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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Coris zuckte mit den Schultern.
    »Ich möchte genauso wenig wie jeder andere hören, dass Blut auf den Straßen fließt, Tobys! Ich gebe wohl zu, dass ein Teil von mir sich wirklich wünscht, die Corisandianer wären deutlich weniger bereit, einen Regenten zu akzeptieren, den sie für den Mörder von Prinz Hektor halten. Aber ich möchte auch nicht, dass bei Unruhen jemand ums Leben kommt oder Dörfer abgefackelt werden. Sie wissen doch noch viel besser als ich, wie hässlich Aufstände werden können!«
    Grimmig nickte Raimair. Er dachte an die Strafexpeditionen, die der Vater des derzeitigen rechtmäßigen Prinzen von Corisande nach Zebediah entsandt hatte. Coris erwiderte das Nicken.
    »Bedauerlicherweise gibt es einige Leute – zum Beispiel die aus dem Norden, die Sie gerade erwähnt haben –, die über das Ausbleiben größerer Rebellion gegen die Besatzer nicht sonderlich glücklich sein dürften. Sie werden noch deutlich weniger zufrieden sein, wenn sie erfahren, dass die Reformisten in der Kirche beachtliche Erfolge erzielen.«
    Wieder schwieg er einen Moment. Selbst hier scheute er sich, Namen zu nennen, nicht einmal Raimair gegenüber. Doch der ehemalige Sergeant nickte nur.
    »Ich bin der Ansicht, diese Unzufriedenen werden Berichte über Kooperation und allgemeine Akzeptanz in Corisande als Gefahr ansehen«, fuhr Graf Coris fort. »Sie werden es darauf anlegen, dass so viele charisianische Truppen wie nur möglich in der Heimat fest eingespannt sind. Jegliches Nachlassen oder jegliches Aushöhlen des Einflusses der Tempelgetreuen wird für sie gänzlich inakzeptabel sein. Und es gibt niemanden, den sie in Corisande kontaktieren könnten, um die Denkweise unseres Volkes in der Heimat zu beeinflussen.«
    Raimair riss die Augen auf, dann kniff er sie in grimmigem Verständnis wieder zusammen. Heimlich, still und leise hatte er eine kleine Wachabteilung zusammengestellt. Es waren gerade einmal fünfzehn Mann, ihn selbst nicht mitgezählt –, die in Wahrheit nicht König Zhames von Delferahk treu ergeben waren, sondern eben Prinzessin Irys Daykyn und dem Grafen Coris. Raimair hatte die Männer äußerst sorgfältig ausgewählt. Dass Prinz Hektor auf den Kontinenten Haven und Howard wohlgefüllte Bankkonten unterhalten hatte, um sein Spionagenetzwerk zu unterstützen, und dass Graf Coris auf diese Konten zugreifen konnte, bedeutete nun, dass Raimairs Leute recht auskömmlich bezahlt wurden. Und das nicht von König Zhames.
    Und auch nicht von Mutter Kirche.
    Bisher hatte Raimair vor allem die Delferahkaner im Auge behalten und mit einer Bedrohung von Seiten der Charisianer gerechnet, die Prinz Hektor und dessen ältesten Sohn ermordet hatten. Im Laufe der letzten Monate aber waren dem ehemaligen Sergeant ernstlich Zweifel an dieser Annahme gekommen. Nur hatte er noch nicht in der Art und Weise zwei und zwei zusammengezählt, wie Coris das gerade andeutungsweise getan hatte. Prinzessin Irys aber, so jung sie war, besaß einen Verstand, der geradezu schmerzhaft präzise arbeitete. Raimair zweifelte keinen Moment daran, dass sie sich schon längst mit dem Gedanken befasst hatte, der ihm gerade erst durch den Kopf gegangen war – ob sie sich das nun selbst eingestand oder nicht.
    Und das würde auch ziemlich gut diese grüblerische Trübsal erklären, die der ehemalige Sergeant in letzter Zeit bei der Prinzessin bemerkt hatte – vor allem seit diesen Säuberungsaktionen des Großinquisitors im Vikariat und dem ganzen Bistum.
    »Es wäre wirklich eine Schande, wenn Prinz Daivyn etwas zustieße, das dann doch noch zu einer Rebellion in Corisande führen würde, meinen Sie nicht auch, Mylord?«
    »Das wäre es allerdings«, bekräftigte der Graf. »Also sollten Sie den Jungs vielleicht wirklich ein paar Dinge erklären, Tobys. Sagen Sie ihnen, es sei gerade jetzt ganz besonders wichtig, Ausschau nach charisianischen Attentätern zu halten. Oder besser«, wieder blickte er Raimair fest in die Augen, »nach irgendwelchen Attentätern!«

.III.
Zitadelle King’s Harbour, Helen Island,
Howell Bay, Altes Königreich Charis
    Admiral Sir Domynyk Staynair, seines Zeichens Baron Rock Point, stand vor einem allzu vertrauten Fenster und blickte auf einen überfüllten Hafen hinaus. Sein eigenes Flaggschiff lag weit draußen in der siebzehn Meilen langen Bucht von King’s Harbour auf Reede. Aber Dutzende anderer Galeonen waren entlang der Kais buchstäblich Seite an Seite vertäut. Andere waren davor vor Anker gegangen,

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