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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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leuchtenden Sterne.
    Männer und Frauen kommen und gehen und manche kehren zurück und noch später kehren sie erneut zurück, und immer erscheinen und verschwinden sie durch dieselbe Stoffbahn, die hinter ihnen zufällt.
    Direkt gegenüber von diesem Eingang in der Westwand ist ein weiterer Eingang im Osten. Dort ist die Stoffbahn befestigt, der Reißverschluss ist zugezogen, und niemand kommt und geht durch diese Öffnung.
    Manche Menschen stehen in der Nähe und starren und nehmen eine hingehaltene Hand, wohingegen andere auf Stühlen sitzen, um zu beobachten, ihre Beobachtungen auf Band zu sprechen oder sich handschriftliche Notizen zu machen.
    Manchmal beraten sie sich miteinander, im Allgemeinen murmelnd und mit gesenkten Stimmen. Ab und zu sprechen sie lauter und mit leidenschaftlichem Eifer, aber ihre Auseinandersetzungen sind immer frei von Wut.
    In ihrem Käfig lauschen Puzzle und Riddle interessiert
den Stimmen ihrer Besucher, der Musik ihrer Stimmen, dem Rhythmus der Stimmen, Stimmen, Stimmen.
    Sie haben Wasser und bekommen zweimal Futter. Alles ist gut und alles wird gut sein, wie es das schon seit ihrem Werden gewesen ist.
    Es ist eine Zeit des Wartens, und warten können die beiden gut, denn Warten ist nichts weiter als ein Akzeptieren der Beschaffenheit der Zeit. Gelegentlich langsam und bei anderen Gelegenheiten schneller, doch in Wahrheit immer mit derselben Geschwindigkeit fließt die Zeit weiter und dem einen oder anderen leuchtenden Moment entgegen, dem Ort entgegen, an den sie dann ganz und gar gehören werden, so wie sie jetzt ganz und gar an diesen Ort gehören.
    In dem Raum kommen und gehen die Menschen, und schließlich gehen sie nur noch, bis Sonnenstäubchen in dem hellen Licht schweben, in der angehaltenen Luft.
    In der Nacht jenseits der Stoffbahn wartet der eine, der all die anderen einlässt. Er riecht nach Erschöpfung, Einsamkeit und Sehnsucht.
    Lautlos in der Lautlosigkeit zieht Puzzle den Reißverschluss des Matratzenbezugs auf, und der Schieber klickt leise, als sich die verhakten Krampen voneinander lösen.
    In dem Bezug, unter der Matratze, ertasten ihre forschenden Hände das, was sie am Morgen dort versteckt hat. Die Klinge ist kurz, nicht scharf, abgerundet und ohne eine Spitze.
    Als sie es gesehen hat, während sie auf einem Stuhl stand und in Küchenschubladen nach neuen Schätzen suchte, wurden ihre Augen nicht von der schlichten Klinge
angezogen, sondern von dem hübschen Griff. Er war leuchtend bunt und glänzte, und er hatte angenehme Konturen.
    In dem Moment, als sie ihn zwischen anderen Gegenständen von Interesse hervorholte, wurde sie von dem Stuhl gehoben und in die Hundebox gezwängt.
    Wenn man mit etwas versorgt wird, dann gibt es dafür einen Grund. Das weiß sie.
    Nachdem sie beide in den großen Käfig hier in diesem Raum verbracht worden sind und als sie ihr neues Quartier erkunden, wird der Zweck für das Ding mit dem hübschen Griff ersichtlich. Der Zweck ist nicht der Griff, sondern die Klinge.
    Die Decke und der Boden des Käfigs sind große Wannen. Die Stäbe des Käfigs sitzen in Rahmenelementen. Die Elemente sind an die Wände der Bodenwanne und der Deckenwanne geschraubt. Jedes Element wird von zwei Schrauben oben und zwei Schrauben unten festgehalten.
    Jetzt sieht Puzzle Riddle an und Riddle sieht Puzzle an und sie einigen sich wortlos auf ein Element und beginnen.
    Mit dem Werkzeug in der Hand greift sie zwischen die Stäbe, krümmt ihr Handgelenk nach Kräften und steckt die abgerundete Spitze der Klinge in den Schlitz im runden Kopf der Schraube.
    Zwischen seinem Daumen und seinem Zeigefinger hält Riddle die eckige Mutter fest, in der die Schraube sitzt, in der Wanne des Käfigs. Seine kleinen schwarzen Hände sind kräftig, und kräftig müssen sie auch sein, als Puzzle die Schraube zu drehen beginnt.
    Während Puzzle die bewegliche Schraube Windung für Windung aus der starren Mutter herausdreht, die Riddle mit beiden Händen festhält, entsteht ab und zu ein Schaben, ein kurzes Quietschen, doch die leisen Geräusche sind kaum lauter als ein Flüstern in der Stille und der Mann, der draußen Wache steht, wird sie niemals hören.
    Als die Schraube gelockert ist, legt Puzzle das Werkzeug hin und dreht sie mit den Fingern, um sie leichter auffangen zu können, wenn sie sich endgültig löst, damit sie nicht klappernd in die Wanne fällt, auf der der Käfig steht.
    Die Mutter lässt die Schraube los, und ein Viertel des Weges in die Freiheit ist

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