Die Ueberlebenden von Mogadischu
Schleyer die Bundesregierung zwingen will, die Forderungen der Entführer zu erfüllen.
Über ein an das Flugzeug herangefahrenes Stromaggregat kann die Maschine Strom beziehen. Klimaanlage und Licht funktionieren wieder. Mahmud droht, den Piloten und nach und nach die 53 Passagiere umzubringen, und erzwingt so, dass die »Landshut« am frühen Morgen aufgetankt wird. Fallschirmjäger des Scheichtums Dubai halten sich für eine Befreiungsaktion bereit, der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Sajid Bin Sultan, schreckt jedoch vor einer solchen Aktion zurück. Die entführte »Landshut« hebt in Dubai ab und nimmt Kurs auf Aden, Südjemen. Auch dort ist der Empfang alles andere als freundlich, die jemenitische Regierung will die entführte Maschine unter keinen Umständen landen lassen. Weil das Kerosin zur Neige geht, ist Kopilot Jürgen Vietor aber dazu gezwungen, er setzt die »Landshut« auf einer Sandpiste neben der von Fahrzeugen blockierten Landebahn auf. Es ist eine harte Landung, bei der im Innenraum Deckenplatten herabfallen, aber keine Bruchlandung. Pilot Jürgen Schumann darf das Fahrwerk inspizieren. Dabei bleibt er längere Zeit verschwunden. Er kehrt in Begleitung jemenitischer Sicherheitskräfte zur Maschine zurück. Mahmud lässt ihn vor sich hinknien und erschießt ihn.
Montag, 17. Oktober 1977
In der Nacht hebt die entführte »Landshut« in Aden ab, am Steuer Jürgen Vietor, der sie seit dem Start in Rom geflogen hat, und nimmt Kurs auf Mogadischu, Somalia. Die Maschine ist nach der Notlandung von Aden beschädigt, doch sie kommt nach vier Stunden heil am Horn von Afrika an. Bald nach der Landung wird die Leiche von Jürgen Schumann über die Notrutsche an der hinteren Tür rechts herabgelassen. Der einzige Fernsehjournalist am Ort, ARD -Nahostkorrespondent Kurt Stenzel, und sein Team filmen die Szene. Das am Sonntag ausgelaufene Ultimatum wird auf heute, 15 Uhr MEZ , verlängert. Gegen Mittag trifft Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski in Mogadischu ein. Kurz vor Ablauf des Ultimatums bereiten die Entführer die Maschine für eine Sprengung vor. Auf Bitten des somalischen Präsidenten Siad 56 Barre wird das Ultimatum um 30 Minuten verlängert, um Flugzeuge und Gerät auf dem Flughafen in Sicherheit zu bringen. Kurz vor 15 . 30 Uhr verspricht der deutsche Verhandlungsführer im Tower, Michael Libal, Geschäftsträger der Botschaft in Mogadischu, Mahmud die Erfüllung aller Forderungen. Mahmud akzeptiert. Bis zum Ablauf des neuen Ultimatums am Dienstag früh, 1 . 30 Uhr, müssen die deutschen Terroristen aus den Gefängnissen zusammengeführt und mit einer Maschine nach Mogadischu gebracht sein. Nach Einbruch der Dämmerung treffen die Männer der GSG 9 auf dem Flughafen ein. Unterdessen verhandeln Michael Libal und Mahmud über die Modalitäten des Austauschs. Für eine deutsche Terroristin oder einen Terroristen (von den beiden palästinensischen »Genossen« in türkischen Gefängnissen ist nicht mehr die Rede) sollen je sieben »Landshut«-Geiseln freikommen. Was mit den restlichen Geiseln passieren soll, ist offen. Unterdessen hat auch Siad Barre endlich dem Einsatz der GSG 9 zugestimmt.
Abb. 3 : Am längsten stand die »Landshut« auf dem Wüstenflughafen in Dubai, umlagert von bewaffneten Soldaten und internationaler Presse. Zeitweise war die Klimaanlage defekt und die Maschine der sengenden Hitze schutzlos ausgeliefert. 54 - 55
In der Nacht auf den Dienstag, 18. Oktober
Die Befreiungsaktion »Operation Feuerzauber« der GSG 9 soll um Mitternacht beginnen, doch Kopilot Jürgen Vietor befindet sich gerade im Cockpit. Kommandeur Ulrich Wegener wartet, bis Jürgen Vietor es – zufällig – verlässt. Die herangepirschten GSG - 9 -Leute öffnen die Türen und beginnen auf die Entführer zu schießen. Drei der vier Entführer sterben im Kugelhagel, eine Frau überlebt schwer verletzt. Die Stewardess Gabriele Dillmann bekommt Splitter einer Handgranate ins Bein, ein GSG - 9 -Mann erleidet einen Halsdurch 57 schuss. Auch die Passagierin Edelgard Wolf wird am Bein verletzt. Die Maschine, mit der Hans-Jürgen Wischnewski nach Somalia gekommen ist, nimmt die befreiten Geiseln auf. Sechs von ihnen sind noch nicht transportfähig und müssen in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Lufthansa-Maschine nimmt Kurs auf Frankfurt am Main. Die Maschine mit den GSG - 9 -Leuten an Bord fliegt nach Köln-Wahn. In den frühen Morgenstunden bringen sich die
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