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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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hatte seit vielen Jahren nichts so Schmackhaftes gegessen.
    Als zweiten Gang gab es eine Scheibe Gemüsesülze mit fein gehackten Karotten und Sellerie. Tom rechnete nicht damit, dass er das mögen würde, doch es schmeckte ihm gut.
    Darauf folgten gebratene Fischpastetchen aus zerpflücktem Heilbutt, gestampften Kartoffeln, Eiern und klein gehackten Zwiebeln. Dazu gab es Butterbohnen und Rote Bete.
    Tom Bigger hatte seit über dreißig Jahren keine Hausmannskost mehr gegessen. In Anbetracht der Tatsache, dass er täglich mehr Kalorien trank als aß, wunderte es ihn, dass sein geschrumpfter Magen plötzlich Raum für alles bot, was ihm aufgetischt wurde.
    Josef und Hannah übernahmen den größten Teil des Gesprächs, oder so erschien es Tom zumindest, aber noch
erstaunlicher als die Kapazität seines Magens war die Tatsache, dass er ihnen erzählte, wohin er ging und was er dort zu erreichen hoffte. Dabei verriet er anderen Menschen nie etwas über sich selbst – wenigstens bis jetzt.
    Er erzählte ihnen nichts von dem Vorfall auf der Klippe über dem Meer und auch nichts von den Kojoten. Diese Dinge würde er für sich behalten, bis er bewiesen hatte, dass er die Reise zurücklegen und die Aufgabe zu Ende führen konnte.
    Beim Nachtisch – es gab Zitronencremetorte – erbot sich Josef, Tom nach dem Essen an das Ziel seiner Reise zu fahren. Tom lehnte auf sechs verschiedene Arten dankend ab. Obwohl er es unterlassen hatte, den Gefallen anzunehmen, den sie ihm tun wollten, begannen seine Gastgeber über die beste Wegstrecke und die geschätzte Fahrzeit zu reden – zwei Stunden –, als würden Josef und Tom demnächst aufbrechen.
    Als Tom seine Sorge äußerte, dass Hannah dann allein sein würde, erklärte das Paar, Francisco, der für die Abendschicht angestellt war, säße bereits unten am Empfang. Und für den Notfall lebte ihre Tochter Rebecca mit ihrer Familie nur fünfzehn Minuten entfernt.
    Tom fand einen siebten Grund dafür, dass er höflich ablehnen musste, und beharrte darauf, das Angebot sei zu großzügig, doch als sie den Nachtisch aufgegessen hatten, drängte Hannah Josef, er solle » bentschen und sich auf die Socken machen«. Wie sich herausstellte, meinte sie mit Bentschen , er solle einen Segen sprechen, das Tischgebet nach dem Essen, und anschließend ging Josef ins Bad, um »Mutter Natur zu grüßen«. Tom benutzte die Gästetoilette.
Hannah erwartete sie bereits an der Wohnungstür und umarmte sie beide nacheinander. Dann folgte Tom Josef die Treppe hinunter, durch das Büro des Motels und zur Tür hinaus. Dort stand mit laufendem Motor eine dreißig Jahre alte Mercedes-Limousine, die Francisco vorgefahren hatte. Der Angestellte holte auch Toms Rucksack aus seinem Zimmer, stellte ihn in den Kofferraum und versorgte die Männer mit vier Flaschen kaltem Wasser in einer Kühltasche, für den Fall, dass sie auf der Fahrt durstig wurden. Er winkte ihnen noch nach, als sie vom Parkplatz des Hotels fuhren und auf die Schnellstraße nach Norden einbogen.
    Tom hatte lange Zeit Angst davor gehabt, die Schwelle eines neuen Ortes erstmals zu überschreiten, damit es zu keiner Begegnung mit der falschen Person kam, mit jemandem, der ihn tief bewegte und eine Veränderung in ihm erzwungen hatte. In seiner grauen Strickjacke und der Fliege und weiterhin mit Pantoffeln an den Füßen – »weil sie beim Fahren bequemer sind als Schuhe, und wenn Sie erst mal in mein Alter kommen, um das mich Methusalem beneiden würde, dann werden Sie merken, dass man eben größeren Wert auf Bequemlichkeit legt als auf Eleganz« – war Josef Yurashalmi diese falsche Person, die Verkörperung von Tom Biggers Furcht.
    Obwohl Tom lange Zeit so gut wie humorlos gewesen war, hätte ihn die Erkenntnis, dass sich ausgerechnet dieser reizende alte Mann als der gefürchtete Agent der Apokalypse erwies, unter anderen Umständen zum Lachen gebracht. Aber er war jetzt nicht mehr zehn Tagesmärsche von der Aufgabe entfernt, die er bewältigen
musste; in nur zwei Stunden würde er dort ankommen. Er hatte Jahrzehnte als Feigling verbracht, und jetzt, da eine belastende Konfrontation rasch näher rückte, gab es keine Quelle des Muts, die er anzapfen konnte.

61
    In dem Raum kommen und gehen die Menschen den ganzen Tag lang. Die Aufregung ist groß, doch die Stimmen sind häufig gedämpft.
    Das Licht strahlt hell, aber nicht so hell wie das Licht ihres Werdens. Dennoch würde die Nacht schöner sein, der runde, volle Mond und all die

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