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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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weiß«, sagte Merlin nüchtern. »Ich weiß auch, dass Euch das nicht sonderlich hilft: Aber wenn es jemanden gibt, der redlich verdient hat, was auf ihn zukommt, dann ist das Symmyns.«
    Sharleyan nickte. Tohmys Symmyns, seines Zeichens Großherzog Zebediah, befand sich in Carmyn derzeit in einer annehmbar bequemen Zelle. Die Zelle lag in dem Gebäude, das zuvor sein eigener Palast gewesen war. Dort saß er nun schon seit vier Monaten und harrte der Ankunft Caylebs oder Sharleyans. Wahrscheinlich hätte er es vorgezogen, noch deutlich länger zu warten. Dem Kaiser oder der Kaiserin persönlich unter die Augen treten zu müssen, nachdem man sich des Hochverrats schuldig gemacht hatte, war nun einmal nichts, worauf sich ein eigensüchtiger, hinterlistiger Intrigant freute. Bedauerlicherweise – für Symmyns, hieß das – stand ihm in sieben oder acht Tagen genau das bevor ... Sharleyan freute sich nicht auf diese Begegnung. Aber Merlin wusste genau, dass sie niemals vor dem zurückschrecken würde, was die Pflicht ihr abverlangte.
    »Und auf Corisande freue ich mich auch nicht gerade«, fuhr sie fort. »Na ja, zumindest nicht auf das, was hauptsächlich dort zu regeln ist. Nun, wenigstens gibt es aus Manchyr auch ein paar gute Nachrichten, nicht bloß schlechte.«
    »Zu den Dingen, auf die Ihr euch freut, gehört wohl auch Hauwyls Reaktion?«, fragte Merlin trocken.
    »Na, und ob!«, antwortete Sharleyan unverkennbar selbstgefällig.
    »Meiner Meinung nach ist es sehr hinterhältig von Euch und Cayleb, ihm gegenüber nicht einmal eine Andeutung fallen zu lassen.«
    »Selbstverständlich sind wir listige, verschlagene und hinterhältige Staatsoberhäupter! Schließlich sind wir in einen verzweifelten Kampf gegen einen übermächtigen Feind verstrickt«, erwiderte Sharleyan. »Es gehört zu unseren Pflichten, unsere getreuesten Gefolgsleute stets auf der Hut sein zu lassen, bereit für alles, was ihnen widerfahren könnte.«
    »Und außerdem mögt Ihr es, anderen einen Streich zu spielen.«
    »Außerdem mögen wir es, anderen einen Streich zu spielen, genau«, gestand sie.

.II.
Königlicher Palast,
Talkyra, Königreich Delferahk
    In weiter Ferne, über dem Erdan-See, grollte der Donner. Gleißende Blitze zuckten über den Himmel. Schwere Wellen brachen sich an dem riedüberwucherten Ufer tief unterhalb des Erkerturms. Prinzessin Irys Daykyn stützte die Ellenbogen auf die Fensterbank und beugte sich in den rauen Wind hinaus. Scharf fuhr er ihr über die Wangen und peitschte ihr Haar. Mit halb geschlossenen Lidern, die Nase im Wind, genoss Irys die ungebändigte Kraft.
    Bald würde auch der Regen kommen. Schon jetzt konnte Irys die Feuchtigkeit in der Luft riechen, einen Hauch von Ozon im Wind. Als sie zu den schweren Wolken hinüberblickte, sah sie, dass in deren Inneren bereits weitere Blitze tanzten. Noch konnten sich die Blitze nicht aus der Wolke befreien. Irys beneidete die Wolken, den Wind. Sie beneidete sie um ihre Freiheit ... und um ihre Kraft.
    Die Luft war eisig, kühl genug, dass Irys eigentlich sehr kalt hätte sein müssen. Schließlich war sie Corisandes Wetter gewohnt. In Manchyr war der März einer der heißesten Monate. Die Stadt lag aber dem Äquator so nahe, dass sich eigentlich das ganze Jahr über die Jahreszeiten kaum bemerkbar machten. Nur zwei oder drei Mal in ihrem Leben hatte Irys Schnee gesehen, bei Ausflügen in die Barcor Mountains, zusammen mit ihren Eltern – vor dem Tod ihrer Mutter. Nachdem ihre Mutter gestorben war, hatte der Vater sie nie wieder dorthin mitgenommen. Manchmal fragte sich Irys, ob das daran gelegen hatte, dass er es nicht übers Herz gebracht hatte, den Lieblingsplatz seiner Gemahlin aufzusuchen, ohne seine Frau an seiner Seite zu haben ... oder ob er einfach keine Zeit mehr dafür gehabt hatte. Schließlich war er ja sehr beschäftigt gewesen.
    Der Donner krachte lauter als zuvor, und Irys sah die dunklen Wolken über dem See: Eine Regenfront zog langsam auf das Schloss und Talkyra zu, die Stadt zu ihren Füßen. Eigentlich ein schönes Sinnbild meines Lebens , ging es Irys durch den Kopf: Stetig dräuende Dunkelheit, und sie konnte nur zusehen und es geschehen lassen. An sich sollte dieses Schloss ein Zufluchtsort für sie sein, eine Festung, die sie und ihren kleinen Bruder beschützen sollte – Schutz bieten vor dem skrupellosen Kaiser, der ihren Vater und ihren älteren Bruder hatte ermorden lassen. Irys hatte nie hierher kommen wollen; sie hatte nicht von

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