Die Ueberlebenden von Mogadischu
Forderungen gut informiert. Alle Gefangenen sollen ihr Ziel bis Sonntag, 16. Oktober 1977 , 08 . 00 Uhr GMT , erreichen. Das Geld soll innerhalb des gleichen Zeitraums gemäß beigefügten Anweisungen übergeben werden.
Wenn nicht alle Gefangenen entlassen werden und ihr Ziel erreichen und das Geld nicht gemäß den Anweisungen innerhalb der angegebenen Zeit übergeben wird, werden Hanns Martin Schleyer und alle Passagiere sowie die Besatzung der Lufthansa-Maschine 737 , Flug LH 181 , augenblicklich getötet.
Wenn Sie unsere Anweisungen erfüllen, werden alle freigelassen.
Wir werden keine Verbindung mehr mit Ihnen aufnehmen. Dies ist unsere letzte Kontaktaufnahme mit Ihnen. Sie sind für jeglichen Irrtum oder Fehler bei der Freilassung der o.g. Gefangenen oder bei der Übergabe des angegebenen Lösegeldes gemäß den Anweisungen verantwortlich zu machen.
Jeder Verzögerungs- oder Täuschungsversuch Ihrerseits bedeutet den augenblicklichen Ablauf des Ultimatums und die Exekution von Hanns Martin Schleyer, den Passagieren und der Besatzung des Flugzeuges.«
An Bord der Maschine befinden sich 86 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder (Pilot und Kopilot, drei Stewardessen). Die 51 Entführer sind Souhaila Sami Andrawes Sayeh, Nadia Duaibes, Zohair Youssif Akache (»Mahmud« oder »Kapitän Mahmud«) und Nabil Harb. Der Anführer, »Kapitän Mahmud«, spricht von einem »Unternehmen Kofre Kaddum« im Namen der Organisation »Halimeh für den Kampf gegen den Welt-Imperialismus«. Kofre Kaddum ist ein von Israelis zerstörtes Palästinenserdorf in der Nähe von Nablus im Gebiet des von Israelis besetzten Westjordanlands, das früher zu Jordanien gehörte. Den Namen Halimeh trug – wie das Bundeskriminalamt zu diesem Zeitpunkt vermutet – die deutsche Terroristin Brigitte Kuhlmann bei der Entführung eines El-Al-Jets nach Entebbe in Uganda im Juni 1976. Brigitte Kuhlmann wurde bei der Befreiung der Geiseln durch die Israelis getötet und später in arabischen Ländern als Märtyrerin »Halimeh« gefeiert. Mahmud zwingt den Piloten Jürgen Schumann, Kurs auf Rom zu nehmen, kurz nach 17 . 00 Uhr landet die Maschine auf dem Flughafen Rom-Fiumicino. Dort steht sie nicht einmal eine Stunde. Am Abend fliegt die »Landshut« den Flughafen Larnaka auf Zypern an. Von dort hebt sie vor Mitternacht wieder ab. Am Nachmittag werden deutsche Diplomaten von ihrer Regierung instruiert, bei den jeweiligen nationalen Behörden darauf hinzuwirken, dass die Maschine am Start gehindert wird. Am frühen Abend ergeht an die Antiterroreinheit GSG 9 die Order, der entführten Maschine hinterherzufliegen. Sowohl in Rom als auch in Zypern scheitern die diplomatischen Bemühungen.
Freitag, 14. Oktober 1977
Die Flughäfen in Beirut (Libanon) und Damaskus (Syrien) verweigern eine Landeerlaubnis und sperren jeweils das Flugfeld. Die »Landshut« landet in der Nacht im Königreich Bahrain, bleibt dort aber keine zwei Stunden. Auch das nächste Ziel Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten will die Maschine nicht willkommen heißen, die Landung wird verweigert und die Landebahn mit 52 Feuerwehrwagen blockiert. Mahmud kann schließlich eine Landung erzwingen. Scheich Mohammed Bin Raschid, Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Emirate, verhandelt den ganzen Tag über mit Mahmud und kann erreichen, dass Medikamente und Getränke an Bord gebracht werden dürfen, lehnt aber die Forderung, das Flugzeug aufzutanken, ab. Kurz vor Mitternacht trifft der Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski als Sonderbeauftragter des Bundeskanzlers in Dubai ein. Der deutsche Krisenstab erwägt eine Befreiungsaktion mit der GSG 9 .
Samstag, 15. Oktober 1977
Die Verhandlungen zwischen dem »Landshut«-Cockpit und dem Tower gehen weiter. In der »Landshut« verschlimmert sich die Situation dramatisch, als das Kerosin verbraucht ist und die Klimaanlage ausfällt. Die Außentemperaturen betragen zeitweise über 50 Grad Celsius. Einige Passagiere verlieren in der stickigen, aufgeheizten Maschine vorübergehend das Bewusstsein. Nacheinander dürfen die Geiseln an den geöffneten Türen sitzen, um frische Luft zu schnappen. Die deutsche Regierung gibt Hans-Jürgen Wischnewski freie Hand, den geeigneten Zeitpunkt für eine Befreiungsaktion zu wählen.
Sonntag, 16. Oktober 1977
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gibt dem Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung nicht statt, mit der die Familie von Hanns Martin
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