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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kopf trug Sharleyan die hochherrschaftliche Staatskrone, über ihrem weißen Kleid trug sie die violette Schärpe eines Richters. Die tot wirkenden Augen des Gefangenen weiteten sich, als er diese Schärpe sah.
    Schwachkopf! , dachte sie eisig. Was hast du denn erwartet?
    Symmyns’ Hände waren nicht gefesselt – dieses Zugeständnis an sein ehemals hohes Amt hatten Cayleb und sie ihm eingeräumt. Doch die Gesichter der beiden Sergeanten der Army, die ihn zwischen sich genommen hatten, verrieten deutlich, wie sehnsüchtig sie sich wünschten, er würde ihnen einen Grund liefern, ein bisschen handgreiflich zu werden.
    Derart töricht war der Mann dann doch nicht, und so kam er vor dem erhöhten Thron zum Stehen. Kurz starrte er die Kaiserin an. Dann fiel er vor ihr erst auf die Knie und warf sich dann der Länge nach auf den Boden.
    Lange, endlose Sekunden ließ sie ihn so vor sich liegen, und während sie das tat, verspürte sie eine Art grausamer Freude und Befriedigung, die sie ernstlich überraschte. Zugleich beschämte diese Freude sie sogar, doch bestreiten konnte Sharleyan sie trotzdem nicht. Die Wahrheit war: Wenn es jemanden gab, der jene Folter der Ungewissheit und der Furcht verdient hatte, die dieser Gefangene im Augenblick durchlitt, dann war das zweifellos Tohmys Symmyns.
    Die Stille zog sich in die Länge. Sharleyan spürte, wie sich die Adeligen und der Klerus erkennbar anspannten, die man hinzugerufen hatte, damit sie Zeugen dessen würden, was sich hier ereignete. Sie waren hier, um zu beobachten, nicht um zu sprechen – und das war ein weiterer Grund, warum Sharleyan den ehemaligen Großherzog von Zebediah warten ließ. Er selbst würde nicht mehr die Gelegenheit haben, etwas aus den Geschehnissen dieses Tages zu lernen; andere vielleicht schon.
    »Tohmys Symmyns«, sagte sie schließlich, und sein Kopf ruckte empor, als sie ihn nur mit dem Namen ansprach, nicht mit dem Titel, den er so lange getragen hatte, »Sie sind des Hochverrats beschuldigt. Die Vorwürfe wurden von den weltlichen und kirchlichen Herrschern des Kaiserreichs und der Kirche von Charis geprüft. Jegliche Beweise wurden sorgfältig begutachtet, und man hat Ihnen die Gelegenheit gegeben, zu Ihrer Verteidigung auszusagen und Zeugen Ihrer Wahl zu benennen und vorzuladen. Das Urteil ist gefällt. Gibt es etwas, das Sie Uns oder Gott zu sagen wünschen, bevor Sie das Urteil hören?«
    »Eure Majestät ...« Seine Stimme war kaum mehr als ein leises Krächzen, weit entfernt von dem Instrument mit dem seidigen, gar honigsüß-klebrigen Klang, das sie einst gewesen war. »Ich weiß nicht, warum meine Feinde Euch derartige Lügen erzählt haben! Ich schwöre Euch bei meiner unsterblichen Seele, dass ich hinsichtlich aller gegen mich vorgebrachten Vorwürfe unschuldig bin – unschuldig! Ja, ich habe mit Graf Craggy Hill und den anderen korrespondiert, aber niemals, um mich gegen Euch oder Seine Majestät zu verschwören! Diese Männer sind mir seit Jahren bekannt, und ich arbeite seit langem mit ihnen zusammen, Eure Majestät. Es sind Männer, deren Treue Euch und Seiner Majestät gegenüber zweifelhaft war, wie ich wohl wusste. Ich habe mich lediglich bemüht, Näheres über ihre Pläne in Erfahrung zu bringen. Ich wollte herausfinden, welche Intrigen sie spinnen, um Euch darauf aufmerksam machen zu können.«
    Er erhob sich wieder auf die Knie und streckte beide Arme aus, eine Geste des Flehens und der Unschuld.
    »Ihr wisst, welcher Druck auf uns alle ausgeübt wurde, dem Eid zu entsagen, den wir auf Euch und die Krone abgelegt haben, Eure Majestät. Ihr wisst, dass der Tempel und die Tempelgetreuen darauf beharren, jene Eide seien nicht bindend, nachdem der Großvikar Euch und Seine Majestät exkommuniziert und das ganze Reich mit dem Interdikt belegt hat. Und doch schwöre ich Euch, dass ich jede Bestimmung des Eides eingehalten habe, den ich an Bord eines Schiffes vor den Mauern dieser Stadt vor Seiner Majestät persönlich abgelegt habe – als ich aus freien Stücken der Krone die Lehnstreue geschworen habe, ohne Druck, ohne Zwang! Was andere getan oder auch nicht getan haben mögen, ich habe stets treu im Dienst des Kaiserreichs gestanden!«
    Er verstummte und starrte Sharleyan flehentlich an. Mit völlig ausdrucksloser Miene blickte sie auf ihn herab. Noch einen Moment ließ sie die Stille wirken, ehe sie dem Verurteilten eine Entgegnung entgegenschleuderte.
    »Sie sprechen redegewandt von Ihrer Treue Uns und Kaiser Cayleb

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