Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Hyndryk, seines Zeichens Baron Seamount, stand vor einer der Schiefertafeln, mit denen er sein ganzes Büro hatte auskleiden lassen. Wie stets waren die Ärmelaufschläge seines himmelblauen Uniform-Kasacks mit Kreidestaub bedeckt, während die Finger seiner gesunden Hand Tintenflecken aufwiesen. An jemanden wie den kleinen, untersetzten Seamount dachte man nicht, wenn man sich einen Offizier zur See vorstellte. Doch sein flinker, einfallsreicher Verstand und seine Rastlosigkeit waren einer der Hauptgründe dafür, dass all jene Prisen an diesem sonnigen Sommernachmittag in King’s Harbour vor Anker lagen.
    Der spindeldürre, dunkelhaarige Commander, der respektvoll neben ihm stand, war mindestens zehn oder zwölf Jahre jünger als Seamount. Die Energie und Entschlossenheit seines Vorgesetzten fanden sich auch bei ihm. Momentan war die linke Hand des Commanders von einem dicken Verband umhüllt.
    »Es freut mich, Sie zu sehen, Ahlfryd«, sagte Rock Point. »Es tut mir Leid, dass ich nicht früher kommen konnte, aber ...«
    Er zuckte mit den Schultern, und Seamount nickte.
    »Das verstehe ich, Sir. Sie hatten reichlich zu tun.«
    Seamounts Blick fiel auf den massigen Rottweiler, der reglos neben dem Schreibtisch lag. Rock Point hatte von Bryahn Lock Island den Titel des diensttuenden High Admiral geerbt, Seamount Kielholer. Eigentlich war der Commodore mehr als erstaunt, dass der große, stürmische Hund den Tod seines geliebten Herrchens überlebt hatte. Während der ersten Fünftage hatte Seamount Sorge gehabt, Kielholer könne sich zu Tode grämen. Auch jetzt hatte der Rottweiler nicht annähernd wieder zu der Ausgelassenheit zurückgefunden, die ihn einst ausgezeichnet hatte.
    »Ja, das stimmt.« Rock Point atmete tief durch. Dann trat er an einen der Sessel heran. Sein Holzbein klackte im Wechsel mit dem Schritt des gesunden Beins über den Steinfußboden. Mit einem erleichterten Seufzer nahm er Platz.
    »Ja, das stimmt«, wiederholte er, »aber jetzt ist es mir doch noch gelungen, ein paar Tage Auszeit von all dem Papierkram zu nehmen. Also los, verblüffen Sie mich mit den Dingen, die Sie ausgeheckt haben, seit ich fort war!«
    »Ich weiß nicht, ob ›verblüffen‹ so ganz das richtige Wort ist, Sir«, gab Seamount lächelnd zurück. »Aber ich hoffe, dass Sie beeindruckt sein werden. Und zufrieden.«
    »Ich bin von Ihren Überraschungen immer beeindruckt, Ahlfryd«, erwiderte Rock Point trocken. »Das Einzige, was ich nicht mit Sicherheit weiß, ist, ob ich Ihre Überraschungen auch überlebe!«
    »Wir werden uns bemühen, Sie unbeschadet wieder auf die Destroyer zurückkehren zu lassen, Sir.«
    »Sie glauben gar nicht, wie sehr mich das erleichtert! Also, dann mal heraus mit den Überraschungen!«
    »Na ja, da hätten wir gleich mehrere zur Auswahl, Sir.«
    Seamount trat an eine der Schiefertafeln heran und griff nach einem Stück Kreide. Ein wenig misstrauisch beobachtete ihn Rock Point. Der Commodore kritzelte eigentlich immer an dieser Tafel herum und neigte dazu, seine jeweiligen Ausführungen äußerst ... lebhaft zu illustrieren.
    »Zunächst einmal, genau wie Sie bei Ihrem letzten Besuch, nun ... vorgeschlagen hatten, Sir«, fuhr Seamount fort, »habe ich dafür gesorgt, dass Commander Mahndrayn und die Kommission für Forschungsvorhaben die Arbeiten an den Artilleriegeschützen mit gezogenem Rohr abgeschlossen haben. Meister Howsmyn hat uns die ersten drei mit Draht umwickelten Rohre geliefert. Sie haben ganz außerordentlich gut funktioniert! Es sind zwar nur Zwölfpfünder ... nun eigentlich wiegen die Geschosse fast vierundzwanzig Pfund. Sie sind jetzt ja nicht mehr kugelförmig, sondern im Vergleich zu ihrem Durchmesser deutlich länger. Aber für Versuchszwecke waren sie voll und ganz ausreichend und haben sehr zufriedenstellende Ergebnisse gezeitigt. Meister Howsmyn ist zuversichtlich, mit der Produktion deutlich schwererer Geschütze anfangen zu können, sobald Ihre Majestäten und Sie beschließen, der Zeitpunkt sei gekommen.«
    »Das ist ja ausgezeichnet, Ahlfryd!« Rock Points zufriedenes Lächeln war aufrichtig, auch wenn er bereits gewusst hatte, was Seamount zu berichten haben würde. Ehdwyrd Howsmyn hatte ihn die ganze Zeit über auf dem Laufenden gehalten. Bedauerlicherweise gehörte Seamount nicht zum Inneren Kreis, und das bedeutete, dass Rock Point ihm nicht merken lassen durfte, dass er das schon wusste.
    »Ich weiß noch nicht, inwieweit sich auf diese Entscheidung auswirkt,

Weitere Kostenlose Bücher