder mithilfe des Staates ein neues Leben in Freiheit beginnen. Der Gedanke daran macht das RAF -Opfer umso trauriger.
    Mithilfe von Gedenkveranstaltungen wie 2007 in Berlin, mithilfe von Fernsehdokumentationen und Fernsehfilmen hat sich der Blick auf die Geschichte des Terrorismus deutlich geweitet. Es ist nicht mehr möglich, sich ausschließlich der Täterseite zu widmen. 286 Dafür sorgen auch einige der Opfer selbst – unter anderem Michael Buback, Sohn des 1977 von RAF -Terroristen ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback. Bis heute ist nicht geklärt, wer die tödlichen Schüsse beim Attentat in Karlsruhe abgegeben hat. Michael Buback vermutet ein mangelndes Aufklärungsinteresse des Staates, er will den »zweiten Tod meines Vaters«, wie er ein Buch zum Thema betitelt, nicht hinnehmen. Auch dank seiner Hartnäckigkeit wurde der früheren RAF -Terroristin Verena Becker noch einmal der Prozess gemacht, der im Juli 2012 nach 21 Monaten mit einer Verurteilung der Angeklagten wegen Beihilfe zum Mord und einer Haftstrafe von vier Jahren endete. Mit Abschluss dieses Verfahrens bleibt die Frage nach dem Mörder von Siegfried Buback jedoch weiterhin offen.
    Der Vorschlag von Bundestagspräsident Norbert Lammert, in der Hauptstadt eine Erinnerungstafel für die RAF -Opfer anzu­bringen, ist noch nicht umgesetzt. In Berlin-Westend gibt es eine Gedenktafel für Kammergerichtspräsident Günter von Drenkmann – er starb am 10.   November 1974 bei dem Versuch von RAF -Terroristen, ihn zu entführen. Das Detlev-Rohwedder-Haus in der Berliner Wilhelmstraße 97 , in dem früher die Treuhand­anstalt residierte und in dem heute das Finanzministerium untergebracht ist, gedenkt des am 1.   April 1991 von RAF -Terroristen ermordeten Präsidenten der Treuhandanstalt.
    Bundestagspräsident Norbert Lammert will, wie er über sein Büro mitteilen ließ, den Gedanken einer Erinnerungsstätte für alle Opfer weiterverfolgen und zu gegebener Zeit einen erneuten Vorstoß unternehmen.

287 Ich stehe auf einer Stufe mit Uschi Glas
    Ein Gespräch mit Jürgen Vietor
     
    Sie haben gerade erst einen Vortrag über »Mogadischu« gehalten.
    Ja, der Pfarrer einer Kirchengemeinde in der Nähe von Göttingen fragte mich, ob ich bei einer Soldaten-Rüstzeit einen Vortrag halten könne. Ich sagte, ich halte keine Vorträge, aber wenn die Besucher den »Todesspiel«- oder »Mogadischu«-Film gesehen haben, können wir darüber diskutieren. Es kamen viele Wehrpflichtige aus meinem alten Geschwader in Nordholz, also Leute, die 1977 noch gar nicht geboren waren. Der Pfarrer hat sie mithilfe einer Powerpoint-Präsentation mit den Fakten bekannt gemacht, etwa welche Route wir damals geflogen und auf welchen Flughäfen wir gelandet sind. Daraus ergab sich eine Diskussion. Einen Vortrag habe ich nie ausgearbeitet. Bei Göttingen wohnt auch Professor Buback, der als Betroffener ebenfalls Rede und Antwort stand. Wir haben uns hinterher getroffen, es war ein sehr interessantes Gespräch.
    Was wurden Sie denn gefragt ?
    Es ging nochmals um die wichtigen Ereignisse, die angedrohte Erschießung von Geiseln und die Erschießung von Kapitän Schumann. Die Teilnehmer wollten wissen, wie ich mich dabei gefühlt habe. Und der Pfarrer sagte: Erzählen Sie doch die Geschichte mit dem Toupet! Die habe ich dann erzählt, um das Gespräch ein wenig

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