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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und nun bahnten sich ganze Flottillen kleiner Boote ihren Weg durch das Gedränge von Schiffen und Ankerbojen.
    Von der hochgelegenen Zitadelle aus sahen die Boote aus wie Spielzeug. Nicht in seinen kühnsten Träumen hätte sich der Baron ausgemalt, jemals so viele Schiffe hier vor Anker liegen zu sehen.
    Geradezu rudelweise waren sie innerhalb der letzten Wochen hier eingetroffen. Die Männer, die ursprünglich zur Besatzung dieser Schiffe gehört hatten, waren an Land gebracht oder auf eines der alten Schiffe verlegt worden, die nun als Gefängnisse dienten. Unter anderen Umständen, bei einem anders gearteten Krieg, hätte man diese Männer vermutlich auf Ehrenwort freigelassen und sie wieder in die Tempel-Lande oder das Kaiserreich Harchong zurückgebracht. Unter diesen Umständen hingegen, bei dieser Art Krieg, kam das überhaupt nicht in Frage. Und so hatte das Alte Königreich Charis sich gezwungen gesehen, Platz für Unmengen Kriegsgefangene zu schaffen.
    Einen Ort zu finden, an dem mehr als sechzigtausend Mann unterzubringen waren, stellte eine Herausforderung dar. Schließlich war eine beachtliche Anzahl als echte religiöse Eiferer anzusehen, jederzeit bereit, für das zu sterben, was sie für Gottes Willen hielten. Bislang hatte es bei keinem Krieg auf Safehold jemals derart viele Kriegsgefangene gegeben. Entsprechend war auch kein Reich auf diese Eventualität vorbereitet. Allein schon die Kosten für Nahrungsmittel aufzubringen, die für die vielen Gefangenen reichten, war ein Problem – ganz zu schweigen davon, dass man auch für die Sicherheit sorgen und sich wenigstens bemühen musste, die Lebensumstände in den Gefangenenunterkünften zumindest halbwegs erträglich zu halten. Aus genau diesem Grund war es ja bislang auch üblich gewesen, Feinde, die ehrenvoll kapituliert hatten, auf Ehrenwort wieder in die Heimat zurückzuschicken. Vielleicht hätte Charis diese Problematik vorausahnen müssen. Aber keinem der Safeholdianer war dieser Gedanke gekommen. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben: Merlin Athrawes ebenfalls nicht.
    Es hatte gedauert, bis Rock Point die Größenordnung dieses neuen Problems bewusst geworden war. In der ersten Phase dieses Begreifens hatte er tatsächlich gemeint, Merlin hätte es kommen sehen müssen. Schließlich war Nimue Alban anders als Rock Point in der Terra-Föderation aufgewachsen. Sie hatte in ihrem Leben viel über die lange, blutige Geschichte eines Planeten namens Terra (oder einfach nur Erde) erfahren. Gefängnisschiffe hatten auf Terra zumindest eine Zeitlang praktisch zum Alltag gehört. Aber dann wurde Rock Point klar, dass Nimue Alban Derartiges nur aus historischen Aufzeichnungen kannte. Der einzige Krieg, den Nimue leibhaftig erlebt hatte, kannte keine Kapitulation und keine Kriegsgefangenen. Genau deswegen hatte auch Merlin das Kriegsgefangenen-Problem nicht vorausahnen können.
    Schluss mit dem Gejammer! , befahl sich Rock Point selbst. Das Problem, vor dem du stehst, ist verdammt noch mal viel besser als jegliche Alternative dazu!
    Das war zweifellos die Wahrheit, so ungünstig die Lage im Augenblick auch sein mochte.
    Über den meisten der Schiffe, die im Hafen vor Anker lagen, flatterte immerhin die Kaiserliche Flagge von Charis. Erst darunter war das grüne Banner mit dem Szepter der Kirche des Verheißenen aufgezogen oder das rotgrüne Banner mit gekreuztem Szepter und Säbel des Kaiserreichs Harchong. Die meisten Schiffe hatten in deutlich größerer Entfernung vom Land festgemacht, oder sie lagen gleich draußen auf Reede. In King’s Harbour kümmerte man sich vor allem um die Schiffe, die bereits voll bewaffnet waren. Wie die Heuschrecken fielen Inspektoren und Petty Officers über diese Schiffe her. Ihre Berichte würden es Rock Point einzuschätzen gestatten, wann die Prisen in den Dienst des Kaiserreichs Charis gestellt werden könnten ... vorausgesetzt natürlich, er könnte dafür auch Mannschaften auftreiben.
    Nachdem Bryahn Lock Island gefallen war, würde diese Entscheidung ganz bei Rock Point liegen, zumindest bis Cayleb wieder in die Heimat zurückkehrte.
    Derart aus dem Vollen zu schöpfen verwirrt , dachte er. Es sei Gott dafür gedankt, dass diese Schiffe nicht mehr der Kirche zur Verfügung stehen – aber was zur Hölle soll ich denn mit ihnen anfangen?
    Er schüttelte den Kopf, wandte sich vom Fenster ab und drehte sich zu den beiden Offizieren um, die er zu einer Besprechung hierher gebeten hatte.
    Commodore Sir Ahlfryd

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