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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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irgendein Thema sagt, das sei jetzt ›wissenschaftlich geklärt‹, dann hat er aufgehört, Wissenschaftler zu sein, und ist
zum Evangelisten der einen oder anderen Sekte geworden. Die gesamte Wissenschaftsgeschichte lehrt, dass in den Naturwissenschaften nichts je geklärt ist. Laufend werden neue Entdeckungen gemacht, die alte Gewissheiten auf den Kopf stellen.«
    »Liegt das nicht auf der Hand?«, fragte Cammy.
    »Die meisten Menschen neigen zu dem Glauben, dass die wissenschaftlichen Theorien ihrer Zeit die richtigen sind und dass den Wissenschaftlern somit nur noch eine einzige Aufgabe bleibt – Möglichkeiten zu finden, wie sie jetzt, da sie die Gesetze, Strukturen und Mechanismen der Natur restlos durchschaut haben, wunderbare neue Technologien entwickeln. Sogar viele Naturwissenschaftler erliegen der Illusion, dass sie im Zeitalter der endgültigen Aufklärung leben. Sie engagieren sich derart für eine bestimmte Theorie, dass sie ihre gesamte Karriere damit verbringen, sie zunehmend verzweifelter zu verteidigen, während diese von neuen Entdeckungen immer rascher unterminiert wird.«
    Da er sowohl von Lamar als auch von Cammy Zuwendung erfuhr, seufzte der Wolfshund zufrieden, doch im Gesprächszusammenhang schien es, als wolle er damit ausdrücken, wie sehr ihn die Wissenschaftler frustrierten, von denen Lamar sprach.
    »Die Theorie des Aristoteles, dass die Erschaffung des Universums kein einmaliges Ereignis war, sondern dass es schon ewig existiert, war zweitausenddreihundert Jahre lang die einhellige wissenschaftliche Auffassung. Dann haben wir in den frühen fünfziger Jahren entdeckt, dass sich das Universum ausdehnt und durch die Kraft des Urknalls,
durch den es entstanden ist, immer weiter nach außen getrieben wird. Was man zweitausenddreihundert Jahre lang wusste , war falsch. Selbst im späteren neunzehnten Jahrhundert glaubte man noch, lebende Organismen könnten sich spontan aus toter Materie bilden – Insekten aus faulendem Gemüse oder Viehdung, um ein Beispiel zu nennen. Wie aberwitzig das heute klingt. Und vieles von dem, was wir jetzt zu wissen glauben, wird in einhundert oder zweihundert Jahren ebenso aberwitzig erscheinen.«
    »Wenn Puzzle und Riddle das Ende von etwas und den Anfang von etwas anderem markieren«, sagte Grady, »was endet dann?«
    »Darwins Evolution.«
    »Aber die ist bewiesen. Durch die Fossilienfunde und deren Altersbestimmung.«
    »Die gibt es nicht«, sagte Lamar. »Darwin wusste das. Er hat es mit der Behauptung begründet, die Paläontologen hätten noch nicht an den richtigen Orten gesucht. Er hat vorausgesagt, in hundert Jahren würden sie Tausende von Versionen bestehender Arten gefunden haben, die keine Zukunft hatten und von der Natur durch Selektion ausgeschieden wurden. Mehr als hundertfünfzig Jahre später ist nicht ein einziges derartiges Fossil gefunden worden.«
    Als Grady einen Stuhl an eine dritte Seite von Merlin zog und den breiten Rücken des Wolfshundes streichelte, sagte Cammy: »Aber die Evolution selbst, eine Spezies, die sich an ihre Umgebung anpasst und sich im Lauf der Zeit verändert – dafür gibt es in dem einen oder anderen
Fall den Nachweis durch Fossilienfunde. Zumindest beim Pferd und beim Wal.«
    Lamar schüttelte den Kopf. »Sie sagen: Hier sind Fossilien, die das Pferd in Stadien seiner Evolution zeigen. Aber sie vermuten nur, dass die Fossilien verwandt sind. Diese Fossilien könnten mit größerer Wahrscheinlichkeit verschiedenen Arten angehören, statt Stadien ein und derselben Art zu sein. Damit ist nichts bewiesen. Die anderen Arten sind im Lauf der Zeit eben ausgestorben. Das Pferd nicht. Und die Annahme, dass diese Fossilien in der richtigen Reihenfolge angeordnet sind und bei gewissen Merkmalen Fortschritte zeigen, lässt sich nicht durch Beweise stützen. Weder die Kohlenstoffanalyse noch irgendeine andere Methode zur Bestimmung des Zeitalters, aus dem ein Fossil stammt, ist präzise genug, um diese zeitliche Anordnung zu belegen. Auch hier geht man wieder von der Annahme aus, dass sie in diese Reihenfolge gehören, aber bloße Annahmen kann man nicht als Wissenschaft bezeichnen. Verstehen Sie mich richtig, ich will damit nicht auf einen Gottesbeweis hinaus.«
    »Was wollen Sie denn dann damit beweisen?«, fragte Grady.
    »Wie ich zu Gott stehe, ist meine persönliche Angelegenheit«, sagte Lamar, »aber das hat nichts mit der Meinung zu tun, die ich hier vertrete. An Darwins Evolutionstheorie nehme ich als Mathematiker

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