Die Unbekannten: Roman (German Edition)
gearbeiteten Korkenzieher, eine Packung leuchtend gelbe Cocktailservietten, Salz- und Pfefferstreuer in Form von Keramikpinguinen –, fügten sie es einer eklektischen Sammlung hinzu, die sie auf dem Fußboden vor der Spülmaschine angefangen hatten.
Vielleicht weil er ähnlichen Ärger wie bei dem Vorfall mit dem Jalapeño erwartete, hatte sich Merlin unter den Küchentisch zurückgezogen. Dort lag er und lugte wachsam hervor, während seine neuen Freunde die Schubladen plünderten.
Als Jardine den Wolfshund sah, sagte er: »Mr. Adams, nehmen Sie Ihren Hund bitte an die Leine.«
»Er ist harmlos«, versicherte ihm Grady.
»Korrigieren Sie mich, falls ich mich irre, aber vor gut zweihundert Jahren hat diese Rasse in Irland Wölfe gejagt, bis diese praktisch ausgerottet waren. Wölfe , um Gottes willen. Ich bin nicht bereit, einen Angriff eines Hundes von dieser Größe zu riskieren. Ich befehle Ihnen hiermit, ihn anzuleinen.«
»Eine gute Idee«, sagte der bewaffnete Agent. »Ich schließe mich Ihrer Meinung an.«
Cammy konnte sehen, dass das Wort Befehl bei Grady nicht gut ankam. Obwohl es sie immer wieder überraschte, dass ihr seine Grobheit gefiel, bereitete ihr die Drohung in dem Blick, mit dem er Jardine bedachte, ganz besondere Freude.
»Eine friedlichere Rasse oder eine mit einem sanftmütigeren Naturell werden Sie nirgends finden«, sagte Grady. »Aber ich leine ihn an, um Ihnen zu ersparen, dass Sie die Unterwäsche wechseln müssen.«
Das hast du sehr schön gesagt , dachte Cammy beifällig – und beinah hätte sie den Gedanken laut ausgesprochen.
Grady nahm ein Halsband und eine Leine von einem Haken und Merlin kroch auf dem Bauch unter dem Tisch hervor, um sich dieser Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit zu beugen.
Ungebeten tauchte ein weiterer und noch dazu besonders massiger Agent in schwarzer Uniform mit zwei Boxen für Haustiere aus dem Flur auf. Er stellte sie auf den Boden und öffnete sie.
»Der hier scheint das Männchen zu sein«, sagte Jardine. »Er könnte unruhig werden, wenn Sie sich das
Weibchen zuerst schnappen. Stecken Sie ihn also zuerst in den Käfig, Carter.«
Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Geschöpfe mit den goldenen Augen vollauf damit beschäftigt gewesen, die Küchenschubladen zu erkunden. Riddle war verblüfft, wehrte sich aber nicht, als Carter, der Agent, der als Letzter hinzugekommen war, ihn am Genick und am Schwanz packte und grob in eine der Boxen hievte.
Merlins maßvolles Knurren hätte keinen Wolf erschreckt, doch das beunruhigte Wiesel sagte zu Grady: »Nehmen Sie die Leine kürzer.«
»Ich mache das mit dem anderen«, sagte Cammy.
»Bleiben Sie bitte zurück«, sagte Jardine, und obwohl er bitte sagte, war es eine Warnung. »Diese Tiere gehören jetzt uns und wir befassen uns mit ihnen.«
»Aber es besteht keine Notwendigkeit, so grob mit ihnen umzugehen«, protestierte sie.
»Um das festzuhalten«, sagte Jardine, »das Tier hat weder aufgejault noch auf andere Weise bekundet, dass ihm Schmerzen verursacht wurden oder dass es sich auch nur gefürchtet hat.«
»Sie scheinen noch nicht zu wissen, dass es Dinge gibt, vor denen sie sich fürchten sollten«, sagte Cammy. »Vielleicht werden sie das ja jetzt lernen.«
Carter grapschte Puzzle von dem Stuhl und stieß sie in die zweite Box.
Wieder knurrte Merlin, aber er war zu gut erzogen, um an der Leine zu ziehen.
Cammy war so aufgebracht über diese Grobheit, dass sie sagte: »Was ist bloß mit Ihnen los? Sehen Sie sie
doch an. Sehen Sie sich an, wie schön sie sind, wie erstaunlich. «
»Ja«, erwiderte Jardine, »hübsch sind sie, sie sind sogar sehr hübsch, genau wie auf den Bildern. Aber ganz gleich, ob sie hübsch sind oder nicht, wir haben eine Aufgabe zu erledigen, und die müssen wir in Angriff nehmen.«
Die Zwischenräume zwischen den Stäben in der Tür der Box würden es Riddle nicht erlauben, durch sie hindurchzugreifen und den Riegel zurückzuschieben, aber er versuchte es trotzdem.
Aus der Gefangenschaft sahen die Tiere Cammy voller Bestürzung an, bevor jeder der uniformierten Agenten eine Box aus der Küche trug.
Die beiden Männer waren gerade erst hinausgegangen, als zwei andere den Raum betraten, einer nach dem anderen. Jeder von beiden trug einen leeren schwarzen Plastiksack.
Jardine sagte: »Mr. Adams, offiziell haben Sie fünf Schusswaffen im Haus, aber ich bin sicher, dass Sie im Besitz von weiteren sind, die erworben wurden, bevor Waffenscheine beantragt werden
Weitere Kostenlose Bücher