Die unbeugsame Braut
alles herausnehmen – das beste Beispiel ist doch unsere Mutter. Und was John angeht: Ist die Ehe erst offiziell besiegelt, kann er nicht mehr zurück.«
»Warum sollte er das wollen? John heiratet mich, weil er mich liebt.«
Louisa lachte schallend. »Du bist eine Gordon. Und in dieser Familie geht es nicht um Liebe. Rang, Titel und gesellschaftliches Ansehen
– das ist es, was allein zählt. So oder so ähnlich hast du mich am Tag meiner Hochzeit belehrt.«
Georgina stimmte in das Lachen ihrer Schwester ein. »Was für ein mieses kleines Biest ich doch damals war!«
»Und wieso glaubst du, dass du dich geändert hast?«, fragte Charlotte trocken.
Die Duchess of Gordon kam hereingerauscht. »Schon fünf vorbei, und der Geistliche aus Chenies ist noch immer nicht da. Und von Susan ist auch nichts zu sehen. Wie gut, dass dein Vater einen ordentlichen Whiskeyvorrat mitgebracht hat, damit die Männer sich stärken können, während sie warten.«
Ich bin bereit, Susan zu verzeihen, was auf Kimbolton passierte, doch es zu vergessen, das ist schwieriger. »Schade, dass Madelina nicht kommt. Wir haben sie seit Louisas Hochzeit nicht gesehen.«
»Madelina hat keinen Titel. Ihr ist nur zu gut bewusst, dass sie sich nicht mit euch anderen messen kann«, erklärte Jane.
»Aber hier findet doch kein Wettkampf statt«, meinte Georgina.
»Doch, es war einer«, widersprach Charlotte, »und du hast gewonnen.«
»Charlotte, deine Spottlust kennt keine Grenzen. Heute jedoch soll nichts mein Glück trüben.«
Als Räderrollen zu hören war, schaute Jane aus dem Fenster. »Ich glaube, der Geistliche ist angekommen, und wenn ich nicht irre, fährt gerade auch die Kutsche der Manchesters vor. Ich gebe euch noch eine Viertelstunde, dann müsst ihr euch im großen Salon präsentieren.«
Als die drei Schwestern die Treppe hinunterschritten, wurden sie bereits von ihrer Mutter erwartet. »Susan wurde auf der Fahrt übel. Sie bittet uns, ohne sie anzufangen, damit sie sich hinlegen und ausruhen kann.«
Kaum hatte Georgina den Salon betreten, als sie nur noch Augen für John hatte. Ihre Blicke trafen sich und ließen einander nicht
mehr los, auch nicht, als sie ihren Platz neben ihm einnahm. Ihr Herz jubilierte und floss vor Freude schier über. Er sah mit seinem dunklen Haar und den dunklen Augen so unwiderstehlich, so umwerfend aus, dass ihr der Atem stockte. Du bist der attraktivste Mann, dem ich je begegnet bin. Und ich bin die glücklichste Frau der Welt, weil du mich liebst.
»Geliebte in Christo …« Georgina hörte die ersten drei Worte und verlor sich sodann in beseligenden Fantasien. Johns hochgewachsene, eindrucksvolle Erscheinung an ihrer Seite versetzte sie in einen geradezu euphorischen Glückszustand.
»Ja.«
Sie blickte zu ihm auf, und ihr wurde klar, dass er eben seinen Liebes- und Treueschwur geleistet hatte. Kerzenlicht fiel auf seinen dunklen Kopf, und sein ernster Ton berührte sie tief. Dann hörte sie den Geistlichen fragen, ob sie John gehorchen, ihm dienen, ihn lieben, ehren und ihm für immer die Treue halten wolle. Mit einem bekräftigenden Blick in Johns Augen gab sie ohne Zögern ihr Jawort.
Als Alexander, Duke of Gordon, vortrat und die Hand seiner Tochter in Johns legte, übergab er sie symbolisch ihrem Ehemann – eine Geste, die in ihr eine Woge der Zärtlichkeit für den Vater auslöste, den sie immer geliebt hatte.
»Ich, John, nehme dich, Georgina, zu meiner angetrauten Frau.«
Das sind die schönsten Worte, die du je zu mir gesagt hast. Sie lauschte aufmerksam und sprach dann ihr Gelöbnis leise und voller Inbrunst, wobei jedes einzelne Wort von Herzen kam.
John streifte ihr den breiten Goldring über den Finger. »Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau, mit meinem Körper ehre ich dich. Was mein ist, soll dein sein.«
Der Geistliche erklärte sie daraufhin feierlich zu Mann und Frau.
Es ist vollbracht – wir sind verheiratet! Sie hob ihren Schleier, und als John den Kopf neigte und mit seinen Lippen ihren Mund streifte, lief ein erregender Schauer ihr Rückgrat entlang.
Das frisch getraute Paar wurde sofort von Gratulanten umringt. Die Herren beglückwünschten John, und Charlotte nahm als Erste ihre jüngste Schwester in die Arme. »Viel Glück, Mrs. Russell.«
»Danke. Georgina Russell ist ein wunderschöner Name.«
Louisa umarmte und küsste sie, und dann war die Mutter an der Reihe. »Du sollst wissen, dass mein Stolz keine Grenzen kennt, weil meine Tochter soeben
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